Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Und dem Amphitryon mir unterschied. War er's, dem ich zu eigen mich gegeben, Warum stets den Geliebten nennt' er sich, Den Dieb nur, welcher bei mir nascht? Fluch mir, Die ich leichtsinnig diesem Scherz gelächelt, Kam er mir aus des Gatten Munde nicht. Charis. Quält euch mit übereiltem Zweifel nicht. Hat nicht Amphitryon den Zug selbst anerkannt? Als ihr ihm heut das Diadem gezeigt? Gewiß, hier ist ein Irrthum, beste Fürstin. Wenn dieses fremde Zeichen ihn nicht irrte, So folgt, daß es dem Steine eigen ist, Und Wahn hat gestern uns getäuscht, geblen- det; Doch heut ist Alles, wie es soll. Alkmene. Und wenn er's flüchtig nur betrachtet hätte, Und jetzt mit allen Feldherr'n wiederkehrte, Und die Behauptung rasend wiederholte,
Und dem Amphitryon mir unterſchied. War er’s, dem ich zu eigen mich gegeben, Warum ſtets den Geliebten nennt’ er ſich, Den Dieb nur, welcher bei mir naſcht? Fluch mir, Die ich leichtſinnig dieſem Scherz gelaͤchelt, Kam er mir aus des Gatten Munde nicht. Charis. Quaͤlt euch mit uͤbereiltem Zweifel nicht. Hat nicht Amphitryon den Zug ſelbſt anerkannt? Als ihr ihm heut das Diadem gezeigt? Gewiß, hier iſt ein Irrthum, beſte Fuͤrſtin. Wenn dieſes fremde Zeichen ihn nicht irrte, So folgt, daß es dem Steine eigen iſt, Und Wahn hat geſtern uns getaͤuſcht, geblen- det; Doch heut iſt Alles, wie es ſoll. Alkmene. Und wenn er’s fluͤchtig nur betrachtet haͤtte, Und jetzt mit allen Feldherr’n wiederkehrte, Und die Behauptung raſend wiederholte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ALK"> <p><pb facs="#f0108" n="92"/> Und dem Amphitryon mir unterſchied.<lb/> War er’s, dem ich zu eigen mich gegeben,<lb/> Warum ſtets den Geliebten nennt’ er ſich,<lb/> Den Dieb nur, welcher bei mir naſcht? Fluch<lb/> mir,<lb/> Die ich leichtſinnig dieſem Scherz gelaͤchelt,<lb/> Kam er mir aus des Gatten Munde nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Quaͤlt euch mit uͤbereiltem Zweifel nicht.<lb/> Hat nicht Amphitryon den Zug ſelbſt anerkannt?<lb/> Als ihr ihm heut das Diadem gezeigt?<lb/> Gewiß, hier iſt ein Irrthum, beſte Fuͤrſtin.<lb/> Wenn dieſes fremde Zeichen ihn nicht irrte,<lb/> So folgt, daß es dem Steine eigen iſt,<lb/> Und Wahn hat <hi rendition="#g">geſtern</hi> uns getaͤuſcht, geblen-<lb/> det;<lb/> Doch <hi rendition="#g">heut</hi> iſt Alles, wie es ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Und wenn er’s fluͤchtig nur betrachtet haͤtte,<lb/> Und jetzt mit allen Feldherr’n wiederkehrte,<lb/> Und die Behauptung raſend wiederholte,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0108]
Und dem Amphitryon mir unterſchied.
War er’s, dem ich zu eigen mich gegeben,
Warum ſtets den Geliebten nennt’ er ſich,
Den Dieb nur, welcher bei mir naſcht? Fluch
mir,
Die ich leichtſinnig dieſem Scherz gelaͤchelt,
Kam er mir aus des Gatten Munde nicht.
Charis.
Quaͤlt euch mit uͤbereiltem Zweifel nicht.
Hat nicht Amphitryon den Zug ſelbſt anerkannt?
Als ihr ihm heut das Diadem gezeigt?
Gewiß, hier iſt ein Irrthum, beſte Fuͤrſtin.
Wenn dieſes fremde Zeichen ihn nicht irrte,
So folgt, daß es dem Steine eigen iſt,
Und Wahn hat geſtern uns getaͤuſcht, geblen-
det;
Doch heut iſt Alles, wie es ſoll.
Alkmene.
Und wenn er’s fluͤchtig nur betrachtet haͤtte,
Und jetzt mit allen Feldherr’n wiederkehrte,
Und die Behauptung raſend wiederholte,
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/108>, abgerufen am 16.07.2024. |