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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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dieses Gerechten so verwirren, daß er Tha-
ten unternimmt, die seinem Herzen fremd
sind.

Teufel. Ist denn eure Tugend und Fröm-
migkeit ein so zerbrechliches Ding, daß kei-
ner daran schlagen darf, ohne sie zu zer-
trümmern? Seyd ihr nicht stolz auf
euren freyen Willen, und schreibt durch ihn
eure Thaten, eurem eignen Herzen zu? Ihr
seyd alle Heilige, wenn euch nichts in Ver-
suchung führt. Nein, Faust, ich will nichts
hinzusetzen, und seinen Sinnen nur den Kö-
der zeigen, um sein Herz zu prüfen. Braucht
der Teufel in euch hinein zu kriechen, da
ihr von außen gestimmt werdet?

Faust. Und wenn dir's nicht gelingt,
glaubst du, ich würde deine Pfuscherey un-
gestraft lassen.

Teufel. Nun so sollst du mir zur Strafe
einen ganzen Tag von der Tugend der Men-
schen vorprahlen. Laß sehen, ob ihn die-
ses reizt.

Eine

dieſes Gerechten ſo verwirren, daß er Tha-
ten unternimmt, die ſeinem Herzen fremd
ſind.

Teufel. Iſt denn eure Tugend und Froͤm-
migkeit ein ſo zerbrechliches Ding, daß kei-
ner daran ſchlagen darf, ohne ſie zu zer-
truͤmmern? Seyd ihr nicht ſtolz auf
euren freyen Willen, und ſchreibt durch ihn
eure Thaten, eurem eignen Herzen zu? Ihr
ſeyd alle Heilige, wenn euch nichts in Ver-
ſuchung fuͤhrt. Nein, Fauſt, ich will nichts
hinzuſetzen, und ſeinen Sinnen nur den Koͤ-
der zeigen, um ſein Herz zu pruͤfen. Braucht
der Teufel in euch hinein zu kriechen, da
ihr von außen geſtimmt werdet?

Fauſt. Und wenn dir’s nicht gelingt,
glaubſt du, ich wuͤrde deine Pfuſcherey un-
geſtraft laſſen.

Teufel. Nun ſo ſollſt du mir zur Strafe
einen ganzen Tag von der Tugend der Men-
ſchen vorprahlen. Laß ſehen, ob ihn die-
ſes reizt.

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[112/0123] dieſes Gerechten ſo verwirren, daß er Tha- ten unternimmt, die ſeinem Herzen fremd ſind. Teufel. Iſt denn eure Tugend und Froͤm- migkeit ein ſo zerbrechliches Ding, daß kei- ner daran ſchlagen darf, ohne ſie zu zer- truͤmmern? Seyd ihr nicht ſtolz auf euren freyen Willen, und ſchreibt durch ihn eure Thaten, eurem eignen Herzen zu? Ihr ſeyd alle Heilige, wenn euch nichts in Ver- ſuchung fuͤhrt. Nein, Fauſt, ich will nichts hinzuſetzen, und ſeinen Sinnen nur den Koͤ- der zeigen, um ſein Herz zu pruͤfen. Braucht der Teufel in euch hinein zu kriechen, da ihr von außen geſtimmt werdet? Fauſt. Und wenn dir’s nicht gelingt, glaubſt du, ich wuͤrde deine Pfuſcherey un- geſtraft laſſen. Teufel. Nun ſo ſollſt du mir zur Strafe einen ganzen Tag von der Tugend der Men- ſchen vorprahlen. Laß ſehen, ob ihn die- ſes reizt. Eine

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/123>, abgerufen am 24.11.2024.