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Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.

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Auch kein Gedanke fürder an dich denken:
Jedoch nachher vergess' ich Jupiter.
Jupiter.
Wenn also jetzt in seinem vollen Glanze,
Gerührt durch so viel Besserung,
Der ew'g' Erschütterer der Wolken sich dir zeigte.
Geliebte! sprich, wie würdest du dich fassen?
Alkmene.
Ach, der furchtbare Augenblick! hätt' ich
Doch immer ihn gedacht nur beim Altar,
Da er so wenig von dir unterschieden.
Jupiter.
Du sahst noch sein unsterblich Antlitz nicht,
Alkmene. Ach, es wird das Herz vor ihm
In tausendfacher Seeligkeit dir aufgehn.
Was du ihm fühlen wirst, wird Glut dir dünken,
Und Eis, was du Amphitryon empfindest.
Ja, wenn er deine Seele jetzt berührte,
Und zum Olymp nun scheidend wiederkehrt,
So wirst du das Unglaubliche erfahren,
Und weinen, daß du ihm nicht folgen darfst.
Auch kein Gedanke fuͤrder an dich denken:
Jedoch nachher vergeſſ’ ich Jupiter.
Jupiter.
Wenn alſo jetzt in ſeinem vollen Glanze,
Geruͤhrt durch ſo viel Beſſerung,
Der ew’g’ Erſchuͤtterer der Wolken ſich dir zeigte.
Geliebte! ſprich, wie wuͤrdeſt du dich faſſen?
Alkmene.
Ach, der furchtbare Augenblick! haͤtt’ ich
Doch immer ihn gedacht nur beim Altar,
Da er ſo wenig von dir unterſchieden.
Jupiter.
Du ſahſt noch ſein unſterblich Antlitz nicht,
Alkmene. Ach, es wird das Herz vor ihm
In tauſendfacher Seeligkeit dir aufgehn.
Was du ihm fuͤhlen wirſt, wird Glut dir duͤnken,
Und Eis, was du Amphitryon empfindeſt.
Ja, wenn er deine Seele jetzt beruͤhrte,
Und zum Olymp nun ſcheidend wiederkehrt,
So wirſt du das Unglaubliche erfahren,
Und weinen, daß du ihm nicht folgen darfſt.
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[112/0128] Auch kein Gedanke fuͤrder an dich denken: Jedoch nachher vergeſſ’ ich Jupiter. Jupiter. Wenn alſo jetzt in ſeinem vollen Glanze, Geruͤhrt durch ſo viel Beſſerung, Der ew’g’ Erſchuͤtterer der Wolken ſich dir zeigte. Geliebte! ſprich, wie wuͤrdeſt du dich faſſen? Alkmene. Ach, der furchtbare Augenblick! haͤtt’ ich Doch immer ihn gedacht nur beim Altar, Da er ſo wenig von dir unterſchieden. Jupiter. Du ſahſt noch ſein unſterblich Antlitz nicht, Alkmene. Ach, es wird das Herz vor ihm In tauſendfacher Seeligkeit dir aufgehn. Was du ihm fuͤhlen wirſt, wird Glut dir duͤnken, Und Eis, was du Amphitryon empfindeſt. Ja, wenn er deine Seele jetzt beruͤhrte, Und zum Olymp nun ſcheidend wiederkehrt, So wirſt du das Unglaubliche erfahren, Und weinen, daß du ihm nicht folgen darfſt.

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/128>, abgerufen am 15.05.2024.