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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.

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wie alle aus noch jetzt gangbaren Adjektiven &c. gebildeten, pkl_006.002
haben wenigstens mehr oder minder Neigung zur Länge.

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Unter den einsilbigen Wörtern sind die mehr pkl_006.004
wesentlichen
an und für sich lang, z. B. alle einsilbigen pkl_006.005
Substantive, Adjective und Zahlwörter, -- die pkl_006.006
weniger wesentlichen kurz, z. B. alle einsilbigen pkl_006.007
Artikel, viele einsilbige Fürwörter, Verhältniß-, Umstands- pkl_006.008
und Bindewörter, wogegen andere zu diesen pkl_006.009
Arten gehörige einsilbige Wörter lang, die meisten aber pkl_006.010
unbestimmt sind. Auch die von Hülfszeitwörtern pkl_006.011
abgeleiteten einsilbigen Wörtchen (ist, war, hat &c.) pkl_006.012
sind meist als kurz, die übrigen einsilbigen Zeitwörter pkl_006.013
dagegen als lang anzusehen.

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§. 7. 2) ihre Betonung -- ob sie betont pkl_006.015
(hochtonig
oder tieftonig), tonlos oder mitteltonig pkl_006.016
ist. -- (Tonlose oder ganz unbetonte Silben pkl_006.017
im vollen Sinne dieses Prädikats giebts natürlich pkl_006.018
nicht, da zum Aussprechen jeder Silbe ein Ton erforderlich pkl_006.019
ist: man versteht darunter nur die, auf welche pkl_006.020
verhältnißmäßig am wenigsten Nachdruck gelegt pkl_006.021
wird.) -- Bei richtiger Aussprache einzelner und nicht pkl_006.022
zusammengesetzter Wörter ist die Betonung (also der pkl_006.023
Wortaccent) fast immer der Qualität der Silben pkl_006.024
entsprechend. -- Die betonten Silben sind lang, die pkl_006.025
tonlosen kurz, die mitteltonigen an und für sich unbestimmt, pkl_006.026
bald lang, bald kurz.

pkl_006.027

Beispiel: Männerfreundschaft.

pkl_006.028

Hier sind die erste und dritte Silbe betont (die pkl_006.029
erste hochtonig, die dritte tieftonig, beide auch zugleich pkl_006.030
Haupt- und Stammsilben), daher lang; die pkl_006.031
zweite Silbe ist tonlos (und Nebensilbe), daher kurz,

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wie alle aus noch jetzt gangbaren Adjektiven &c. gebildeten, pkl_006.002
haben wenigstens mehr oder minder Neigung zur Länge.

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Unter den einsilbigen Wörtern sind die mehr pkl_006.004
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(hochtonig
oder tieftonig), tonlos oder mitteltonig pkl_006.016
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Beispiel: Männerfreundschaft.

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Hier sind die erste und dritte Silbe betont (die pkl_006.029
erste hochtonig, die dritte tieftonig, beide auch zugleich pkl_006.030
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Zitationshilfe: Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/32>, abgerufen am 24.04.2024.