Faust. Geschwätziger Teufel, es ist der Rest des Unsinns meiner Jugend, der mich bey schlechten Thaten oft zu Mordgedanken reizte. Hätte ich das Unrecht der Men- schen sehen und dulden können, würde ich dich aus der Hölle gerufen haben. Eile und vollziehe!
Der Teufel erwürgte den Fürsten auf sei- nem weichen Lager, faßte den bebenden Günstling, und schleuderte ihn in den glü- henden Sand Lybiens, fuhr zu Faust zu- rück: Die That ist vollbracht! Sie sezten sich beyde auf den schnellen Wind, und see- gelten dem Lande hinaus.
Wie glücklich sind nun unsre Fürsten, daß es keinem mehr so leicht gelingt, den Teu- fel aus der Hölle zu rufen, und ihn zum Werkzeug der Rache der Unterdrückten und Zertretnen zu machen. Wehe den Nabobs der Erde, wenn es einem gelänge!
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Fauſt. Geſchwaͤtziger Teufel, es iſt der Reſt des Unſinns meiner Jugend, der mich bey ſchlechten Thaten oft zu Mordgedanken reizte. Haͤtte ich das Unrecht der Men- ſchen ſehen und dulden koͤnnen, wuͤrde ich dich aus der Hoͤlle gerufen haben. Eile und vollziehe!
Der Teufel erwuͤrgte den Fuͤrſten auf ſei- nem weichen Lager, faßte den bebenden Guͤnſtling, und ſchleuderte ihn in den gluͤ- henden Sand Lybiens, fuhr zu Fauſt zu- ruͤck: Die That iſt vollbracht! Sie ſezten ſich beyde auf den ſchnellen Wind, und ſee- gelten dem Lande hinaus.
Wie gluͤcklich ſind nun unſre Fuͤrſten, daß es keinem mehr ſo leicht gelingt, den Teu- fel aus der Hoͤlle zu rufen, und ihn zum Werkzeug der Rache der Unterdruͤckten und Zertretnen zu machen. Wehe den Nabobs der Erde, wenn es einem gelaͤnge!
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Fauſt. Geſchwaͤtziger Teufel, es iſt der
Reſt des Unſinns meiner Jugend, der mich
bey ſchlechten Thaten oft zu Mordgedanken
reizte. Haͤtte ich das Unrecht der Men-
ſchen ſehen und dulden koͤnnen, wuͤrde ich
dich aus der Hoͤlle gerufen haben. Eile
und vollziehe!
Der Teufel erwuͤrgte den Fuͤrſten auf ſei-
nem weichen Lager, faßte den bebenden
Guͤnſtling, und ſchleuderte ihn in den gluͤ-
henden Sand Lybiens, fuhr zu Fauſt zu-
ruͤck: Die That iſt vollbracht! Sie ſezten
ſich beyde auf den ſchnellen Wind, und ſee-
gelten dem Lande hinaus.
Wie gluͤcklich ſind nun unſre Fuͤrſten, daß
es keinem mehr ſo leicht gelingt, den Teu-
fel aus der Hoͤlle zu rufen, und ihn zum
Werkzeug der Rache der Unterdruͤckten und
Zertretnen zu machen. Wehe den Nabobs
der Erde, wenn es einem gelaͤnge!
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/213>, abgerufen am 21.11.2024.
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