Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.
Die Mutter meiner Krone, aufrecht halten, Die ein Geschlecht von Siegen mir erzeugt. Kottwitz. Herr, das Gesetz, das höchste, oberste, Das wirken soll, in Deiner Feldherrn Brust, Das ist der Buchstab Deines Willens nicht; Das ist das Vaterland, das ist die Krone Das bist Du selber, dessen Haupt sie trägt. Was kümmert Dich, ich bitte Dich, die Regel, Nach der der Feind sich schlägt: wenn er nur nieder Vor Dir, mit allen seinen Fahnen, sinkt? Die Regel, die ihn schlägt, das ist die höchste! Schütt' -ich mein Blut Dir, an dem Tag der Schlacht, Für Sold, sey's Geld, sey's Ehre, in den Staub? Was! Meine Lust hab' meine Freude ich, An Deiner Trefflichkeit und Herrlichkeit, Am Ruhm und Wachsthum Deines großen Namens! Das ist der Lohn, dem sich mein Herz verkauft! Gesetzt, um dieses unberufnen Siegs, Brächst Du dem Prinzen jetzt den Stab; und ich, Ich träfe morgen, gleichfalls unberufen, Den Sieg wo irgend zwischen Wald und Felsen Mit den Schwadronen, wie ein Schäfer, an: Bei Gott ein Schelm müßt' ich doch seyn, wenn ich Des Prinzen That nicht munter wiederholte. Und sprächst Du, das Gesetzbuch in der Hand: "Kottwitz, Du hast den Kopf verwirkt!" so sagt ich: Das wußt' ich, Herr; da nimm ihn hin, hier ist er: Als mich ein Eid an Deine Krone band, Mit Haut und Haar, nahm ich den Kopf nicht aus, Und nichts Dir gäb' ich, was nicht Dein gehörte! Der Kurfürst. Mit Dir, Du alter, wunderlicher Herr, Werd' ich nicht fertig! Es besticht dein Wort
Die Mutter meiner Krone, aufrecht halten, Die ein Geſchlecht von Siegen mir erzeugt. Kottwitz. Herr, das Geſetz, das höchſte, oberſte, Das wirken ſoll, in Deiner Feldherrn Bruſt, Das iſt der Buchſtab Deines Willens nicht; Das iſt das Vaterland, das iſt die Krone Das biſt Du ſelber, deſſen Haupt ſie trägt. Was kümmert Dich, ich bitte Dich, die Regel, Nach der der Feind ſich ſchlägt: wenn er nur nieder Vor Dir, mit allen ſeinen Fahnen, ſinkt? Die Regel, die ihn ſchlägt, das iſt die höchſte! Schütt’ -ich mein Blut Dir, an dem Tag der Schlacht, Für Sold, ſey’s Geld, ſey’s Ehre, in den Staub? Was! Meine Luſt hab’ meine Freude ich, An Deiner Trefflichkeit und Herrlichkeit, Am Ruhm und Wachsthum Deines großen Namens! Das iſt der Lohn, dem ſich mein Herz verkauft! Geſetzt, um dieſes unberufnen Siegs, Brächſt Du dem Prinzen jetzt den Stab; und ich, Ich träfe morgen, gleichfalls unberufen, Den Sieg wo irgend zwiſchen Wald und Felſen Mit den Schwadronen, wie ein Schäfer, an: Bei Gott ein Schelm müßt’ ich doch ſeyn, wenn ich Des Prinzen That nicht munter wiederholte. Und ſprächſt Du, das Geſetzbuch in der Hand: »Kottwitz, Du haſt den Kopf verwirkt!« ſo ſagt ich: Das wußt’ ich, Herr; da nimm ihn hin, hier iſt er: Als mich ein Eid an Deine Krone band, Mit Haut und Haar, nahm ich den Kopf nicht aus, Und nichts Dir gäb’ ich, was nicht Dein gehörte! Der Kurfürſt. Mit Dir, Du alter, wunderlicher Herr, Werd’ ich nicht fertig! Es beſticht dein Wort <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KURF"> <p><pb facs="#f0104" n="91"/> Die Mutter meiner Krone, aufrecht halten,<lb/> Die ein Geſchlecht von Siegen mir erzeugt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOT"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kottwitz</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Herr, das Geſetz, das höchſte, oberſte,<lb/> Das wirken ſoll, in Deiner Feldherrn Bruſt,<lb/> Das iſt der Buchſtab Deines Willens nicht;<lb/> Das iſt das Vaterland, das iſt die Krone<lb/> Das biſt Du ſelber, deſſen Haupt ſie trägt.<lb/> Was kümmert Dich, ich bitte Dich, die Regel,<lb/> Nach der der Feind ſich ſchlägt: wenn er nur nieder<lb/> Vor Dir, mit allen ſeinen Fahnen, ſinkt?<lb/> Die Regel, die ihn ſchlägt, das iſt die höchſte!<lb/> Schütt’ -ich mein Blut Dir, an dem Tag der Schlacht,<lb/> Für Sold, ſey’s Geld, ſey’s Ehre, in den Staub?<lb/> Was! Meine Luſt hab’ meine Freude ich,<lb/> An Deiner Trefflichkeit und Herrlichkeit,<lb/> Am Ruhm und Wachsthum Deines großen Namens!<lb/> Das iſt der Lohn, dem ſich mein Herz verkauft!<lb/> Geſetzt, um dieſes unberufnen Siegs,<lb/> Brächſt Du dem Prinzen jetzt den Stab; und ich,<lb/> Ich träfe morgen, gleichfalls unberufen,<lb/> Den Sieg wo irgend zwiſchen Wald und Felſen<lb/> Mit den Schwadronen, wie ein Schäfer, an:<lb/> Bei Gott ein Schelm müßt’ ich doch ſeyn, wenn ich<lb/> Des Prinzen That nicht munter wiederholte.<lb/> Und ſprächſt Du, das Geſetzbuch in der Hand:<lb/> »Kottwitz, Du haſt den Kopf verwirkt!« ſo ſagt ich:<lb/> Das wußt’ ich, Herr; da nimm ihn hin, hier iſt er:<lb/> Als mich ein Eid an Deine Krone band,<lb/> Mit Haut und Haar, nahm ich den Kopf nicht aus,<lb/> Und nichts Dir gäb’ ich, was nicht Dein gehörte!</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Mit Dir, Du alter, wunderlicher Herr,<lb/> Werd’ ich nicht fertig! Es beſticht dein Wort<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0104]
Die Mutter meiner Krone, aufrecht halten,
Die ein Geſchlecht von Siegen mir erzeugt.
Kottwitz.
Herr, das Geſetz, das höchſte, oberſte,
Das wirken ſoll, in Deiner Feldherrn Bruſt,
Das iſt der Buchſtab Deines Willens nicht;
Das iſt das Vaterland, das iſt die Krone
Das biſt Du ſelber, deſſen Haupt ſie trägt.
Was kümmert Dich, ich bitte Dich, die Regel,
Nach der der Feind ſich ſchlägt: wenn er nur nieder
Vor Dir, mit allen ſeinen Fahnen, ſinkt?
Die Regel, die ihn ſchlägt, das iſt die höchſte!
Schütt’ -ich mein Blut Dir, an dem Tag der Schlacht,
Für Sold, ſey’s Geld, ſey’s Ehre, in den Staub?
Was! Meine Luſt hab’ meine Freude ich,
An Deiner Trefflichkeit und Herrlichkeit,
Am Ruhm und Wachsthum Deines großen Namens!
Das iſt der Lohn, dem ſich mein Herz verkauft!
Geſetzt, um dieſes unberufnen Siegs,
Brächſt Du dem Prinzen jetzt den Stab; und ich,
Ich träfe morgen, gleichfalls unberufen,
Den Sieg wo irgend zwiſchen Wald und Felſen
Mit den Schwadronen, wie ein Schäfer, an:
Bei Gott ein Schelm müßt’ ich doch ſeyn, wenn ich
Des Prinzen That nicht munter wiederholte.
Und ſprächſt Du, das Geſetzbuch in der Hand:
»Kottwitz, Du haſt den Kopf verwirkt!« ſo ſagt ich:
Das wußt’ ich, Herr; da nimm ihn hin, hier iſt er:
Als mich ein Eid an Deine Krone band,
Mit Haut und Haar, nahm ich den Kopf nicht aus,
Und nichts Dir gäb’ ich, was nicht Dein gehörte!
Der Kurfürſt.
Mit Dir, Du alter, wunderlicher Herr,
Werd’ ich nicht fertig! Es beſticht dein Wort
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |