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Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.

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Zu Strahl, in seiner Burg, dir abzuliefern;
Geh' hin und tröste dich und hohle sie,
Du alter Herr, und laß die Sache ruhn!
Theobald.
Verfluchter Heuchler, du, wie kannst du läugnen,
Daß deine Seele ganz durchdrungen ist,
Vom Wirbel bis zur Sohle, von dem Glauben,
Daß sie des Kaisers Bänkeltochter sei?
Hast du den Tag nicht, bei dem Kirchenspiel,
Erforscht, wann sie gebohren, nicht berechnet,
Wohin die Stunde der Empfängniß fällt;
Nicht ausgemittelt, mit verruchtem Witze,
Daß die erhabne Majestät des Kaisers
Vor sechzehn Lenzen durch Heilbronn geschweift?
Verwegner, du, aus eines Gottes Kuß,
Auf einer Furie Mund gedrückt, entsprungen;
Ein glanzumflossner Vatermördergeist,
An jeder der granitnen Säulen rüttelnd,
In dem urew'gen Tempel der Natur;
Ein Sohn der Hölle, den mein gutes Schwerdt
Entlarven jetzo, oder, rückgewendet,
Mich selbst zur Nacht des Grabes schleudern soll!
Graf vom Strahl.
Nun, den Gott selbst verdamme, gifterfüllter
Verfolger meiner, der dich nie beleidigt,
Und deines Mitleids eher würdig wäre,
Zu Strahl, in ſeiner Burg, dir abzuliefern;
Geh' hin und tröſte dich und hohle ſie,
Du alter Herr, und laß die Sache ruhn!
Theobald.
Verfluchter Heuchler, du, wie kannſt du läugnen,
Daß deine Seele ganz durchdrungen iſt,
Vom Wirbel bis zur Sohle, von dem Glauben,
Daß ſie des Kaiſers Bänkeltochter ſei?
Haſt du den Tag nicht, bei dem Kirchenſpiel,
Erforſcht, wann ſie gebohren, nicht berechnet,
Wohin die Stunde der Empfängniß fällt;
Nicht ausgemittelt, mit verruchtem Witze,
Daß die erhabne Majeſtät des Kaiſers
Vor ſechzehn Lenzen durch Heilbronn geſchweift?
Verwegner, du, aus eines Gottes Kuß,
Auf einer Furie Mund gedrückt, entſprungen;
Ein glanzumfloſſner Vatermördergeiſt,
An jeder der granitnen Säulen rüttelnd,
In dem urew'gen Tempel der Natur;
Ein Sohn der Hölle, den mein gutes Schwerdt
Entlarven jetzo, oder, rückgewendet,
Mich ſelbſt zur Nacht des Grabes ſchleudern ſoll!
Graf vom Strahl.
Nun, den Gott ſelbſt verdamme, gifterfüllter
Verfolger meiner, der dich nie beleidigt,
Und deines Mitleids eher würdig wäre,
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[172/0178] Zu Strahl, in ſeiner Burg, dir abzuliefern; Geh' hin und tröſte dich und hohle ſie, Du alter Herr, und laß die Sache ruhn! Theobald. Verfluchter Heuchler, du, wie kannſt du läugnen, Daß deine Seele ganz durchdrungen iſt, Vom Wirbel bis zur Sohle, von dem Glauben, Daß ſie des Kaiſers Bänkeltochter ſei? Haſt du den Tag nicht, bei dem Kirchenſpiel, Erforſcht, wann ſie gebohren, nicht berechnet, Wohin die Stunde der Empfängniß fällt; Nicht ausgemittelt, mit verruchtem Witze, Daß die erhabne Majeſtät des Kaiſers Vor ſechzehn Lenzen durch Heilbronn geſchweift? Verwegner, du, aus eines Gottes Kuß, Auf einer Furie Mund gedrückt, entſprungen; Ein glanzumfloſſner Vatermördergeiſt, An jeder der granitnen Säulen rüttelnd, In dem urew'gen Tempel der Natur; Ein Sohn der Hölle, den mein gutes Schwerdt Entlarven jetzo, oder, rückgewendet, Mich ſelbſt zur Nacht des Grabes ſchleudern ſoll! Graf vom Strahl. Nun, den Gott ſelbſt verdamme, gifterfüllter Verfolger meiner, der dich nie beleidigt, Und deines Mitleids eher würdig wäre,

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/178>, abgerufen am 21.11.2024.