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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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schwarzen krausen Haaren um Schläfe und
Stirn; es war noch die abgeformte Büste vom
Leben, die hier in dem unterirdischen Museum
des Todes zur Seltenheit aufbewahrt wurde,
und der alte Schwarzkünstler schien dem Nichts
Troz bieten zu wollen.

"So sah er aus, als er den Teufel
bannte!" sagte die Wahrsagerin -- "Nur
haben sie ihm nachher die Hände gefaltet, daß
er hier unten wider Willen beten muß!" --
-- "Und warum betet er denn?" fragte ich
zornig -- da drüben über uns im Himmelssee
funkeln und schwimmen zwar unzählige Sterne,
aber wenn es Welten sind, wie viele kluge
Köpfe behaupten, so giebt es auch Schädel
auf ihnen und Würmer, wie hier unten; das
geht so fort durch die ganze Unermeßlichkeit,
und der Baseler Todtentanz wird dadurch nur
um so lustiger und wilder und der Ballsaal
größer. -- O wie sie alle, die auf den Grä-
bern umherlaufen, und auf einer tausendfach

ſchwarzen krauſen Haaren um Schlaͤfe und
Stirn; es war noch die abgeformte Buͤſte vom
Leben, die hier in dem unterirdiſchen Muſeum
des Todes zur Seltenheit aufbewahrt wurde,
und der alte Schwarzkuͤnſtler ſchien dem Nichts
Troz bieten zu wollen.

„So ſah er aus, als er den Teufel
bannte!“ ſagte die Wahrſagerin — „Nur
haben ſie ihm nachher die Haͤnde gefaltet, daß
er hier unten wider Willen beten muß!“ —
— „Und warum betet er denn?“ fragte ich
zornig — da druͤben uͤber uns im Himmelsſee
funkeln und ſchwimmen zwar unzaͤhlige Sterne,
aber wenn es Welten ſind, wie viele kluge
Koͤpfe behaupten, ſo giebt es auch Schaͤdel
auf ihnen und Wuͤrmer, wie hier unten; das
geht ſo fort durch die ganze Unermeßlichkeit,
und der Baſeler Todtentanz wird dadurch nur
um ſo luſtiger und wilder und der Ballſaal
groͤßer. — O wie ſie alle, die auf den Graͤ-
bern umherlaufen, und auf einer tauſendfach

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[292/0294] ſchwarzen krauſen Haaren um Schlaͤfe und Stirn; es war noch die abgeformte Buͤſte vom Leben, die hier in dem unterirdiſchen Muſeum des Todes zur Seltenheit aufbewahrt wurde, und der alte Schwarzkuͤnſtler ſchien dem Nichts Troz bieten zu wollen. „So ſah er aus, als er den Teufel bannte!“ ſagte die Wahrſagerin — „Nur haben ſie ihm nachher die Haͤnde gefaltet, daß er hier unten wider Willen beten muß!“ — — „Und warum betet er denn?“ fragte ich zornig — da druͤben uͤber uns im Himmelsſee funkeln und ſchwimmen zwar unzaͤhlige Sterne, aber wenn es Welten ſind, wie viele kluge Koͤpfe behaupten, ſo giebt es auch Schaͤdel auf ihnen und Wuͤrmer, wie hier unten; das geht ſo fort durch die ganze Unermeßlichkeit, und der Baſeler Todtentanz wird dadurch nur um ſo luſtiger und wilder und der Ballſaal groͤßer. — O wie ſie alle, die auf den Graͤ- bern umherlaufen, und auf einer tauſendfach

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/294>, abgerufen am 24.11.2024.