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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"schert Euch zu allen Teufeln, Her Nase-
"weiß! wenn Ihr eure Kaldaune in fri-
"scher Luft sähet, wie ich, die Neugierde
"würde euch vergehen. Weiß ich, warum
"sie mir den Bauch aufgerissen haben? Fragt
"dort den gnädigen Herrn, meinen Junker,
"den sie auch verstümmelt haben, und dem
"ich dies Frühstück zu verdanken h[a]be."

Sie nahten einem Ritter, der eine Wun-
de an dem Schenkel hatte, und Fa[u]st that
dieselbe Frage an ihn. Der Ritter antwor-
tete: "Ein Bauer aus dem bre[nn]enden
"Dorfe hat vor einiger Zeit dem mächtigen
"Rauhgrafen einen Hirsch erlegt. Darauf
"hat der Rauhgraf den Thäter von mei-
"nem Herrn gefordert, um ihn nach teut-
"schem Herkommen auf einen Hirsch zu
"schmieden, und zu todt rennen zu lassen.
"Mein Herr hat den Bauern nicht heraus-
"geben wollen, und die Pfändung an Haab
"und Gut zu seinem eignen Besten für hin-
"reichende Strafe erklärt. Der Rauhgraf
"hat hierauf dem Edelmann im Namen

"Gottes

„ſchert Euch zu allen Teufeln, Her Naſe-
„weiß! wenn Ihr eure Kaldaune in fri-
„ſcher Luft ſaͤhet, wie ich, die Neugierde
„wuͤrde euch vergehen. Weiß ich, warum
„ſie mir den Bauch aufgeriſſen haben? Fragt
„dort den gnaͤdigen Herrn, meinen Junker,
„den ſie auch verſtuͤmmelt haben, und dem
„ich dies Fruͤhſtuͤck zu verdanken h[a]be.“

Sie nahten einem Ritter, der eine Wun-
de an dem Schenkel hatte, und Fa[u]ſt that
dieſelbe Frage an ihn. Der Ritter antwor-
tete: „Ein Bauer aus dem bre[nn]enden
„Dorfe hat vor einiger Zeit dem maͤchtigen
„Rauhgrafen einen Hirſch erlegt. Darauf
„hat der Rauhgraf den Thaͤter von mei-
„nem Herrn gefordert, um ihn nach teut-
„ſchem Herkommen auf einen Hirſch zu
„ſchmieden, und zu todt rennen zu laſſen.
„Mein Herr hat den Bauern nicht heraus-
„geben wollen, und die Pfaͤndung an Haab
„und Gut zu ſeinem eignen Beſten fuͤr hin-
„reichende Strafe erklaͤrt. Der Rauhgraf
„hat hierauf dem Edelmann im Namen

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[208/0219] „ſchert Euch zu allen Teufeln, Her Naſe- „weiß! wenn Ihr eure Kaldaune in fri- „ſcher Luft ſaͤhet, wie ich, die Neugierde „wuͤrde euch vergehen. Weiß ich, warum „ſie mir den Bauch aufgeriſſen haben? Fragt „dort den gnaͤdigen Herrn, meinen Junker, „den ſie auch verſtuͤmmelt haben, und dem „ich dies Fruͤhſtuͤck zu verdanken habe.“ Sie nahten einem Ritter, der eine Wun- de an dem Schenkel hatte, und Fauſt that dieſelbe Frage an ihn. Der Ritter antwor- tete: „Ein Bauer aus dem brennenden „Dorfe hat vor einiger Zeit dem maͤchtigen „Rauhgrafen einen Hirſch erlegt. Darauf „hat der Rauhgraf den Thaͤter von mei- „nem Herrn gefordert, um ihn nach teut- „ſchem Herkommen auf einen Hirſch zu „ſchmieden, und zu todt rennen zu laſſen. „Mein Herr hat den Bauern nicht heraus- „geben wollen, und die Pfaͤndung an Haab „und Gut zu ſeinem eignen Beſten fuͤr hin- „reichende Strafe erklaͤrt. Der Rauhgraf „hat hierauf dem Edelmann im Namen „Gottes

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/219>, abgerufen am 24.11.2024.