Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.
schmiede, für Andere, die die Mücken stechen, sag ich selbst zum Skorpion: fort mit dir! und laß ihn fah- ren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir mein Kind verführt, meine Katharine. Nehmt ihn, ihr irdischen Schergen Gottes, und überliefert ihn allen geharnischten Schaaren, die an den Pforten der Hölle stehen und ihre glutrothen Spieße schwen- ken: ich klage ihn schändlicher Zauberei, aller Künste der schwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem Satan an! Graf Otto. Meister Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl, was du sagst. Du bringst vor, der Graf vom Strahl, uns vielfältig und von guter Hand bekannt, habe dir dein Kind verführt. Du klagst ihn, hoff ich, der Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von dir abwendig gemacht? Weil er ein Mädchen, voll ra- scher Einbildungen, mit einer Frage, wer sie sey? oder wohl gar mit dem bloßen Schein seiner rothen Wangen, unter dem Helmsturz hervorglühend, oder mit irgend einer andern Kunst des hellen Mittags ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für sich gewonnen hat? Theobald. Es ist wahr, ihr Herren, ich sah ihn nicht zur Nachtzeit, an Mooren und schilfreichen Gestaden,
ſchmiede, für Andere, die die Mücken ſtechen, ſag ich ſelbſt zum Skorpion: fort mit dir! und laß ihn fah- ren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir mein Kind verführt, meine Katharine. Nehmt ihn, ihr irdiſchen Schergen Gottes, und überliefert ihn allen geharniſchten Schaaren, die an den Pforten der Hölle ſtehen und ihre glutrothen Spieße ſchwen- ken: ich klage ihn ſchändlicher Zauberei, aller Künſte der ſchwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem Satan an! Graf Otto. Meiſter Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl, was du ſagſt. Du bringſt vor, der Graf vom Strahl, uns vielfältig und von guter Hand bekannt, habe dir dein Kind verführt. Du klagſt ihn, hoff ich, der Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von dir abwendig gemacht? Weil er ein Mädchen, voll ra- ſcher Einbildungen, mit einer Frage, wer ſie ſey? oder wohl gar mit dem bloßen Schein ſeiner rothen Wangen, unter dem Helmſturz hervorglühend, oder mit irgend einer andern Kunſt des hellen Mittags ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für ſich gewonnen hat? Theobald. Es iſt wahr, ihr Herren, ich ſah ihn nicht zur Nachtzeit, an Mooren und ſchilfreichen Geſtaden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#THE"> <p><pb facs="#f0013" n="7"/> ſchmiede, für Andere, die die Mücken ſtechen, ſag ich<lb/> ſelbſt zum Skorpion: fort mit dir! und laß ihn fah-<lb/> ren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir<lb/> mein Kind verführt, meine Katharine. Nehmt ihn,<lb/> ihr irdiſchen Schergen Gottes, und überliefert ihn<lb/> allen geharniſchten Schaaren, die an den Pforten<lb/> der Hölle ſtehen und ihre glutrothen Spieße ſchwen-<lb/> ken: ich klage ihn ſchändlicher Zauberei, aller Künſte<lb/> der ſchwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem<lb/> Satan an!</p> </sp><lb/> <sp who="#OTTO"> <speaker><hi rendition="#g">Graf Otto</hi>.</speaker><lb/> <p>Meiſter Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl,<lb/> was du ſagſt. Du bringſt vor, der Graf vom Strahl,<lb/> uns vielfältig und von guter Hand bekannt, habe dir<lb/> dein Kind verführt. Du klagſt ihn, hoff ich, der<lb/> Zauberei nicht an, weil er deines Kindes <hi rendition="#g">Herz</hi> von<lb/> dir abwendig gemacht? Weil er ein Mädchen, voll ra-<lb/> ſcher Einbildungen, mit einer Frage, wer ſie ſey?<lb/> oder wohl gar mit dem bloßen Schein ſeiner rothen<lb/> Wangen, unter dem Helmſturz hervorglühend, oder<lb/> mit irgend einer andern Kunſt des hellen Mittags<lb/> ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für ſich gewonnen<lb/> hat?</p> </sp><lb/> <sp who="#THE"> <speaker><hi rendition="#g">Theobald</hi>.</speaker><lb/> <p>Es iſt wahr, ihr Herren, ich ſah ihn nicht zur<lb/> Nachtzeit, an Mooren und ſchilfreichen Geſtaden,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
ſchmiede, für Andere, die die Mücken ſtechen, ſag ich
ſelbſt zum Skorpion: fort mit dir! und laß ihn fah-
ren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir
mein Kind verführt, meine Katharine. Nehmt ihn,
ihr irdiſchen Schergen Gottes, und überliefert ihn
allen geharniſchten Schaaren, die an den Pforten
der Hölle ſtehen und ihre glutrothen Spieße ſchwen-
ken: ich klage ihn ſchändlicher Zauberei, aller Künſte
der ſchwarzen Nacht und der Verbrüderung mit dem
Satan an!
Graf Otto.
Meiſter Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl,
was du ſagſt. Du bringſt vor, der Graf vom Strahl,
uns vielfältig und von guter Hand bekannt, habe dir
dein Kind verführt. Du klagſt ihn, hoff ich, der
Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von
dir abwendig gemacht? Weil er ein Mädchen, voll ra-
ſcher Einbildungen, mit einer Frage, wer ſie ſey?
oder wohl gar mit dem bloßen Schein ſeiner rothen
Wangen, unter dem Helmſturz hervorglühend, oder
mit irgend einer andern Kunſt des hellen Mittags
ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für ſich gewonnen
hat?
Theobald.
Es iſt wahr, ihr Herren, ich ſah ihn nicht zur
Nachtzeit, an Mooren und ſchilfreichen Geſtaden,
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