nicht alle Vorstellungskraft verdunkelt, alle Fibern des Gefühls gelöst, noch stammelte die Zunge die lezten Empfindungen über das erlittene Weh, noch träufelte der lezte Thau aus den Augen des Unglücklichen, auf die elende Tochter, die seine Knie umfaßte; die Verzweiflung und den Tod auf dem Gesich- te. Er lächelte noch einmal -- spielte mit ihren heruntergefallnen Haaren, lächel- te noch einmal -- sein Sohn trat herein, und wollte freudig auf ihn zustürzen. Er sah ihn starr an, ein wilder Ton der Rase- rey, der die Nerven durchbebt, das Herz durchschaudert, drängte sich aus seiner Brust hervor, und der sanfte Dulder ward für immer ein Gegenstand des Schreckens und des peinlichsten Mitleids.
6.
Faust wüthete und stieß fürchterliche Flü- che aus. Er faßte den Entschluß, dem Fürsten den ganzen Vorgang zu entdecken, und den Betrüger zu entlarven. Der Teu-
fel
nicht alle Vorſtellungskraft verdunkelt, alle Fibern des Gefuͤhls geloͤſt, noch ſtammelte die Zunge die lezten Empfindungen uͤber das erlittene Weh, noch traͤufelte der lezte Thau aus den Augen des Ungluͤcklichen, auf die elende Tochter, die ſeine Knie umfaßte; die Verzweiflung und den Tod auf dem Geſich- te. Er laͤchelte noch einmal — ſpielte mit ihren heruntergefallnen Haaren, laͤchel- te noch einmal — ſein Sohn trat herein, und wollte freudig auf ihn zuſtuͤrzen. Er ſah ihn ſtarr an, ein wilder Ton der Raſe- rey, der die Nerven durchbebt, das Herz durchſchaudert, draͤngte ſich aus ſeiner Bruſt hervor, und der ſanfte Dulder ward fuͤr immer ein Gegenſtand des Schreckens und des peinlichſten Mitleids.
6.
Fauſt wuͤthete und ſtieß fuͤrchterliche Fluͤ- che aus. Er faßte den Entſchluß, dem Fuͤrſten den ganzen Vorgang zu entdecken, und den Betruͤger zu entlarven. Der Teu-
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nicht alle Vorſtellungskraft verdunkelt, alle
Fibern des Gefuͤhls geloͤſt, noch ſtammelte
die Zunge die lezten Empfindungen uͤber das
erlittene Weh, noch traͤufelte der lezte Thau
aus den Augen des Ungluͤcklichen, auf die
elende Tochter, die ſeine Knie umfaßte; die
Verzweiflung und den Tod auf dem Geſich-
te. Er laͤchelte noch einmal — ſpielte
mit ihren heruntergefallnen Haaren, laͤchel-
te noch einmal — ſein Sohn trat herein,
und wollte freudig auf ihn zuſtuͤrzen. Er
ſah ihn ſtarr an, ein wilder Ton der Raſe-
rey, der die Nerven durchbebt, das Herz
durchſchaudert, draͤngte ſich aus ſeiner Bruſt
hervor, und der ſanfte Dulder ward fuͤr
immer ein Gegenſtand des Schreckens und
des peinlichſten Mitleids.
6.
Fauſt wuͤthete und ſtieß fuͤrchterliche Fluͤ-
che aus. Er faßte den Entſchluß, dem
Fuͤrſten den ganzen Vorgang zu entdecken,
und den Betruͤger zu entlarven. Der Teu-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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