te, und das Gold schimmerte, verbreitete sich Heiterkeit auf die traurigen Gesichter. Hierauf zog er schöne Kleider und Kleinodi- en aus dem Kasten, und übergab sie seinem Weibe. Die Thränen verschwanden, die Eitelkeit leckte sie weg, wie die Sonnenhitze den Thau, und Munterkeit goß sich über das Angesicht des jungen Weibs. Der Teu- fel lächelte, und Faust murrte in seinen Bart: "O Zauber des Golds! Magie der "Eitelkeit! ich kann nun wegreisen, ohne "daß es andre Thränen, als Thränen der "Verstellung kosten wird." -- "Nun, Weib, "sieh, dies sind die Früchte meiner Reise, "sag, ist es nun besser, daß ich im Lande "mit euch allen darbe?"
Die junge Frau hörte nichts, sie stund mit den schönen Kleidern und Kleinodien vor dem Spiegel, und versuchte alle die Herrlichkeiten. Die kleinen Mädchen hüpf- ten um sie herum, bewunderten sie, nah- men die Putzstücke, die sie weglegte, und ahmten die Mutter nach. Indessen brach-
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te, und das Gold ſchimmerte, verbreitete ſich Heiterkeit auf die traurigen Geſichter. Hierauf zog er ſchoͤne Kleider und Kleinodi- en aus dem Kaſten, und uͤbergab ſie ſeinem Weibe. Die Thraͤnen verſchwanden, die Eitelkeit leckte ſie weg, wie die Sonnenhitze den Thau, und Munterkeit goß ſich uͤber das Angeſicht des jungen Weibs. Der Teu- fel laͤchelte, und Fauſt murrte in ſeinen Bart: „O Zauber des Golds! Magie der „Eitelkeit! ich kann nun wegreiſen, ohne „daß es andre Thraͤnen, als Thraͤnen der „Verſtellung koſten wird.“ — „Nun, Weib, „ſieh, dies ſind die Fruͤchte meiner Reiſe, „ſag, iſt es nun beſſer, daß ich im Lande „mit euch allen darbe?“
Die junge Frau hoͤrte nichts, ſie ſtund mit den ſchoͤnen Kleidern und Kleinodien vor dem Spiegel, und verſuchte alle die Herrlichkeiten. Die kleinen Maͤdchen huͤpf- ten um ſie herum, bewunderten ſie, nah- men die Putzſtuͤcke, die ſie weglegte, und ahmten die Mutter nach. Indeſſen brach-
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te, und das Gold ſchimmerte, verbreitete
ſich Heiterkeit auf die traurigen Geſichter.
Hierauf zog er ſchoͤne Kleider und Kleinodi-
en aus dem Kaſten, und uͤbergab ſie ſeinem
Weibe. Die Thraͤnen verſchwanden, die
Eitelkeit leckte ſie weg, wie die Sonnenhitze
den Thau, und Munterkeit goß ſich uͤber
das Angeſicht des jungen Weibs. Der Teu-
fel laͤchelte, und Fauſt murrte in ſeinen
Bart: „O Zauber des Golds! Magie der
„Eitelkeit! ich kann nun wegreiſen, ohne
„daß es andre Thraͤnen, als Thraͤnen der
„Verſtellung koſten wird.“ — „Nun, Weib,
„ſieh, dies ſind die Fruͤchte meiner Reiſe,
„ſag, iſt es nun beſſer, daß ich im Lande
„mit euch allen darbe?“
Die junge Frau hoͤrte nichts, ſie ſtund
mit den ſchoͤnen Kleidern und Kleinodien
vor dem Spiegel, und verſuchte alle die
Herrlichkeiten. Die kleinen Maͤdchen huͤpf-
ten um ſie herum, bewunderten ſie, nah-
men die Putzſtuͤcke, die ſie weglegte, und
ahmten die Mutter nach. Indeſſen brach-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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