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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Der Prinz wollte ihr zu Hülfe eilen, das
fürchterliche Gift würkte in demselben Au-
genblick in seinen Eingeweiden, er sank bey
ihr nieder, und rief zum Himmel: "Höre
"es! es ist die Hand meines Bruders, die
"mich durch diesen Verfluchten tödtet! Er,
"der unsern Vater zwang, den Hungertod
"zu sterben, um nicht von ihm vergiftet zu
"werden, er hat diesen Mönch erkauft!"

Faust stürzte hinaus, um sich des Beicht-
[v]aters zu bemächtigen, er war entflohen,
ein Haufen Reiter hatte ihn am Lustwald
empfangen, und ihn auf seiner Flucht be-
gleitet. Faust kehrte zurück. Schon hatte
der Tod seine Opfer verschlungen, und lag
auf ihnen in schaudervoller Gestalt. Faust
und der Teufel überließen ihm seine Beute,
und zogen weiter.

Teufel. Nun, Faust, braucht ihr des
schwarzen Teufels, wie ihr ihn nennt, da
er in Mönchskutten auf der Erde herum-
spukt? Wie gefällt dir der Streich dieses
Benediktiners, den er im Namen des al-

ler-

Der Prinz wollte ihr zu Huͤlfe eilen, das
fuͤrchterliche Gift wuͤrkte in demſelben Au-
genblick in ſeinen Eingeweiden, er ſank bey
ihr nieder, und rief zum Himmel: „Hoͤre
„es! es iſt die Hand meines Bruders, die
„mich durch dieſen Verfluchten toͤdtet! Er,
„der unſern Vater zwang, den Hungertod
„zu ſterben, um nicht von ihm vergiftet zu
„werden, er hat dieſen Moͤnch erkauft!“

Fauſt ſtuͤrzte hinaus, um ſich des Beicht-
[v]aters zu bemaͤchtigen, er war entflohen,
ein Haufen Reiter hatte ihn am Luſtwald
empfangen, und ihn auf ſeiner Flucht be-
gleitet. Fauſt kehrte zuruͤck. Schon hatte
der Tod ſeine Opfer verſchlungen, und lag
auf ihnen in ſchaudervoller Geſtalt. Fauſt
und der Teufel uͤberließen ihm ſeine Beute,
und zogen weiter.

Teufel. Nun, Fauſt, braucht ihr des
ſchwarzen Teufels, wie ihr ihn nennt, da
er in Moͤnchskutten auf der Erde herum-
ſpukt? Wie gefaͤllt dir der Streich dieſes
Benediktiners, den er im Namen des al-

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[248/0259] Der Prinz wollte ihr zu Huͤlfe eilen, das fuͤrchterliche Gift wuͤrkte in demſelben Au- genblick in ſeinen Eingeweiden, er ſank bey ihr nieder, und rief zum Himmel: „Hoͤre „es! es iſt die Hand meines Bruders, die „mich durch dieſen Verfluchten toͤdtet! Er, „der unſern Vater zwang, den Hungertod „zu ſterben, um nicht von ihm vergiftet zu „werden, er hat dieſen Moͤnch erkauft!“ Fauſt ſtuͤrzte hinaus, um ſich des Beicht- vaters zu bemaͤchtigen, er war entflohen, ein Haufen Reiter hatte ihn am Luſtwald empfangen, und ihn auf ſeiner Flucht be- gleitet. Fauſt kehrte zuruͤck. Schon hatte der Tod ſeine Opfer verſchlungen, und lag auf ihnen in ſchaudervoller Geſtalt. Fauſt und der Teufel uͤberließen ihm ſeine Beute, und zogen weiter. Teufel. Nun, Fauſt, braucht ihr des ſchwarzen Teufels, wie ihr ihn nennt, da er in Moͤnchskutten auf der Erde herum- ſpukt? Wie gefaͤllt dir der Streich dieſes Benediktiners, den er im Namen des al- ler-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/259>, abgerufen am 22.11.2024.