Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_005.001 Erster Abschnitt. pkl_005.002 pkl_005.005[Abbildung] pkl_005.003 Prosodik oder Lehre von der Messung (Wägung) pkl_005.004 der Silben. §. 6. Man theilt in der deutschen Verslehre die pkl_005.006 Um zu erkennen, ob eine Silbe lang oder kurz pkl_005.009 1) ihre Qualität -- und zwar a. bei mehrsilbigen pkl_005.011 Die Stammsilben sind an und für sich lang pkl_005.017 Anmerkung. Eine Ausnahme macht das Wort lebendig. pkl_005.020 pkl_005.001 Erster Abschnitt. pkl_005.002 pkl_005.005[Abbildung] pkl_005.003 Prosodik oder Lehre von der Messung (Wägung) pkl_005.004 der Silben. §. 6. Man theilt in der deutschen Verslehre die pkl_005.006 Um zu erkennen, ob eine Silbe lang oder kurz pkl_005.009 1) ihre Qualität — und zwar a. bei mehrsilbigen pkl_005.011 Die Stammsilben sind an und für sich lang pkl_005.017 Anmerkung. Eine Ausnahme macht das Wort lebendig. pkl_005.020 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0031" n="E5"/> </div> <div n="3"> <lb n="pkl_005.001"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erster Abschnitt</hi>. <lb n="pkl_005.002"/><figure/><lb n="pkl_005.003"/> Prosodik oder Lehre von der Messung (Wägung) <lb n="pkl_005.004"/> der Silben.</hi> </head> <lb n="pkl_005.005"/> <p> §. 6. <hi rendition="#in">M</hi>an theilt in der deutschen Verslehre die <lb n="pkl_005.006"/> <hi rendition="#g">Silben</hi> in <hi rendition="#g">zwei Hauptklassen,</hi> nämlich in <hi rendition="#g">lange</hi> <lb n="pkl_005.007"/> und <hi rendition="#g">kurze,</hi> richtiger: <hi rendition="#g">schwere</hi> und <hi rendition="#g">leichte</hi> Silben.</p> <lb n="pkl_005.008"/> <p> Um zu <hi rendition="#g">erkennen,</hi> ob eine Silbe <hi rendition="#g">lang</hi> oder <hi rendition="#g">kurz <lb n="pkl_005.009"/> (schwer</hi> oder <hi rendition="#g">leicht</hi>) ist, hat man zu berücksichtigen:</p> <lb n="pkl_005.010"/> <p> 1) <hi rendition="#g">ihre Qualität</hi> — und zwar <hi rendition="#aq">a</hi>. bei mehrsilbigen <lb n="pkl_005.011"/> Wörtern, ob sie eine <hi rendition="#g">Haupt-</hi> und <hi rendition="#g">Stammsilbe</hi> <lb n="pkl_005.012"/> oder eine <hi rendition="#g">Nebensilbe</hi> (Vor- oder Nachsilbe) ist, <lb n="pkl_005.013"/> <hi rendition="#aq">b</hi>. bei einsilbigen Wörtern, ob sie eine mehr oder weniger <lb n="pkl_005.014"/> wesentliche Bedeutung hat und zu welcher Wortart <lb n="pkl_005.015"/> sie gehört.</p> <lb n="pkl_005.016"/> <p> Die <hi rendition="#g">Stamm</hi>silben sind <hi rendition="#g">an</hi> und <hi rendition="#g">für sich lang</hi> <lb n="pkl_005.017"/> (schwer), die <hi rendition="#g">Neben</hi>silben, sofern sie nicht aus selbstständigen <lb n="pkl_005.018"/> Wörtern entstanden, <hi rendition="#g">kurz</hi> (leicht).</p> <lb n="pkl_005.019"/> <p><hi rendition="#g">Anmerkung.</hi> Eine Ausnahme macht das Wort <hi rendition="#g">lebendig.</hi> <lb n="pkl_005.020"/> Hier ist die erste Silbe die Stammsilbe, die zweite und <lb n="pkl_005.021"/> dritte sind Nebensilben. Dennoch legt der Sprachgebrauch den <lb n="pkl_005.022"/> Nachdruck auf die zweite Silbe, wodurch dieselbe lang und die <lb n="pkl_005.023"/> Stammsilbe kurz wird. — Die Vorsilben <hi rendition="#g">ur, miß, ant, un, <lb n="pkl_005.024"/> vor, auf, an, nach</hi> (häufig auch <hi rendition="#g">um</hi> &c.) sind <hi rendition="#g">lang.</hi> Die <lb n="pkl_005.025"/> Nachsiilben <hi rendition="#g">haft, schaft, keit, heit, bar, sam, sal, <lb n="pkl_005.026"/> thum, lein, in, niß, ung, ei, isch, icht, zig, lich,</hi> so </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E5/0031]
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Erster Abschnitt. pkl_005.002
[Abbildung]
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Prosodik oder Lehre von der Messung (Wägung) pkl_005.004
der Silben. pkl_005.005
§. 6. Man theilt in der deutschen Verslehre die pkl_005.006
Silben in zwei Hauptklassen, nämlich in lange pkl_005.007
und kurze, richtiger: schwere und leichte Silben.
pkl_005.008
Um zu erkennen, ob eine Silbe lang oder kurz pkl_005.009
(schwer oder leicht) ist, hat man zu berücksichtigen:
pkl_005.010
1) ihre Qualität — und zwar a. bei mehrsilbigen pkl_005.011
Wörtern, ob sie eine Haupt- und Stammsilbe pkl_005.012
oder eine Nebensilbe (Vor- oder Nachsilbe) ist, pkl_005.013
b. bei einsilbigen Wörtern, ob sie eine mehr oder weniger pkl_005.014
wesentliche Bedeutung hat und zu welcher Wortart pkl_005.015
sie gehört.
pkl_005.016
Die Stammsilben sind an und für sich lang pkl_005.017
(schwer), die Nebensilben, sofern sie nicht aus selbstständigen pkl_005.018
Wörtern entstanden, kurz (leicht).
pkl_005.019
Anmerkung. Eine Ausnahme macht das Wort lebendig. pkl_005.020
Hier ist die erste Silbe die Stammsilbe, die zweite und pkl_005.021
dritte sind Nebensilben. Dennoch legt der Sprachgebrauch den pkl_005.022
Nachdruck auf die zweite Silbe, wodurch dieselbe lang und die pkl_005.023
Stammsilbe kurz wird. — Die Vorsilben ur, miß, ant, un, pkl_005.024
vor, auf, an, nach (häufig auch um &c.) sind lang. Die pkl_005.025
Nachsiilben haft, schaft, keit, heit, bar, sam, sal, pkl_005.026
thum, lein, in, niß, ung, ei, isch, icht, zig, lich, so
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