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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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felnd in die schwarze Gruft, und wischt nur
dann und wann den Schweiß, wie mechanisch
von der kalten Stirn des Sterbenden.

Neben ihm steht, glühend vor Zorn, der
Pfaff mit aufgehobenem Kruzifixe, den Frei-
geist zu bekehren. Seine Rede schwillt mäch-
tig an wie ein Strom, und er mahlt das
Jenseits in kühnen Bildern; aber nicht das
schöne Morgenroth des neuen Tages und die
aufblühenden Lauben und Engel, sondern, wie
ein wilder Höllenbreugel, die Flammen und
Abgründe und die ganze schaudervolle Unter-
welt des Dante.

Vergebens! der Kranke bleibt stumm und
starr, er sieht mit einer fürchterlichen Ruhe
ein Blatt nach dem andern abfallen, und fühlt
wie sich die kalte Eisrinde des Todes höher
und höher zum Herzen hinaufzieht.

Der Nachtwind pfiff mir durch die Haare
und schüttelte die morschen Fensterladen, wie

felnd in die ſchwarze Gruft, und wiſcht nur
dann und wann den Schweiß, wie mechaniſch
von der kalten Stirn des Sterbenden.

Neben ihm ſteht, gluͤhend vor Zorn, der
Pfaff mit aufgehobenem Kruzifixe, den Frei-
geiſt zu bekehren. Seine Rede ſchwillt maͤch-
tig an wie ein Strom, und er mahlt das
Jenſeits in kuͤhnen Bildern; aber nicht das
ſchoͤne Morgenroth des neuen Tages und die
aufbluͤhenden Lauben und Engel, ſondern, wie
ein wilder Hoͤllenbreugel, die Flammen und
Abgruͤnde und die ganze ſchaudervolle Unter-
welt des Dante.

Vergebens! der Kranke bleibt ſtumm und
ſtarr, er ſieht mit einer fuͤrchterlichen Ruhe
ein Blatt nach dem andern abfallen, und fuͤhlt
wie ſich die kalte Eisrinde des Todes hoͤher
und hoͤher zum Herzen hinaufzieht.

Der Nachtwind pfiff mir durch die Haare
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[6/0008] felnd in die ſchwarze Gruft, und wiſcht nur dann und wann den Schweiß, wie mechaniſch von der kalten Stirn des Sterbenden. Neben ihm ſteht, gluͤhend vor Zorn, der Pfaff mit aufgehobenem Kruzifixe, den Frei- geiſt zu bekehren. Seine Rede ſchwillt maͤch- tig an wie ein Strom, und er mahlt das Jenſeits in kuͤhnen Bildern; aber nicht das ſchoͤne Morgenroth des neuen Tages und die aufbluͤhenden Lauben und Engel, ſondern, wie ein wilder Hoͤllenbreugel, die Flammen und Abgruͤnde und die ganze ſchaudervolle Unter- welt des Dante. Vergebens! der Kranke bleibt ſtumm und ſtarr, er ſieht mit einer fuͤrchterlichen Ruhe ein Blatt nach dem andern abfallen, und fuͤhlt wie ſich die kalte Eisrinde des Todes hoͤher und hoͤher zum Herzen hinaufzieht. Der Nachtwind pfiff mir durch die Haare und ſchuͤttelte die morſchen Fenſterladen, wie

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/8>, abgerufen am 21.11.2024.