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Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.

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will ich, warum ich verdammt bin, sie einer Metze
gleich, mit mir herum zu führen; wissen, warum
sie hinter mir herschreitet, einem Hunde gleich, durch
Feuer und Wasser, mir Elenden, der nichts für sich
hat, als das Wappen auf seinem Schild. -- Es ist
mehr, als der bloße sympathetische Zug des Herzens; es
ist irgend von der Hölle angefacht, ein Wahn, der in
ihrem Busen sein Spiel treibt. So oft ich sie ge-
fragt habe: Käthchen! Warum erschrackst du doch so,
als du mich zuerst in Heilbronn sahst? hat sie mich
immer zerstreut angesehen, und dann geantwortet:
Ei, gestrenger Herr! ihr wißt's ja! -- -- -- Dort ist
sie! -- Wahrhaftig, wenn ich sie so daliegen sehe, mit
rothen Backen und verschränkten Händchen, so kommt
die ganze Empfindung der Weiber über mich, und
macht meine Thränen fließen. Ich will gleich sterben,
wenn sie mir nicht die Peitsche vergeben hat -- ach!
was sag' ich? wenn sie nicht im Gebet für mich, der
sie mißhandelte, eingeschlafen! -- -- -- Doch rasch,
ehe Gottschalk kommt, und mich stört. Dreierlei hat
er mir gesagt: einmal, daß sie einen Schlaf hat, wie
ein Murmelthier; zweitens, daß sie, wie ein Jagd-
hund, immer träumt, und drittens, daß sie, im Schlaf
spricht; und auf diese Eigenschaften hin, will ich mei-
nen Versuch gründen. -- Thue ich eine Sünde, so
mag sie mir Gott verzeihen.

will ich, warum ich verdammt bin, ſie einer Metze
gleich, mit mir herum zu führen; wiſſen, warum
ſie hinter mir herſchreitet, einem Hunde gleich, durch
Feuer und Waſſer, mir Elenden, der nichts für ſich
hat, als das Wappen auf ſeinem Schild. — Es iſt
mehr, als der bloße ſympathetiſche Zug des Herzens; es
iſt irgend von der Hölle angefacht, ein Wahn, der in
ihrem Buſen ſein Spiel treibt. So oft ich ſie ge-
fragt habe: Käthchen! Warum erſchrackſt du doch ſo,
als du mich zuerſt in Heilbronn ſahſt? hat ſie mich
immer zerſtreut angeſehen, und dann geantwortet:
Ei, geſtrenger Herr! ihr wißt's ja! — — — Dort iſt
ſie! — Wahrhaftig, wenn ich ſie ſo daliegen ſehe, mit
rothen Backen und verſchränkten Händchen, ſo kommt
die ganze Empfindung der Weiber über mich, und
macht meine Thränen fließen. Ich will gleich ſterben,
wenn ſie mir nicht die Peitſche vergeben hat — ach!
was ſag' ich? wenn ſie nicht im Gebet für mich, der
ſie mißhandelte, eingeſchlafen! — — — Doch raſch,
ehe Gottſchalk kommt, und mich ſtört. Dreierlei hat
er mir geſagt: einmal, daß ſie einen Schlaf hat, wie
ein Murmelthier; zweitens, daß ſie, wie ein Jagd-
hund, immer träumt, und drittens, daß ſie, im Schlaf
ſpricht; und auf dieſe Eigenſchaften hin, will ich mei-
nen Verſuch gründen. — Thue ich eine Sünde, ſo
mag ſie mir Gott verzeihen.

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[147/0153] will ich, warum ich verdammt bin, ſie einer Metze gleich, mit mir herum zu führen; wiſſen, warum ſie hinter mir herſchreitet, einem Hunde gleich, durch Feuer und Waſſer, mir Elenden, der nichts für ſich hat, als das Wappen auf ſeinem Schild. — Es iſt mehr, als der bloße ſympathetiſche Zug des Herzens; es iſt irgend von der Hölle angefacht, ein Wahn, der in ihrem Buſen ſein Spiel treibt. So oft ich ſie ge- fragt habe: Käthchen! Warum erſchrackſt du doch ſo, als du mich zuerſt in Heilbronn ſahſt? hat ſie mich immer zerſtreut angeſehen, und dann geantwortet: Ei, geſtrenger Herr! ihr wißt's ja! — — — Dort iſt ſie! — Wahrhaftig, wenn ich ſie ſo daliegen ſehe, mit rothen Backen und verſchränkten Händchen, ſo kommt die ganze Empfindung der Weiber über mich, und macht meine Thränen fließen. Ich will gleich ſterben, wenn ſie mir nicht die Peitſche vergeben hat — ach! was ſag' ich? wenn ſie nicht im Gebet für mich, der ſie mißhandelte, eingeſchlafen! — — — Doch raſch, ehe Gottſchalk kommt, und mich ſtört. Dreierlei hat er mir geſagt: einmal, daß ſie einen Schlaf hat, wie ein Murmelthier; zweitens, daß ſie, wie ein Jagd- hund, immer träumt, und drittens, daß ſie, im Schlaf ſpricht; und auf dieſe Eigenſchaften hin, will ich mei- nen Verſuch gründen. — Thue ich eine Sünde, ſo mag ſie mir Gott verzeihen.

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/153>, abgerufen am 24.11.2024.