üppigen, heißhungrigen Gebährm[ut]ter für himmlische Begeistrung, siehst seelige Gefüh- le in den Augen der Matrone, während ih- re Fantasie mit Bildern der Wollust buhlt. Drang nach edler Thätigkeit auf der Stir- ne des Jünglings, während der Löwe Tem- perament in ihm brüllt. Wie willst du die Kraft des Menschen abwägen, da du den gefährlichen, wilden Kampf, den sie im Innern erregt, nie gefühlt hast? wie be- stimmen, welcher Versuchung er unterliegen muß, da du dich bloß mit Schatten ge- nährt hast? Was meinst du, wenn einer die Floskeln, womit du deine Unerfahrenheit und Unwissenheit deckst, in schlichten Men- schensinn auflöste? Was würde übrig blei- ben als Seifenblasen?
Der Teufelnahm das Wort: Und wie, wenn dir alle die Schatten, womit du dein dickes Buch ausgepuzt hast, in ihrer wahren Gestalt erschienen, wie ich dir nun erscheinen will? Ich habe gesehen, daß du auch den Teufel portraitirt und gemustert hast,
es
uͤppigen, heißhungrigen Gebaͤhrm[ut]ter fuͤr himmliſche Begeiſtrung, ſiehſt ſeelige Gefuͤh- le in den Augen der Matrone, waͤhrend ih- re Fantaſie mit Bildern der Wolluſt buhlt. Drang nach edler Thaͤtigkeit auf der Stir- ne des Juͤnglings, waͤhrend der Loͤwe Tem- perament in ihm bruͤllt. Wie willſt du die Kraft des Menſchen abwaͤgen, da du den gefaͤhrlichen, wilden Kampf, den ſie im Innern erregt, nie gefuͤhlt haſt? wie be- ſtimmen, welcher Verſuchung er unterliegen muß, da du dich bloß mit Schatten ge- naͤhrt haſt? Was meinſt du, wenn einer die Floskeln, womit du deine Unerfahrenheit und Unwiſſenheit deckſt, in ſchlichten Men- ſchenſinn aufloͤſte? Was wuͤrde uͤbrig blei- ben als Seifenblaſen?
Der Teufelnahm das Wort: Und wie, wenn dir alle die Schatten, womit du dein dickes Buch ausgepuzt haſt, in ihrer wahren Geſtalt erſchienen, wie ich dir nun erſcheinen will? Ich habe geſehen, daß du auch den Teufel portraitirt und gemuſtert haſt,
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uͤppigen, heißhungrigen Gebaͤhrmutter fuͤr
himmliſche Begeiſtrung, ſiehſt ſeelige Gefuͤh-
le in den Augen der Matrone, waͤhrend ih-
re Fantaſie mit Bildern der Wolluſt buhlt.
Drang nach edler Thaͤtigkeit auf der Stir-
ne des Juͤnglings, waͤhrend der Loͤwe Tem-
perament in ihm bruͤllt. Wie willſt du
die Kraft des Menſchen abwaͤgen, da du
den gefaͤhrlichen, wilden Kampf, den ſie im
Innern erregt, nie gefuͤhlt haſt? wie be-
ſtimmen, welcher Verſuchung er unterliegen
muß, da du dich bloß mit Schatten ge-
naͤhrt haſt? Was meinſt du, wenn einer die
Floskeln, womit du deine Unerfahrenheit
und Unwiſſenheit deckſt, in ſchlichten Men-
ſchenſinn aufloͤſte? Was wuͤrde uͤbrig blei-
ben als Seifenblaſen?
Der Teufel nahm das Wort: Und
wie, wenn dir alle die Schatten, womit du
dein dickes Buch ausgepuzt haſt, in ihrer
wahren Geſtalt erſchienen, wie ich dir nun
erſcheinen will? Ich habe geſehen, daß du
auch den Teufel portraitirt und gemuſtert haſt,
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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