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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.

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16) Oder, der Weisheit voll, Lehrsprüche den Hörenden einprägt,

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17) Oder geselliger Hirten Jdyllien lieblich umflüstert. --

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18) Heil dir, Pfleger Homers! Ehrwürdiger Mund der Orakel!

pkl_031.004

19) Dein will ferner gedenken ich noch, und andern Gesanges.

pkl_031.005

A. W. Schlegel.

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§. 46. Die Cäsuren des Hexameters sind sehr pkl_031.007
mannichfaltig. Als wesentliche Cäsuren, deren jeder pkl_031.008
richtige Hexameter mindestens eine haben muß, gelten pkl_031.009
folgende:

pkl_031.010

1) nach der ersten Länge des dritten Taktes. pkl_031.011
Vers 4 des obigen Gedichtes;

pkl_031.012

2) nach der ersten Kürze des dritten Taktes. Vers 8;

pkl_031.013

3) nach der ersten Länge des vierten Taktes. Bei pkl_031.014
den Alten und den besten Neuern tritt neben dieser pkl_031.015
Cäsur noch eine andere auf, und zwar nach der ersten pkl_031.016
Länge des zweiten Taktes. Vers 15.

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Von den vielen Nebencäsuren (deren eine für die pkl_031.018
Fälle unter 2 und 3 immer wünschenswerth ist) erwähnen pkl_031.019
wir nur noch die bucolysche, die mit dem pkl_031.020
Ende des vierten Taktes eintritt und ihren Namen pkl_031.021
von der häufigen Anwendung in den bucolyschen (idyllischen) pkl_031.022
Gedichten der Alten herschreibt. Vers 17.

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§. 47. Ob die Anwendung des Trochäus im pkl_031.024
Hexameter zulässig sei oder nicht, darüber herrschen pkl_031.025
verschiedene Meinungen. Für den Gebrauch desselben pkl_031.026
sprechen durch ihre Werke Göthe, Platen u. a., dagegen pkl_031.027
A. W. Schlegel, dem sich nach seinem Vorgange pkl_031.028
in der Elegie "Rom" viele neuere Dichter angeschlossen pkl_031.029
haben. Sollen Trochäen angewandt werden, pkl_031.030
so wird immer darauf zu achten sein, daß nicht mehrere pkl_031.031
derselben auf einander folgen, und daß die lange

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16) Oder, der Weisheit voll, Lehrsprüche den Hörenden einprägt,

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17) Oder geselliger Hirten Jdyllien lieblich umflüstert. —

pkl_031.003

18) Heil dir, Pfleger Homers! Ehrwürdiger Mund der Orakel!

pkl_031.004

19) Dein will ferner gedenken ich noch, und andern Gesanges.

pkl_031.005

A. W. Schlegel.

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§. 46. Die Cäsuren des Hexameters sind sehr pkl_031.007
mannichfaltig. Als wesentliche Cäsuren, deren jeder pkl_031.008
richtige Hexameter mindestens eine haben muß, gelten pkl_031.009
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1) nach der ersten Länge des dritten Taktes. pkl_031.011
Vers 4 des obigen Gedichtes;

pkl_031.012

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pkl_031.013

3) nach der ersten Länge des vierten Taktes. Bei pkl_031.014
den Alten und den besten Neuern tritt neben dieser pkl_031.015
Cäsur noch eine andere auf, und zwar nach der ersten pkl_031.016
Länge des zweiten Taktes. Vers 15.

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Von den vielen Nebencäsuren (deren eine für die pkl_031.018
Fälle unter 2 und 3 immer wünschenswerth ist) erwähnen pkl_031.019
wir nur noch die bucolysche, die mit dem pkl_031.020
Ende des vierten Taktes eintritt und ihren Namen pkl_031.021
von der häufigen Anwendung in den bucolyschen (idyllischen) pkl_031.022
Gedichten der Alten herschreibt. Vers 17.

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§. 47. Ob die Anwendung des Trochäus im pkl_031.024
Hexameter zulässig sei oder nicht, darüber herrschen pkl_031.025
verschiedene Meinungen. Für den Gebrauch desselben pkl_031.026
sprechen durch ihre Werke Göthe, Platen u. a., dagegen pkl_031.027
A. W. Schlegel, dem sich nach seinem Vorgange pkl_031.028
in der Elegie „Rom“ viele neuere Dichter angeschlossen pkl_031.029
haben. Sollen Trochäen angewandt werden, pkl_031.030
so wird immer darauf zu achten sein, daß nicht mehrere pkl_031.031
derselben auf einander folgen, und daß die lange

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[31/0057] pkl_031.001 16) Oder, der Weisheit voll, Lehrsprüche den Hörenden einprägt, pkl_031.002 17) Oder geselliger Hirten Jdyllien lieblich umflüstert. — pkl_031.003 18) Heil dir, Pfleger Homers! Ehrwürdiger Mund der Orakel! pkl_031.004 19) Dein will ferner gedenken ich noch, und andern Gesanges. pkl_031.005 A. W. Schlegel. pkl_031.006 §. 46. Die Cäsuren des Hexameters sind sehr pkl_031.007 mannichfaltig. Als wesentliche Cäsuren, deren jeder pkl_031.008 richtige Hexameter mindestens eine haben muß, gelten pkl_031.009 folgende: pkl_031.010 1) nach der ersten Länge des dritten Taktes. pkl_031.011 Vers 4 des obigen Gedichtes; pkl_031.012 2) nach der ersten Kürze des dritten Taktes. Vers 8; pkl_031.013 3) nach der ersten Länge des vierten Taktes. Bei pkl_031.014 den Alten und den besten Neuern tritt neben dieser pkl_031.015 Cäsur noch eine andere auf, und zwar nach der ersten pkl_031.016 Länge des zweiten Taktes. Vers 15. pkl_031.017 Von den vielen Nebencäsuren (deren eine für die pkl_031.018 Fälle unter 2 und 3 immer wünschenswerth ist) erwähnen pkl_031.019 wir nur noch die bucolysche, die mit dem pkl_031.020 Ende des vierten Taktes eintritt und ihren Namen pkl_031.021 von der häufigen Anwendung in den bucolyschen (idyllischen) pkl_031.022 Gedichten der Alten herschreibt. Vers 17. pkl_031.023 §. 47. Ob die Anwendung des Trochäus im pkl_031.024 Hexameter zulässig sei oder nicht, darüber herrschen pkl_031.025 verschiedene Meinungen. Für den Gebrauch desselben pkl_031.026 sprechen durch ihre Werke Göthe, Platen u. a., dagegen pkl_031.027 A. W. Schlegel, dem sich nach seinem Vorgange pkl_031.028 in der Elegie „Rom“ viele neuere Dichter angeschlossen pkl_031.029 haben. Sollen Trochäen angewandt werden, pkl_031.030 so wird immer darauf zu achten sein, daß nicht mehrere pkl_031.031 derselben auf einander folgen, und daß die lange

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Zitationshilfe: Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/57>, abgerufen am 05.05.2024.