te, als auf einmal der Stolz in seine Seel[e] blies:
"Ho! ho!" sagte dieser: "auf eine "so auszeichnende Art zum Edelmann ge- "prägt zu werden! dadurch deinen stolzen "Feinden gleich zu werden, und deine Stim- "me im Rath zu erheben, wie eine Posaune "unter sie zu treten, wie ein Mann, den "seine Kaiserliche Majestät, seiner Verdien- "ste wegen, über alle und vor allen erheben "will!"
Ein andres Gefühl lispelte leise:
"Hu! hu! mit Willen und Wissen ein "Hahnrey zu werden -- aber wer weiß es? "antwortete der Verstand. Und "was ist nun an dem ganzen Ding, ich er- "halte ein wirkliches Gut, und leihe dafür "eins, das längst keinen Reiz mehr für mich "hat. Das Uebel sitzt nur in der Meinung, "und es wird ein Geheimniß zwischen mir "und meiner Frau bleiben. Und wenn es "gar seine Kaiserliche Majestät erführe, "daß ich diese hohe Ehre ausgeschlagen --
"Im
G 2
te, als auf einmal der Stolz in ſeine Seel[e] blies:
„Ho! ho!“ ſagte dieſer: „auf eine „ſo auszeichnende Art zum Edelmann ge- „praͤgt zu werden! dadurch deinen ſtolzen „Feinden gleich zu werden, und deine Stim- „me im Rath zu erheben, wie eine Poſaune „unter ſie zu treten, wie ein Mann, den „ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt, ſeiner Verdien- „ſte wegen, uͤber alle und vor allen erheben „will!“
Ein andres Gefuͤhl liſpelte leiſe:
„Hu! hu! mit Willen und Wiſſen ein „Hahnrey zu werden — aber wer weiß es? „antwortete der Verſtand. Und „was iſt nun an dem ganzen Ding, ich er- „halte ein wirkliches Gut, und leihe dafuͤr „eins, das laͤngſt keinen Reiz mehr fuͤr mich „hat. Das Uebel ſitzt nur in der Meinung, „und es wird ein Geheimniß zwiſchen mir „und meiner Frau bleiben. Und wenn es „gar ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt erfuͤhre, „daß ich dieſe hohe Ehre ausgeſchlagen —
„Im
G 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0110"n="99"/>
te, als auf einmal der Stolz in ſeine Seel<supplied>e</supplied><lb/>
blies:</p><lb/><p>„Ho! ho!“<hirendition="#g">ſagte dieſer</hi>: „auf eine<lb/>„ſo auszeichnende Art zum Edelmann ge-<lb/>„praͤgt zu werden! dadurch deinen ſtolzen<lb/>„Feinden gleich zu werden, und deine Stim-<lb/>„me im Rath zu erheben, wie eine Poſaune<lb/>„unter ſie zu treten, wie ein Mann, den<lb/>„ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt, ſeiner Verdien-<lb/>„ſte wegen, uͤber alle und vor allen erheben<lb/>„will!“</p><lb/><p>Ein andres Gefuͤhl liſpelte leiſe:</p><lb/><p>„Hu! hu! mit Willen und Wiſſen ein<lb/>„Hahnrey zu werden — aber wer weiß es?<lb/>„<hirendition="#g">antwortete der Verſtand</hi>. Und<lb/>„was iſt nun an dem ganzen Ding, ich er-<lb/>„halte ein wirkliches Gut, und leihe dafuͤr<lb/>„eins, das laͤngſt keinen Reiz mehr fuͤr mich<lb/>„hat. Das Uebel ſitzt nur in der Meinung,<lb/>„und es wird ein Geheimniß zwiſchen mir<lb/>„und meiner Frau bleiben. Und wenn es<lb/>„gar ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt erfuͤhre,<lb/>„daß ich dieſe hohe Ehre ausgeſchlagen —<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">„Im</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[99/0110]
te, als auf einmal der Stolz in ſeine Seele
blies:
„Ho! ho!“ ſagte dieſer: „auf eine
„ſo auszeichnende Art zum Edelmann ge-
„praͤgt zu werden! dadurch deinen ſtolzen
„Feinden gleich zu werden, und deine Stim-
„me im Rath zu erheben, wie eine Poſaune
„unter ſie zu treten, wie ein Mann, den
„ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt, ſeiner Verdien-
„ſte wegen, uͤber alle und vor allen erheben
„will!“
Ein andres Gefuͤhl liſpelte leiſe:
„Hu! hu! mit Willen und Wiſſen ein
„Hahnrey zu werden — aber wer weiß es?
„antwortete der Verſtand. Und
„was iſt nun an dem ganzen Ding, ich er-
„halte ein wirkliches Gut, und leihe dafuͤr
„eins, das laͤngſt keinen Reiz mehr fuͤr mich
„hat. Das Uebel ſitzt nur in der Meinung,
„und es wird ein Geheimniß zwiſchen mir
„und meiner Frau bleiben. Und wenn es
„gar ſeine Kaiſerliche Majeſtaͤt erfuͤhre,
„daß ich dieſe hohe Ehre ausgeſchlagen —
„Im
G 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/110>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.