No. 7. hat sein Gehirn versengt, dadurch daß er sich zu hoch in die Poesie verstieg, und
No. 8 dadurch, daß er bei vernünftigen Tagen es mit der Rührung in seinen Komö- dien zu übermäßig betrieb, seine Vernunft gänzlich weggeschwemmt. Jener glaubt jezt als Flamme zu brennen, so wie im Gegentheile dieser als Wasser dahin fließt. Ich habe dann und wann versucht die widerstreitenden Ele- mente durch einen gegenseitigen Kampf zu verzehren, aber das Feuer fiel dann so heftig über das Wasser her, daß ich
No. 9, der sich für den Weltschöpfer hält, herbeirufen mußte, um sie wieder von einan- der zu scheiden.
Diese letzte Nummer hält oft höchst wun- derliche Selbstgespräche, und Sie können jezt eben einem zuhören, wenn sie anders Geduld dazu haben.
No. 7. hat ſein Gehirn verſengt, dadurch daß er ſich zu hoch in die Poeſie verſtieg, und
No. 8 dadurch, daß er bei vernuͤnftigen Tagen es mit der Ruͤhrung in ſeinen Komoͤ- dien zu uͤbermaͤßig betrieb, ſeine Vernunft gaͤnzlich weggeſchwemmt. Jener glaubt jezt als Flamme zu brennen, ſo wie im Gegentheile dieſer als Waſſer dahin fließt. Ich habe dann und wann verſucht die widerſtreitenden Ele- mente durch einen gegenſeitigen Kampf zu verzehren, aber das Feuer fiel dann ſo heftig uͤber das Waſſer her, daß ich
No. 9, der ſich fuͤr den Weltſchoͤpfer haͤlt, herbeirufen mußte, um ſie wieder von einan- der zu ſcheiden.
Dieſe letzte Nummer haͤlt oft hoͤchſt wun- derliche Selbſtgeſpraͤche, und Sie koͤnnen jezt eben einem zuhoͤren, wenn ſie anders Geduld dazu haben.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0162"n="160"/><p><hirendition="#aq">No.</hi> 7. hat ſein Gehirn verſengt, dadurch<lb/>
daß er ſich zu hoch in die Poeſie verſtieg, und</p><lb/><p><hirendition="#aq">No.</hi> 8 dadurch, daß er bei vernuͤnftigen<lb/>
Tagen es mit der Ruͤhrung in ſeinen Komoͤ-<lb/>
dien zu uͤbermaͤßig betrieb, ſeine Vernunft<lb/>
gaͤnzlich weggeſchwemmt. Jener glaubt jezt als<lb/>
Flamme zu brennen, ſo wie im Gegentheile<lb/>
dieſer als Waſſer dahin fließt. Ich habe dann<lb/>
und wann verſucht die widerſtreitenden Ele-<lb/>
mente durch einen gegenſeitigen Kampf zu<lb/>
verzehren, aber das Feuer fiel dann ſo heftig<lb/>
uͤber das Waſſer her, daß ich</p><lb/><p><hirendition="#aq">No.</hi> 9, der ſich fuͤr den Weltſchoͤpfer haͤlt,<lb/>
herbeirufen mußte, um ſie wieder von einan-<lb/>
der zu ſcheiden.</p><lb/><p>Dieſe letzte Nummer haͤlt oft hoͤchſt wun-<lb/>
derliche Selbſtgeſpraͤche, und Sie koͤnnen jezt<lb/>
eben einem zuhoͤren, wenn ſie anders Geduld<lb/>
dazu haben.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[160/0162]
No. 7. hat ſein Gehirn verſengt, dadurch
daß er ſich zu hoch in die Poeſie verſtieg, und
No. 8 dadurch, daß er bei vernuͤnftigen
Tagen es mit der Ruͤhrung in ſeinen Komoͤ-
dien zu uͤbermaͤßig betrieb, ſeine Vernunft
gaͤnzlich weggeſchwemmt. Jener glaubt jezt als
Flamme zu brennen, ſo wie im Gegentheile
dieſer als Waſſer dahin fließt. Ich habe dann
und wann verſucht die widerſtreitenden Ele-
mente durch einen gegenſeitigen Kampf zu
verzehren, aber das Feuer fiel dann ſo heftig
uͤber das Waſſer her, daß ich
No. 9, der ſich fuͤr den Weltſchoͤpfer haͤlt,
herbeirufen mußte, um ſie wieder von einan-
der zu ſcheiden.
Dieſe letzte Nummer haͤlt oft hoͤchſt wun-
derliche Selbſtgeſpraͤche, und Sie koͤnnen jezt
eben einem zuhoͤren, wenn ſie anders Geduld
dazu haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/162>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.