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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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Eilfte Nachtwache.


Folgendes ist ein Bruchstück aus der Ge-
schichte des Unbekannten im Mantel. Ich
liebe das Selbst -- drum mag er selbst re-
den!

"Was ist denn die Sonne?" fragte ich
eines Tages meine Mutter, als sie den Son-
nenaufgang von einem Berge beschrieb. "Ar-
mer Knabe, du verstehst es nimmer, du bist
blind geboren!" antwortete sie gerührt und
fuhr sanft mit der Hand über meine Stirn
und meine Augen.


Eilfte Nachtwache.


Folgendes iſt ein Bruchſtuͤck aus der Ge-
ſchichte des Unbekannten im Mantel. Ich
liebe das Selbſt — drum mag er ſelbſt re-
den!

„Was iſt denn die Sonne?“ fragte ich
eines Tages meine Mutter, als ſie den Son-
nenaufgang von einem Berge beſchrieb. „Ar-
mer Knabe, du verſtehſt es nimmer, du biſt
blind geboren!“ antwortete ſie geruͤhrt und
fuhr ſanft mit der Hand uͤber meine Stirn
und meine Augen.


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[[192]/0194] Eilfte Nachtwache. Folgendes iſt ein Bruchſtuͤck aus der Ge- ſchichte des Unbekannten im Mantel. Ich liebe das Selbſt — drum mag er ſelbſt re- den! „Was iſt denn die Sonne?“ fragte ich eines Tages meine Mutter, als ſie den Son- nenaufgang von einem Berge beſchrieb. „Ar- mer Knabe, du verſtehſt es nimmer, du biſt blind geboren!“ antwortete ſie geruͤhrt und fuhr ſanft mit der Hand uͤber meine Stirn und meine Augen.

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. [192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/194>, abgerufen am 21.11.2024.