Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

lerchristlichsten Königs hier ausgeführt
hat?

Faust. Ha, bald sollt' ich glauben, unsre
Leiber werden von den gefallnen Geistern der
Hölle beseelt, und wir sind nur ihre Werk-
zeuge.

Teufel. Pfuy des ekelhaften Looses für
einen unsterblichen Geist, ein so zweydeuti-
ges, mißgeschaffnes Ding zu beseelen! Glau-
be mir, ob ich gleich ein stolzer Teufel bin,
so würde ich doch lieber in ein Schwein fah-
ren, das sich im Kothe besudelt, als in ei-
nen von euch, die sich in Lastern herum-
wälzen, und stolz das Ebenbild des Höch-
sten nennen.

Faust. Verfluchter! der du den Men-
schen herabwürdigest --

Teufel. He, werde nicht zornig, Mensch!
sage, würden wir nicht an eurem morali-
schen Werth ersticken? Kann der Teufel das
Licht eurer Tugend vertragen? Ist dieser
Mönch nicht ein frommer Mann? Sein
Abt nicht ein frommer Mann, der ihm die-

se
Q 5

lerchriſtlichſten Koͤnigs hier ausgefuͤhrt
hat?

Fauſt. Ha, bald ſollt’ ich glauben, unſre
Leiber werden von den gefallnen Geiſtern der
Hoͤlle beſeelt, und wir ſind nur ihre Werk-
zeuge.

Teufel. Pfuy des ekelhaften Looſes fuͤr
einen unſterblichen Geiſt, ein ſo zweydeuti-
ges, mißgeſchaffnes Ding zu beſeelen! Glau-
be mir, ob ich gleich ein ſtolzer Teufel bin,
ſo wuͤrde ich doch lieber in ein Schwein fah-
ren, das ſich im Kothe beſudelt, als in ei-
nen von euch, die ſich in Laſtern herum-
waͤlzen, und ſtolz das Ebenbild des Hoͤch-
ſten nennen.

Fauſt. Verfluchter! der du den Men-
ſchen herabwuͤrdigeſt —

Teufel. He, werde nicht zornig, Menſch!
ſage, wuͤrden wir nicht an eurem morali-
ſchen Werth erſticken? Kann der Teufel das
Licht eurer Tugend vertragen? Iſt dieſer
Moͤnch nicht ein frommer Mann? Sein
Abt nicht ein frommer Mann, der ihm die-

ſe
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0260" n="249"/>
lerchri&#x017F;tlich&#x017F;ten Ko&#x0364;nigs hier ausgefu&#x0364;hrt<lb/>
hat?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t.</hi> Ha, bald &#x017F;ollt&#x2019; ich glauben, un&#x017F;re<lb/>
Leiber werden von den gefallnen Gei&#x017F;tern der<lb/>
Ho&#x0364;lle be&#x017F;eelt, und wir &#x017F;ind nur ihre Werk-<lb/>
zeuge.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel.</hi> Pfuy des ekelhaften Loo&#x017F;es fu&#x0364;r<lb/>
einen un&#x017F;terblichen Gei&#x017F;t, ein &#x017F;o zweydeuti-<lb/>
ges, mißge&#x017F;chaffnes Ding zu be&#x017F;eelen! Glau-<lb/>
be mir, ob ich gleich ein &#x017F;tolzer Teufel bin,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde ich doch lieber in ein Schwein fah-<lb/>
ren, das &#x017F;ich im Kothe be&#x017F;udelt, als in ei-<lb/>
nen von euch, die &#x017F;ich in La&#x017F;tern herum-<lb/>
wa&#x0364;lzen, und &#x017F;tolz das Ebenbild des Ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten nennen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t.</hi> Verfluchter! der du den Men-<lb/>
&#x017F;chen herabwu&#x0364;rdige&#x017F;t &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel.</hi> He, werde nicht zornig, Men&#x017F;ch!<lb/>
&#x017F;age, wu&#x0364;rden wir nicht an eurem morali-<lb/>
&#x017F;chen Werth er&#x017F;ticken? Kann der Teufel das<lb/>
Licht eurer Tugend vertragen? I&#x017F;t die&#x017F;er<lb/>
Mo&#x0364;nch nicht ein frommer Mann? Sein<lb/>
Abt nicht ein frommer Mann, der ihm die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;e</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0260] lerchriſtlichſten Koͤnigs hier ausgefuͤhrt hat? Fauſt. Ha, bald ſollt’ ich glauben, unſre Leiber werden von den gefallnen Geiſtern der Hoͤlle beſeelt, und wir ſind nur ihre Werk- zeuge. Teufel. Pfuy des ekelhaften Looſes fuͤr einen unſterblichen Geiſt, ein ſo zweydeuti- ges, mißgeſchaffnes Ding zu beſeelen! Glau- be mir, ob ich gleich ein ſtolzer Teufel bin, ſo wuͤrde ich doch lieber in ein Schwein fah- ren, das ſich im Kothe beſudelt, als in ei- nen von euch, die ſich in Laſtern herum- waͤlzen, und ſtolz das Ebenbild des Hoͤch- ſten nennen. Fauſt. Verfluchter! der du den Men- ſchen herabwuͤrdigeſt — Teufel. He, werde nicht zornig, Menſch! ſage, wuͤrden wir nicht an eurem morali- ſchen Werth erſticken? Kann der Teufel das Licht eurer Tugend vertragen? Iſt dieſer Moͤnch nicht ein frommer Mann? Sein Abt nicht ein frommer Mann, der ihm die- ſe Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/260
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/260>, abgerufen am 22.11.2024.