Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_151.001 Wie schon oben erwähnt, muß die Form des Romans pkl_151.007 §. 217. Die Novelle verhält sich zum Roman, pkl_151.017 pkl_151.001 Wie schon oben erwähnt, muß die Form des Romans pkl_151.007 §. 217. Die Novelle verhält sich zum Roman, pkl_151.017 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0177" n="151"/><lb n="pkl_151.001"/> finden. Ferner hat der Dichter seine Aufmerksamkeit <lb n="pkl_151.002"/> auf bestimmte <hi rendition="#g">Zeichnung</hi> und <hi rendition="#g">Haltung</hi> der <lb n="pkl_151.003"/> <hi rendition="#g">Charaktere</hi> und auf eine <hi rendition="#g">lebendige, blühende,</hi> <lb n="pkl_151.004"/> die <hi rendition="#g">Phantasie anregende</hi> und <hi rendition="#g">beschäftigende <lb n="pkl_151.005"/> Sprache</hi> zu richten.</p> <lb n="pkl_151.006"/> <p> Wie schon oben erwähnt, muß die <hi rendition="#g">Form</hi> des Romans <lb n="pkl_151.007"/> immer die <hi rendition="#g">Prosa</hi> sein, doch bleibt es dem Dichter <lb n="pkl_151.008"/> überlassen, ob er seinen Gegenstand <hi rendition="#g">erzählend, <lb n="pkl_151.009"/> dialogisch</hi> oder <hi rendition="#g">epistolarisch</hi> behandeln will. Ersteres <lb n="pkl_151.010"/> ist das Gewöhnlichste, das dem epischen Charakter <lb n="pkl_151.011"/> Entsprechendste; durch die dialogische Form nähert sich <lb n="pkl_151.012"/> der Roman dem Drama, durch die epistolarische gewissermaaßen <lb n="pkl_151.013"/> der Lyrik. — Auch die Einstreuung von <lb n="pkl_151.014"/> Gedichten bleibt, wenn sie nur naturgemäß zum Ganzen <lb n="pkl_151.015"/> paßt, unverwehrt.</p> <lb n="pkl_151.016"/> <p> §. 217. Die <hi rendition="#g">Novelle</hi> verhält sich zum Roman, <lb n="pkl_151.017"/> wie die poetische Erzählung zum Epos. Sie beschränkt <lb n="pkl_151.018"/> sich mehr auf eine <hi rendition="#g">einzelne</hi> Begebenheit von poetischem <lb n="pkl_151.019"/> Jnteresse und führt den Leser <hi rendition="#g">gleich mitten <lb n="pkl_151.020"/> in die Verhältnisse hinein.</hi> Die Handlung schreitet <lb n="pkl_151.021"/> in ihr weit rascher vorwärts, als im Roman, weshalb <lb n="pkl_151.022"/> ihr auch eine mehr <hi rendition="#g">aphoristische</hi> Darstellung <lb n="pkl_151.023"/> eigenthümlich ist. Das Alles verschafft ihr, abgesehen <lb n="pkl_151.024"/> von der Begebenheit selbst, die allerdings auch an sich <lb n="pkl_151.025"/> interessant sein muß, einen eigenthümlichen Reiz: sie <lb n="pkl_151.026"/> versetzt den Leser in eine angenehme Spannung und <lb n="pkl_151.027"/> Aufregung und befriedigt dieselbe dann in überraschender <lb n="pkl_151.028"/> Weise. Was den Stoff und die Darstellung angeht, <lb n="pkl_151.029"/> so gilt das bei dem Roman in dieser Beziehung <lb n="pkl_151.030"/> Gesagte auch für sie; selbst die Eintheilungen und Benennungen <lb n="pkl_151.031"/> desselben hat man auf sie übertragen. — </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0177]
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finden. Ferner hat der Dichter seine Aufmerksamkeit pkl_151.002
auf bestimmte Zeichnung und Haltung der pkl_151.003
Charaktere und auf eine lebendige, blühende, pkl_151.004
die Phantasie anregende und beschäftigende pkl_151.005
Sprache zu richten.
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Wie schon oben erwähnt, muß die Form des Romans pkl_151.007
immer die Prosa sein, doch bleibt es dem Dichter pkl_151.008
überlassen, ob er seinen Gegenstand erzählend, pkl_151.009
dialogisch oder epistolarisch behandeln will. Ersteres pkl_151.010
ist das Gewöhnlichste, das dem epischen Charakter pkl_151.011
Entsprechendste; durch die dialogische Form nähert sich pkl_151.012
der Roman dem Drama, durch die epistolarische gewissermaaßen pkl_151.013
der Lyrik. — Auch die Einstreuung von pkl_151.014
Gedichten bleibt, wenn sie nur naturgemäß zum Ganzen pkl_151.015
paßt, unverwehrt.
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§. 217. Die Novelle verhält sich zum Roman, pkl_151.017
wie die poetische Erzählung zum Epos. Sie beschränkt pkl_151.018
sich mehr auf eine einzelne Begebenheit von poetischem pkl_151.019
Jnteresse und führt den Leser gleich mitten pkl_151.020
in die Verhältnisse hinein. Die Handlung schreitet pkl_151.021
in ihr weit rascher vorwärts, als im Roman, weshalb pkl_151.022
ihr auch eine mehr aphoristische Darstellung pkl_151.023
eigenthümlich ist. Das Alles verschafft ihr, abgesehen pkl_151.024
von der Begebenheit selbst, die allerdings auch an sich pkl_151.025
interessant sein muß, einen eigenthümlichen Reiz: sie pkl_151.026
versetzt den Leser in eine angenehme Spannung und pkl_151.027
Aufregung und befriedigt dieselbe dann in überraschender pkl_151.028
Weise. Was den Stoff und die Darstellung angeht, pkl_151.029
so gilt das bei dem Roman in dieser Beziehung pkl_151.030
Gesagte auch für sie; selbst die Eintheilungen und Benennungen pkl_151.031
desselben hat man auf sie übertragen. —
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