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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Aebtissin selbst in die Zelle der Nonne füh-
ren. Faust spottete des Teufels, denn die
Aebtissin war ihm als eine fromme, strenge
und gewissenhafte Frau bekannt.

Teufel. Faust, dein Weib erhub ein Ze-
tergeschrey, als du ihr deine Reise ankün-
digtest; aber da der Schimmer des Goldes
und des Putzes in ihre Augen strahlte, lach-
te das Herz des Kummers. Ich sage dir,
die Aebtissin soll dich in die Zelle der Non-
ne führen, und ich will keine übernatürliche
Mittel gebrauchen. Du selbst sollst Zeuge
seyn, wie die alte Vettel in die Angel bei-
ßen wird. Komm, wir wollen ihr unter
der frommen Gestalt zweyer Nonnen einen
Besuch machen. Ich kenne die Lage der
Klöster, die Gesinnungen der Nonnen und
Mönche in Teutschland genau, um sie vor-
stellen zu können. Ich will die Aebtissin
der schwarzen Nonnen vorstellen, und du
ihre Freundin, die Schwester Agathe.

In diesem Augenblick kam Fausts Freund
voller Freude, ihm die Nachricht von dem

glück-

Aebtiſſin ſelbſt in die Zelle der Nonne fuͤh-
ren. Fauſt ſpottete des Teufels, denn die
Aebtiſſin war ihm als eine fromme, ſtrenge
und gewiſſenhafte Frau bekannt.

Teufel. Fauſt, dein Weib erhub ein Ze-
tergeſchrey, als du ihr deine Reiſe ankuͤn-
digteſt; aber da der Schimmer des Goldes
und des Putzes in ihre Augen ſtrahlte, lach-
te das Herz des Kummers. Ich ſage dir,
die Aebtiſſin ſoll dich in die Zelle der Non-
ne fuͤhren, und ich will keine uͤbernatuͤrliche
Mittel gebrauchen. Du ſelbſt ſollſt Zeuge
ſeyn, wie die alte Vettel in die Angel bei-
ßen wird. Komm, wir wollen ihr unter
der frommen Geſtalt zweyer Nonnen einen
Beſuch machen. Ich kenne die Lage der
Kloͤſter, die Geſinnungen der Nonnen und
Moͤnche in Teutſchland genau, um ſie vor-
ſtellen zu koͤnnen. Ich will die Aebtiſſin
der ſchwarzen Nonnen vorſtellen, und du
ihre Freundin, die Schweſter Agathe.

In dieſem Augenblick kam Fauſts Freund
voller Freude, ihm die Nachricht von dem

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[134/0145] Aebtiſſin ſelbſt in die Zelle der Nonne fuͤh- ren. Fauſt ſpottete des Teufels, denn die Aebtiſſin war ihm als eine fromme, ſtrenge und gewiſſenhafte Frau bekannt. Teufel. Fauſt, dein Weib erhub ein Ze- tergeſchrey, als du ihr deine Reiſe ankuͤn- digteſt; aber da der Schimmer des Goldes und des Putzes in ihre Augen ſtrahlte, lach- te das Herz des Kummers. Ich ſage dir, die Aebtiſſin ſoll dich in die Zelle der Non- ne fuͤhren, und ich will keine uͤbernatuͤrliche Mittel gebrauchen. Du ſelbſt ſollſt Zeuge ſeyn, wie die alte Vettel in die Angel bei- ßen wird. Komm, wir wollen ihr unter der frommen Geſtalt zweyer Nonnen einen Beſuch machen. Ich kenne die Lage der Kloͤſter, die Geſinnungen der Nonnen und Moͤnche in Teutſchland genau, um ſie vor- ſtellen zu koͤnnen. Ich will die Aebtiſſin der ſchwarzen Nonnen vorſtellen, und du ihre Freundin, die Schweſter Agathe. In dieſem Augenblick kam Fauſts Freund voller Freude, ihm die Nachricht von dem gluͤck-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/145>, abgerufen am 23.11.2024.