Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Eine mit leckern Speisen und mir feurigen
Weinen besetzte Tafel, erschien in der Mitte
der Einsiedeley.

Der Eremit trat herein, und stellte leise
das Wasser vor Faust, entfernte sich in ei-
nen Winkel, ohne der üppigen Tafel zu
achten.

Faust. Nun, Bruder Eremit, wir haben
aufgetischt, laßt es euch nicht zweymal sa-
gen, und greift zu. Unbeschadet eures hei-
ligen Rufs, mögt ihr mitschmausen, denn
auf eurer Stirne lese ich, daß es eurem Her-
zen gelüstet. Kommt, einen Becher zu Eh-
ren eures Schutzheiligen. Wie heißt er?

Eremit. Der heilige Georg.

Faust. Er soll leben!

Teufel. Ho, ho, Bruder Eremit, der hei-
lige Georg von Kappadozien, das war mir ein
ganzer Kerl, und wenn ihr den zum Muster
nehmt, so werdet ihr gut dabey fahren. Ich
kenne seine Geschichte recht gut, und will sie
euch, zu eurer Erbauung, mit kurzen Wor-
ten erzählen. Er war der Sohn sehr ar-

mer
Fausts Leben. H

Eine mit leckern Speiſen und mir feurigen
Weinen beſetzte Tafel, erſchien in der Mitte
der Einſiedeley.

Der Eremit trat herein, und ſtellte leiſe
das Waſſer vor Fauſt, entfernte ſich in ei-
nen Winkel, ohne der uͤppigen Tafel zu
achten.

Fauſt. Nun, Bruder Eremit, wir haben
aufgetiſcht, laßt es euch nicht zweymal ſa-
gen, und greift zu. Unbeſchadet eures hei-
ligen Rufs, moͤgt ihr mitſchmauſen, denn
auf eurer Stirne leſe ich, daß es eurem Her-
zen geluͤſtet. Kommt, einen Becher zu Eh-
ren eures Schutzheiligen. Wie heißt er?

Eremit. Der heilige Georg.

Fauſt. Er ſoll leben!

Teufel. Ho, ho, Bruder Eremit, der hei-
lige Georg von Kappadozien, das war mir ein
ganzer Kerl, und wenn ihr den zum Muſter
nehmt, ſo werdet ihr gut dabey fahren. Ich
kenne ſeine Geſchichte recht gut, und will ſie
euch, zu eurer Erbauung, mit kurzen Wor-
ten erzaͤhlen. Er war der Sohn ſehr ar-

mer
Fauſts Leben. H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0124" n="113"/>
          <p>Eine mit leckern Spei&#x017F;en und mir feurigen<lb/>
Weinen be&#x017F;etzte Tafel, er&#x017F;chien in der Mitte<lb/>
der Ein&#x017F;iedeley.</p><lb/>
          <p>Der Eremit trat herein, und &#x017F;tellte lei&#x017F;e<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er vor Fau&#x017F;t, entfernte &#x017F;ich in ei-<lb/>
nen Winkel, ohne der u&#x0364;ppigen Tafel zu<lb/>
achten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Nun, Bruder Eremit, wir haben<lb/>
aufgeti&#x017F;cht, laßt es euch nicht zweymal &#x017F;a-<lb/>
gen, und greift zu. Unbe&#x017F;chadet eures hei-<lb/>
ligen Rufs, mo&#x0364;gt ihr mit&#x017F;chmau&#x017F;en, denn<lb/>
auf eurer Stirne le&#x017F;e ich, daß es eurem Her-<lb/>
zen gelu&#x0364;&#x017F;tet. Kommt, einen Becher zu Eh-<lb/>
ren eures Schutzheiligen. Wie heißt er?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eremit</hi>. Der heilige Georg.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Er &#x017F;oll leben!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Ho, ho, Bruder Eremit, der hei-<lb/>
lige Georg von Kappadozien, das war mir ein<lb/>
ganzer Kerl, und wenn ihr den zum Mu&#x017F;ter<lb/>
nehmt, &#x017F;o werdet ihr gut dabey fahren. Ich<lb/>
kenne &#x017F;eine Ge&#x017F;chichte recht gut, und will &#x017F;ie<lb/>
euch, zu eurer Erbauung, mit kurzen Wor-<lb/>
ten erza&#x0364;hlen. Er war der Sohn &#x017F;ehr ar-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;ts Leben.</hi> H</fw><fw place="bottom" type="catch">mer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0124] Eine mit leckern Speiſen und mir feurigen Weinen beſetzte Tafel, erſchien in der Mitte der Einſiedeley. Der Eremit trat herein, und ſtellte leiſe das Waſſer vor Fauſt, entfernte ſich in ei- nen Winkel, ohne der uͤppigen Tafel zu achten. Fauſt. Nun, Bruder Eremit, wir haben aufgetiſcht, laßt es euch nicht zweymal ſa- gen, und greift zu. Unbeſchadet eures hei- ligen Rufs, moͤgt ihr mitſchmauſen, denn auf eurer Stirne leſe ich, daß es eurem Her- zen geluͤſtet. Kommt, einen Becher zu Eh- ren eures Schutzheiligen. Wie heißt er? Eremit. Der heilige Georg. Fauſt. Er ſoll leben! Teufel. Ho, ho, Bruder Eremit, der hei- lige Georg von Kappadozien, das war mir ein ganzer Kerl, und wenn ihr den zum Muſter nehmt, ſo werdet ihr gut dabey fahren. Ich kenne ſeine Geſchichte recht gut, und will ſie euch, zu eurer Erbauung, mit kurzen Wor- ten erzaͤhlen. Er war der Sohn ſehr ar- mer Fauſts Leben. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/124
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/124>, abgerufen am 24.11.2024.