Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Mein auch dies Haus, mein die Gebieterin, Die still in seinen Räumen waltet, nennen. Es soll der ganze Weltenkreis erfahren, Daß keine Schmach Amphitryon getroffen. Und den Verdacht, den jener Thor erregt, Hier steht, wer ihn zu Schanden machen kann. -- Bald wird sich Theben hier zusammenfinden. Indessen kommt und ehrt die Tafel gütigst, Zu welcher euch Sosias eingeladen. Sosias. Mein Seel', ich wußt' es wohl. -- Dies Wort, ihr Herrn, Streut allen weitern Zweifel in die Lüfte. Der ist der wirkliche Amphitryon, Bei dem zu Mittag jetzt gegessen wird. Amphitryon. Ihr ew'gen und gerechten Götter! Kann auch so tief ein Mensch erniedrigt werden? Von dem verruchtesten Betrüger mir Weib, Ehre, Herrschaft, Namen stehlen lassen! Und Freunde binden mir die Hände?
Mein auch dies Haus, mein die Gebieterin, Die ſtill in ſeinen Raͤumen waltet, nennen. Es ſoll der ganze Weltenkreis erfahren, Daß keine Schmach Amphitryon getroffen. Und den Verdacht, den jener Thor erregt, Hier ſteht, wer ihn zu Schanden machen kann. — Bald wird ſich Theben hier zuſammenfinden. Indeſſen kommt und ehrt die Tafel guͤtigſt, Zu welcher euch Soſias eingeladen. Soſias. Mein Seel’, ich wußt’ es wohl. — Dies Wort, ihr Herrn, Streut allen weitern Zweifel in die Luͤfte. Der iſt der wirkliche Amphitryon, Bei dem zu Mittag jetzt gegeſſen wird. Amphitryon. Ihr ew’gen und gerechten Goͤtter! Kann auch ſo tief ein Menſch erniedrigt werden? Von dem verruchteſten Betruͤger mir Weib, Ehre, Herrſchaft, Namen ſtehlen laſſen! Und Freunde binden mir die Haͤnde? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JUP"> <p><pb facs="#f0165" n="149"/> Mein auch dies Haus, mein die Gebieterin,<lb/> Die ſtill in ſeinen Raͤumen waltet, nennen.<lb/> Es ſoll der ganze Weltenkreis erfahren,<lb/> Daß keine Schmach Amphitryon getroffen.<lb/> Und den Verdacht, den jener Thor erregt,<lb/> Hier ſteht, wer ihn zu Schanden machen kann. —<lb/> Bald wird ſich Theben hier zuſammenfinden.<lb/> Indeſſen kommt und ehrt die Tafel guͤtigſt,<lb/> Zu welcher euch Soſias eingeladen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOF"> <speaker><hi rendition="#g">Soſias</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Seel’, ich wußt’ es wohl. — Dies Wort,<lb/> ihr Herrn,<lb/> Streut allen weitern Zweifel in die Luͤfte.<lb/> Der iſt der wirkliche Amphitryon,<lb/> Bei dem zu Mittag jetzt gegeſſen wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#AMP"> <speaker><hi rendition="#g">Amphitryon</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr ew’gen und gerechten Goͤtter!<lb/> Kann auch ſo tief ein Menſch erniedrigt werden?<lb/> Von dem verruchteſten Betruͤger mir<lb/> Weib, Ehre, Herrſchaft, Namen ſtehlen laſſen!<lb/> Und Freunde binden mir die Haͤnde?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0165]
Mein auch dies Haus, mein die Gebieterin,
Die ſtill in ſeinen Raͤumen waltet, nennen.
Es ſoll der ganze Weltenkreis erfahren,
Daß keine Schmach Amphitryon getroffen.
Und den Verdacht, den jener Thor erregt,
Hier ſteht, wer ihn zu Schanden machen kann. —
Bald wird ſich Theben hier zuſammenfinden.
Indeſſen kommt und ehrt die Tafel guͤtigſt,
Zu welcher euch Soſias eingeladen.
Soſias.
Mein Seel’, ich wußt’ es wohl. — Dies Wort,
ihr Herrn,
Streut allen weitern Zweifel in die Luͤfte.
Der iſt der wirkliche Amphitryon,
Bei dem zu Mittag jetzt gegeſſen wird.
Amphitryon.
Ihr ew’gen und gerechten Goͤtter!
Kann auch ſo tief ein Menſch erniedrigt werden?
Von dem verruchteſten Betruͤger mir
Weib, Ehre, Herrſchaft, Namen ſtehlen laſſen!
Und Freunde binden mir die Haͤnde?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |