Teufel. Brauchen die des Teufels, die ihn durch ihr Thun beschämen? Faust, wir fangen nur an, die Decke vor dem mensch- lichen Herzen aufzuheben; es ist mir aber doch lieb zu bemerken, daß auch ihr Teutschen der Ausbildung fähig seyd. Freylich borgt ihr sie von andern Völkern, und verliert dadurch den Ruhm der Eigenheit; aber in der Hölle ist man darüber weg, und hält sich an den guten Willen.
4.
Faust vertrieb sich die Zeit mit den Wei- bern, verführte die Hoffräuleins und Zofen, indessen das Drama des Günstlings sich der Entwicklung näherte. Er saß mit dem Ba- ron H *** zusammen, und theilte ihm den fein gesponnenen Entwurf mit. Dieser soll- te das Werkzeug dazu seyn, und da der Glanz des Goldes den Kitzel der langen Buhlerey mit der Frau des Ministers nicht mehr schärfen konnte, überdem die Thränen der unglücklichen Tochter, der Kummer des
Vaters,
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Teufel. Brauchen die des Teufels, die ihn durch ihr Thun beſchaͤmen? Fauſt, wir fangen nur an, die Decke vor dem menſch- lichen Herzen aufzuheben; es iſt mir aber doch lieb zu bemerken, daß auch ihr Teutſchen der Ausbildung faͤhig ſeyd. Freylich borgt ihr ſie von andern Voͤlkern, und verliert dadurch den Ruhm der Eigenheit; aber in der Hoͤlle iſt man daruͤber weg, und haͤlt ſich an den guten Willen.
4.
Fauſt vertrieb ſich die Zeit mit den Wei- bern, verfuͤhrte die Hoffraͤuleins und Zofen, indeſſen das Drama des Guͤnſtlings ſich der Entwicklung naͤherte. Er ſaß mit dem Ba- ron H *** zuſammen, und theilte ihm den fein geſponnenen Entwurf mit. Dieſer ſoll- te das Werkzeug dazu ſeyn, und da der Glanz des Goldes den Kitzel der langen Buhlerey mit der Frau des Miniſters nicht mehr ſchaͤrfen konnte, uͤberdem die Thraͤnen der ungluͤcklichen Tochter, der Kummer des
Vaters,
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Teufel. Brauchen die des Teufels, die ihn
durch ihr Thun beſchaͤmen? Fauſt, wir
fangen nur an, die Decke vor dem menſch-
lichen Herzen aufzuheben; es iſt mir aber
doch lieb zu bemerken, daß auch ihr Teutſchen
der Ausbildung faͤhig ſeyd. Freylich borgt
ihr ſie von andern Voͤlkern, und verliert
dadurch den Ruhm der Eigenheit; aber in
der Hoͤlle iſt man daruͤber weg, und haͤlt
ſich an den guten Willen.
4.
Fauſt vertrieb ſich die Zeit mit den Wei-
bern, verfuͤhrte die Hoffraͤuleins und Zofen,
indeſſen das Drama des Guͤnſtlings ſich der
Entwicklung naͤherte. Er ſaß mit dem Ba-
ron H *** zuſammen, und theilte ihm den
fein geſponnenen Entwurf mit. Dieſer ſoll-
te das Werkzeug dazu ſeyn, und da der
Glanz des Goldes den Kitzel der langen
Buhlerey mit der Frau des Miniſters nicht
mehr ſchaͤrfen konnte, uͤberdem die Thraͤnen
der ungluͤcklichen Tochter, der Kummer des
Vaters,
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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