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Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749.

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Der Frühling.
Laß mich das fröliche Landvolk in dicke Haynen verfolgen
Und mit der Nachtigall singen, und mich beym seufzenden Gies-
bach

An Zefirs Thönen ergötzen. Ihr dichten Lauben, von Händen
Der Mutter der Dinge geflochten! ihr dunkeln einsahmen Gänge
Die ihr das Denken erhellt, Irrgärten voller Entzückung
Und Freude, seyd mir gegrüsst! Was für ein angenehm Leiden
Und Ruh und sanftes Gefühl durchdringet in euch die Seele!
Durchs hohe Laubdach der Schatten das streichende Lüfte bewe-
gen,

Worunter ein sichtbares Kühl in grünen Wogen sich wälzet,
Blickt hin und wieder die Sonne, und übergüldet die Blätter,
Die holde Dämmrung durchgleiten Gerüche von Blüthen der He-
cken

Die Flügel der Westwinde duften. In überirrdischer Höhle
Von krausen Sträuchen gezeugt, sitzt zwischen Blumen der Geiß-
hirt

Bläst
D

Der Frühling.
Laß mich das fröliche Landvolk in dicke Haynen verfolgen
Und mit der Nachtigall ſingen, und mich beym ſeufzenden Gies-
bach

An Zefirs Thönen ergötzen. Ihr dichten Lauben, von Händen
Der Mutter der Dinge geflochten! ihr dunkeln einſahmen Gänge
Die ihr das Denken erhellt, Irrgärten voller Entzückung
Und Freude, ſeyd mir gegrüſſt! Was für ein angenehm Leiden
Und Ruh und ſanftes Gefühl durchdringet in euch die Seele!
Durchs hohe Laubdach der Schatten das ſtreichende Lüfte bewe-
gen,

Worunter ein ſichtbares Kühl in grünen Wogen ſich wälzet,
Blickt hin und wieder die Sonne, und übergüldet die Blätter,
Die holde Dämmrung durchgleiten Gerüche von Blüthen der He-
cken

Die Flügel der Weſtwinde duften. In überirrdiſcher Höhle
Von krauſen Sträuchen gezeugt, ſitzt zwiſchen Blumen der Geiß-
hirt

Bläſt
D
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[25/0027] Der Frühling. Laß mich das fröliche Landvolk in dicke Haynen verfolgen Und mit der Nachtigall ſingen, und mich beym ſeufzenden Gies- bach An Zefirs Thönen ergötzen. Ihr dichten Lauben, von Händen Der Mutter der Dinge geflochten! ihr dunkeln einſahmen Gänge Die ihr das Denken erhellt, Irrgärten voller Entzückung Und Freude, ſeyd mir gegrüſſt! Was für ein angenehm Leiden Und Ruh und ſanftes Gefühl durchdringet in euch die Seele! Durchs hohe Laubdach der Schatten das ſtreichende Lüfte bewe- gen, Worunter ein ſichtbares Kühl in grünen Wogen ſich wälzet, Blickt hin und wieder die Sonne, und übergüldet die Blätter, Die holde Dämmrung durchgleiten Gerüche von Blüthen der He- cken Die Flügel der Weſtwinde duften. In überirrdiſcher Höhle Von krauſen Sträuchen gezeugt, ſitzt zwiſchen Blumen der Geiß- hirt Bläſt D

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Zitationshilfe: Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/27>, abgerufen am 21.11.2024.