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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Nonnenklosters. Die Pförtnerin lief vor-
aus was sie konnte, der Aebtissin den vor-
nehmen Besuch anzukündigen. Die Aebtis-
sin empfieng sie mit allen den frömmelnden
Klosterbegrüßungen, die der Teufel in glei-
chem Tone beantwortete. Man trug Zu-
ckergebacknes und feine Getränke auf, schnat-
terte von Klostergeschichten, von der argen
Welt, und der Teufel lenkte seufzend die
Unterredung auf Klaras Geschichte. Klär-
chen, die vermöge ihrer Verwandschaft das
Schoßkind des Klosters war, stund neben
der Aebtissin, und lächelte unter ihrem
Schleier. Faust bemerkte das Lächeln, ver-
schlang sie mit den Augen, und freute sich
des bevorstehenden Abentheuers, denn nie
dünkte ihn, einen reizendern Schalk unter
dem heiligen Schleier gesehen zu haben.
Der Teufel gab dem Gespräche eine ernste
Wendung, und ließ die Aebtissin merken,
er hätte ihr wichtige Sachen zu vertrauen.

Aebtissin. zu Klara. Lämmchen, ihr
könnt nun zu den Nonnen in Garten gehen,

und
J 5

Nonnenkloſters. Die Pfoͤrtnerin lief vor-
aus was ſie konnte, der Aebtiſſin den vor-
nehmen Beſuch anzukuͤndigen. Die Aebtiſ-
ſin empfieng ſie mit allen den froͤmmelnden
Kloſterbegruͤßungen, die der Teufel in glei-
chem Tone beantwortete. Man trug Zu-
ckergebacknes und feine Getraͤnke auf, ſchnat-
terte von Kloſtergeſchichten, von der argen
Welt, und der Teufel lenkte ſeufzend die
Unterredung auf Klaras Geſchichte. Klaͤr-
chen, die vermoͤge ihrer Verwandſchaft das
Schoßkind des Kloſters war, ſtund neben
der Aebtiſſin, und laͤchelte unter ihrem
Schleier. Fauſt bemerkte das Laͤcheln, ver-
ſchlang ſie mit den Augen, und freute ſich
des bevorſtehenden Abentheuers, denn nie
duͤnkte ihn, einen reizendern Schalk unter
dem heiligen Schleier geſehen zu haben.
Der Teufel gab dem Geſpraͤche eine ernſte
Wendung, und ließ die Aebtiſſin merken,
er haͤtte ihr wichtige Sachen zu vertrauen.

Aebtiſſin. zu Klara. Laͤmmchen, ihr
koͤnnt nun zu den Nonnen in Garten gehen,

und
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[137/0148] Nonnenkloſters. Die Pfoͤrtnerin lief vor- aus was ſie konnte, der Aebtiſſin den vor- nehmen Beſuch anzukuͤndigen. Die Aebtiſ- ſin empfieng ſie mit allen den froͤmmelnden Kloſterbegruͤßungen, die der Teufel in glei- chem Tone beantwortete. Man trug Zu- ckergebacknes und feine Getraͤnke auf, ſchnat- terte von Kloſtergeſchichten, von der argen Welt, und der Teufel lenkte ſeufzend die Unterredung auf Klaras Geſchichte. Klaͤr- chen, die vermoͤge ihrer Verwandſchaft das Schoßkind des Kloſters war, ſtund neben der Aebtiſſin, und laͤchelte unter ihrem Schleier. Fauſt bemerkte das Laͤcheln, ver- ſchlang ſie mit den Augen, und freute ſich des bevorſtehenden Abentheuers, denn nie duͤnkte ihn, einen reizendern Schalk unter dem heiligen Schleier geſehen zu haben. Der Teufel gab dem Geſpraͤche eine ernſte Wendung, und ließ die Aebtiſſin merken, er haͤtte ihr wichtige Sachen zu vertrauen. Aebtiſſin. zu Klara. Laͤmmchen, ihr koͤnnt nun zu den Nonnen in Garten gehen, und J 5

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/148>, abgerufen am 22.11.2024.