Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822. Der Kurfürst. So! -- Das beliebt Dir so vorauszusetzen! Den Obrist Hennings hatt' ich abgeschickt, Wie Dir bekannt, den schwed'schen Brückenkopf, Der Wrangels Rücken deckt, hinwegzunehmen. Wenn ihr die Ordre nicht gebrochen hättet, Dem Hennings wäre dieser Schlag geglückt; Die Brücken hätt' er, in zwei Stunden Frist, In Brand gesteckt, am Rhyn sich aufgepflanzt, Und Wrangel wäre ganz, mit Stumpf und Stiel, In Gräben und Morast, vernichtet worden. Kottwitz. Es ist der Stümper Sache, nicht die Deine, Des Schicksals höchsten Kranz erringen wollen; Du nahmst, bis heut, noch stets, was es Dir bot. Der Drache ward, der Dir die Marken trotzig Verwüstete, mit blut'gem Hirn verjagt: Was konnte mehr, an einem Tag, geschehn? Was liegt Dir dran, ob er zwei Wochen noch Erschöpft im Sand liegt, und die Wunden heilt? Die Kunst jetzt lernten wir, ihn zu besiegen, Und sind voll Lust, sie fürder noch zu üben: Laß uns den Wrangel rüstig, Brust an Brust, Noch einmal treffen, so vollendet sich's, Und in die Ostsee ganz fliegt er hinab! Rom ward an einem Tage nicht erbaut. Der Kurfürst. Mit welchem Recht, Du Thor, erhoffst Du das, Wenn auf dem Schlachtenwagen, eigenmächtig, Mir in die Zügel jeder greifen darf? Meinst Du, das Glück werd' immerdar, wie jüngst, Mit einem Kranz den Ungehorsam lohnen? Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls, Mir von der Bank fällt; das Gesetz will ich, Der Kurfürſt. So! — Das beliebt Dir ſo vorauszuſetzen! Den Obriſt Hennings hatt’ ich abgeſchickt, Wie Dir bekannt, den ſchwed’ſchen Brückenkopf, Der Wrangels Rücken deckt, hinwegzunehmen. Wenn ihr die Ordre nicht gebrochen hättet, Dem Hennings wäre dieſer Schlag geglückt; Die Brücken hätt’ er, in zwei Stunden Friſt, In Brand geſteckt, am Rhyn ſich aufgepflanzt, Und Wrangel wäre ganz, mit Stumpf und Stiel, In Gräben und Moraſt, vernichtet worden. Kottwitz. Es iſt der Stümper Sache, nicht die Deine, Des Schickſals höchſten Kranz erringen wollen; Du nahmſt, bis heut, noch ſtets, was es Dir bot. Der Drache ward, der Dir die Marken trotzig Verwüſtete, mit blut’gem Hirn verjagt: Was konnte mehr, an einem Tag, geſchehn? Was liegt Dir dran, ob er zwei Wochen noch Erſchöpft im Sand liegt, und die Wunden heilt? Die Kunſt jetzt lernten wir, ihn zu beſiegen, Und ſind voll Luſt, ſie fürder noch zu üben: Laß uns den Wrangel rüſtig, Bruſt an Bruſt, Noch einmal treffen, ſo vollendet ſich’s, Und in die Oſtſee ganz fliegt er hinab! Rom ward an einem Tage nicht erbaut. Der Kurfürſt. Mit welchem Recht, Du Thor, erhoffſt Du das, Wenn auf dem Schlachtenwagen, eigenmächtig, Mir in die Zügel jeder greifen darf? Meinſt Du, das Glück werd’ immerdar, wie jüngſt, Mit einem Kranz den Ungehorſam lohnen? Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls, Mir von der Bank fällt; das Geſetz will ich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" n="90"/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>So! — Das beliebt Dir ſo vorauszuſetzen!<lb/> Den Obriſt Hennings hatt’ ich abgeſchickt,<lb/> Wie Dir bekannt, den ſchwed’ſchen Brückenkopf,<lb/> Der Wrangels Rücken deckt, hinwegzunehmen.<lb/> Wenn ihr die Ordre nicht gebrochen hättet,<lb/> Dem Hennings wäre dieſer Schlag geglückt;<lb/> Die Brücken hätt’ er, in zwei Stunden Friſt,<lb/> In Brand geſteckt, am Rhyn ſich aufgepflanzt,<lb/> Und Wrangel wäre ganz, mit Stumpf und Stiel,<lb/> In Gräben und Moraſt, vernichtet worden.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOT"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kottwitz</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Es iſt der Stümper Sache, nicht die Deine,<lb/> Des Schickſals höchſten Kranz erringen wollen;<lb/> Du nahmſt, bis heut, noch ſtets, was es Dir bot.<lb/> Der Drache ward, der Dir die Marken trotzig<lb/> Verwüſtete, mit blut’gem Hirn verjagt:<lb/> Was konnte mehr, an einem Tag, geſchehn?<lb/> Was liegt Dir dran, ob er zwei Wochen noch<lb/> Erſchöpft im Sand liegt, und die Wunden heilt?<lb/> Die Kunſt jetzt lernten wir, ihn zu beſiegen,<lb/> Und ſind voll Luſt, ſie fürder noch zu üben:<lb/> Laß uns den Wrangel rüſtig, Bruſt an Bruſt,<lb/> Noch einmal treffen, ſo vollendet ſich’s,<lb/> Und in die Oſtſee ganz fliegt er hinab!<lb/> Rom ward an einem Tage nicht erbaut.</p> </sp><lb/> <sp who="#KURF"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Kurfürſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Mit welchem Recht, Du Thor, erhoffſt Du das,<lb/> Wenn auf dem Schlachtenwagen, eigenmächtig,<lb/> Mir in die Zügel jeder greifen darf?<lb/> Meinſt Du, das Glück werd’ immerdar, wie jüngſt,<lb/> Mit einem Kranz den Ungehorſam lohnen?<lb/> Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls,<lb/> Mir von der Bank fällt; das Geſetz will ich,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0103]
Der Kurfürſt.
So! — Das beliebt Dir ſo vorauszuſetzen!
Den Obriſt Hennings hatt’ ich abgeſchickt,
Wie Dir bekannt, den ſchwed’ſchen Brückenkopf,
Der Wrangels Rücken deckt, hinwegzunehmen.
Wenn ihr die Ordre nicht gebrochen hättet,
Dem Hennings wäre dieſer Schlag geglückt;
Die Brücken hätt’ er, in zwei Stunden Friſt,
In Brand geſteckt, am Rhyn ſich aufgepflanzt,
Und Wrangel wäre ganz, mit Stumpf und Stiel,
In Gräben und Moraſt, vernichtet worden.
Kottwitz.
Es iſt der Stümper Sache, nicht die Deine,
Des Schickſals höchſten Kranz erringen wollen;
Du nahmſt, bis heut, noch ſtets, was es Dir bot.
Der Drache ward, der Dir die Marken trotzig
Verwüſtete, mit blut’gem Hirn verjagt:
Was konnte mehr, an einem Tag, geſchehn?
Was liegt Dir dran, ob er zwei Wochen noch
Erſchöpft im Sand liegt, und die Wunden heilt?
Die Kunſt jetzt lernten wir, ihn zu beſiegen,
Und ſind voll Luſt, ſie fürder noch zu üben:
Laß uns den Wrangel rüſtig, Bruſt an Bruſt,
Noch einmal treffen, ſo vollendet ſich’s,
Und in die Oſtſee ganz fliegt er hinab!
Rom ward an einem Tage nicht erbaut.
Der Kurfürſt.
Mit welchem Recht, Du Thor, erhoffſt Du das,
Wenn auf dem Schlachtenwagen, eigenmächtig,
Mir in die Zügel jeder greifen darf?
Meinſt Du, das Glück werd’ immerdar, wie jüngſt,
Mit einem Kranz den Ungehorſam lohnen?
Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls,
Mir von der Bank fällt; das Geſetz will ich,
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