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Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die mir das Haus aufmachte, mit uns Europäern in Einer Verdammniß? -- Beim Himmel! erwiderte die Alte, indem sie die Brille von der Nase nahm, meint Ihr, daß das kleine Eigenthum, das wir uns in mühseligen und jammervollen Jahren durch die Arbeit unserer Hände erworben haben, dies grimmige, aus der Hölle stammende Räubergesindel nicht reizt? Wenn wir uns nicht durch List und den ganzen Inbegriff jener Künste, die die Nothwehr dem Schwachen in die Hände giebt, vor ihrer Verfolgung zu sichern wüßten, der Schatten von Verwandtschaft, der über unsere Gesichter ausgebreitet ist, der, könnt Ihr sicher glauben, thut es nicht. -- Es ist nicht möglich! rief der Fremde, und wer auf dieser Insel verfolgt Euch? -- Der Besitzer dieses Hauses, antwortete die Alte, der Neger Congo Hoango! Seit dem Tode Hrn. Guillaume's, des vormaligen Eigenthümers dieser Pflanzung, der durch seine grimmige Hand beim Ausbruch der Empörung fiel, sind wir, die wir ihm als Verwandte die Wirthschaft führen, seiner ganzen Willkür und Gewaltthätigkeit preisgegeben. Jedes Stück Brod, jeden Labetrunk, den wir aus Menschlichkeit einem oder dem andern der weißen Flüchtlinge, die hier zuweilen die Straße vorüberziehen, gewähren, rechnet er uns mit Schimpfwörtern und Mißhandlungen an; und Nichts wünscht er mehr, als die Rache der Schwarzen über uns weiße und kreolische Halbhunde, wie er uns nennt, hereinhetzen zu können, theils um unserer überhaupt, die wir seine Wildheit gegen die Weißen

die mir das Haus aufmachte, mit uns Europäern in Einer Verdammniß? — Beim Himmel! erwiderte die Alte, indem sie die Brille von der Nase nahm, meint Ihr, daß das kleine Eigenthum, das wir uns in mühseligen und jammervollen Jahren durch die Arbeit unserer Hände erworben haben, dies grimmige, aus der Hölle stammende Räubergesindel nicht reizt? Wenn wir uns nicht durch List und den ganzen Inbegriff jener Künste, die die Nothwehr dem Schwachen in die Hände giebt, vor ihrer Verfolgung zu sichern wüßten, der Schatten von Verwandtschaft, der über unsere Gesichter ausgebreitet ist, der, könnt Ihr sicher glauben, thut es nicht. — Es ist nicht möglich! rief der Fremde, und wer auf dieser Insel verfolgt Euch? — Der Besitzer dieses Hauses, antwortete die Alte, der Neger Congo Hoango! Seit dem Tode Hrn. Guillaume's, des vormaligen Eigenthümers dieser Pflanzung, der durch seine grimmige Hand beim Ausbruch der Empörung fiel, sind wir, die wir ihm als Verwandte die Wirthschaft führen, seiner ganzen Willkür und Gewaltthätigkeit preisgegeben. Jedes Stück Brod, jeden Labetrunk, den wir aus Menschlichkeit einem oder dem andern der weißen Flüchtlinge, die hier zuweilen die Straße vorüberziehen, gewähren, rechnet er uns mit Schimpfwörtern und Mißhandlungen an; und Nichts wünscht er mehr, als die Rache der Schwarzen über uns weiße und kreolische Halbhunde, wie er uns nennt, hereinhetzen zu können, theils um unserer überhaupt, die wir seine Wildheit gegen die Weißen

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[0018] die mir das Haus aufmachte, mit uns Europäern in Einer Verdammniß? — Beim Himmel! erwiderte die Alte, indem sie die Brille von der Nase nahm, meint Ihr, daß das kleine Eigenthum, das wir uns in mühseligen und jammervollen Jahren durch die Arbeit unserer Hände erworben haben, dies grimmige, aus der Hölle stammende Räubergesindel nicht reizt? Wenn wir uns nicht durch List und den ganzen Inbegriff jener Künste, die die Nothwehr dem Schwachen in die Hände giebt, vor ihrer Verfolgung zu sichern wüßten, der Schatten von Verwandtschaft, der über unsere Gesichter ausgebreitet ist, der, könnt Ihr sicher glauben, thut es nicht. — Es ist nicht möglich! rief der Fremde, und wer auf dieser Insel verfolgt Euch? — Der Besitzer dieses Hauses, antwortete die Alte, der Neger Congo Hoango! Seit dem Tode Hrn. Guillaume's, des vormaligen Eigenthümers dieser Pflanzung, der durch seine grimmige Hand beim Ausbruch der Empörung fiel, sind wir, die wir ihm als Verwandte die Wirthschaft führen, seiner ganzen Willkür und Gewaltthätigkeit preisgegeben. Jedes Stück Brod, jeden Labetrunk, den wir aus Menschlichkeit einem oder dem andern der weißen Flüchtlinge, die hier zuweilen die Straße vorüberziehen, gewähren, rechnet er uns mit Schimpfwörtern und Mißhandlungen an; und Nichts wünscht er mehr, als die Rache der Schwarzen über uns weiße und kreolische Halbhunde, wie er uns nennt, hereinhetzen zu können, theils um unserer überhaupt, die wir seine Wildheit gegen die Weißen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:20:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:20:21Z)

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Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Verlobung von St. Domingo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [45]–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_verlobung_1910/18>, abgerufen am 21.11.2024.