Bauern schrien, daß es den Himmel und die Felsen zerreißen müßte: "Wir sind un- "schuldig, der euch beleidigt hat ist entflo- "hen! Was haben wir und unsre Kinder "verbrochen? Ach rettet nur sie!" Die Rei- sigen peitschten sie von der Erde auf, trie- ben sie nach den Flammen, die Mütter war- fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, sie würden sich ihrer erbarmen, der Huf der Rosse zerschmetterte sie --
Faust rief wahnsinnig: Teufel, fliege und kehre nicht zurück, bis du des Wüthe- richs Schloß mit allem was es in sich faßt, aufgebrannt hast. Er kehre heim und fin- de Wiedervergeltung.
Der Teufel lächelte, schüttelte den Kopf und flog davon. Faust warf sich unter ei- nen Baum und blickte ungeduldig nach dem Schloße. Als er es in Flammen sah, wähn- te der Verwegne, die Ordnung der Dinge hergestellt zu haben, und empfieng den zu- rückkehrenden Teufel mit Zufriedenheit. Dieser fuhr siegend einher, verkündigte ihm
den
Bauern ſchrien, daß es den Himmel und die Felſen zerreißen muͤßte: „Wir ſind un- „ſchuldig, der euch beleidigt hat iſt entflo- „hen! Was haben wir und unſre Kinder „verbrochen? Ach rettet nur ſie!“ Die Rei- ſigen peitſchten ſie von der Erde auf, trie- ben ſie nach den Flammen, die Muͤtter war- fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, ſie wuͤrden ſich ihrer erbarmen, der Huf der Roſſe zerſchmetterte ſie —
Fauſt rief wahnſinnig: Teufel, fliege und kehre nicht zuruͤck, bis du des Wuͤthe- richs Schloß mit allem was es in ſich faßt, aufgebrannt haſt. Er kehre heim und fin- de Wiedervergeltung.
Der Teufel laͤchelte, ſchuͤttelte den Kopf und flog davon. Fauſt warf ſich unter ei- nen Baum und blickte ungeduldig nach dem Schloße. Als er es in Flammen ſah, waͤhn- te der Verwegne, die Ordnung der Dinge hergeſtellt zu haben, und empfieng den zu- ruͤckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit. Dieſer fuhr ſiegend einher, verkuͤndigte ihm
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0221"n="210"/>
Bauern ſchrien, daß es den Himmel und<lb/>
die Felſen zerreißen muͤßte: „Wir ſind un-<lb/>„ſchuldig, der euch beleidigt hat iſt entflo-<lb/>„hen! Was haben wir und unſre Kinder<lb/>„verbrochen? Ach rettet nur ſie!“ Die Rei-<lb/>ſigen peitſchten ſie von der Erde auf, trie-<lb/>
ben ſie nach den Flammen, die Muͤtter war-<lb/>
fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, ſie<lb/>
wuͤrden ſich ihrer erbarmen, der Huf der<lb/>
Roſſe zerſchmetterte ſie —</p><lb/><p>Fauſt rief wahnſinnig: Teufel, fliege<lb/>
und kehre nicht zuruͤck, bis du des Wuͤthe-<lb/>
richs Schloß mit allem was es in ſich faßt,<lb/>
aufgebrannt haſt. Er kehre heim und fin-<lb/>
de Wiedervergeltung.</p><lb/><p>Der Teufel laͤchelte, ſchuͤttelte den Kopf<lb/>
und flog davon. Fauſt warf ſich unter ei-<lb/>
nen Baum und blickte ungeduldig nach dem<lb/>
Schloße. Als er es in Flammen ſah, waͤhn-<lb/>
te der Verwegne, die Ordnung der Dinge<lb/>
hergeſtellt zu haben, und empfieng den zu-<lb/>
ruͤckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit.<lb/>
Dieſer fuhr ſiegend einher, verkuͤndigte ihm<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[210/0221]
Bauern ſchrien, daß es den Himmel und
die Felſen zerreißen muͤßte: „Wir ſind un-
„ſchuldig, der euch beleidigt hat iſt entflo-
„hen! Was haben wir und unſre Kinder
„verbrochen? Ach rettet nur ſie!“ Die Rei-
ſigen peitſchten ſie von der Erde auf, trie-
ben ſie nach den Flammen, die Muͤtter war-
fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, ſie
wuͤrden ſich ihrer erbarmen, der Huf der
Roſſe zerſchmetterte ſie —
Fauſt rief wahnſinnig: Teufel, fliege
und kehre nicht zuruͤck, bis du des Wuͤthe-
richs Schloß mit allem was es in ſich faßt,
aufgebrannt haſt. Er kehre heim und fin-
de Wiedervergeltung.
Der Teufel laͤchelte, ſchuͤttelte den Kopf
und flog davon. Fauſt warf ſich unter ei-
nen Baum und blickte ungeduldig nach dem
Schloße. Als er es in Flammen ſah, waͤhn-
te der Verwegne, die Ordnung der Dinge
hergeſtellt zu haben, und empfieng den zu-
ruͤckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit.
Dieſer fuhr ſiegend einher, verkuͤndigte ihm
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/221>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.