Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Teufel. Wie anders? Würde er, der nie
gespielt hat, sonst mit dir spielen? Er sah,
was dir das Geld ist, und machte seinen
sichern Plan darauf. Glaubst du, die Ta-
fel würde so gut bestellt seyn, die Weine so
wacker fließen, und die Gäste, seine Gehül-
fen dich zu rupfen, so zahlreich um den
Tisch dieses Geizigen sitzen, wenn dein Gold
nicht diese Wunder würkte? Faust, in die-
sem Hause aß man sich vor unserm Hierseyn
nie satt. -- Ich sehe an deiner Verwunde-
rung, daß du dein Lebenlang ein Verschwen-
der warst, und von diesem Durst nach Gold,
der alle Wünsche des Herzens, selbst die
nöthigen Bedürfnisse der Natur besiegt, kei-
ne Ahndung hast. Folge mir leise!

Sie giengen die Treppe hinunter, durch-
schlichen einige unterirdische Gänge, und
kamen endlich an eine eiserne Thüre, wo der
Teufel zu Fausten sagte: "Sieh durch das
"Schlüsselloch!" In diesem Gewölbe, das
der schwache Schein einer Lampe erleuchte-
te, entdeckte Faust den Edelmann vor einem

eisernen

Teufel. Wie anders? Wuͤrde er, der nie
geſpielt hat, ſonſt mit dir ſpielen? Er ſah,
was dir das Geld iſt, und machte ſeinen
ſichern Plan darauf. Glaubſt du, die Ta-
fel wuͤrde ſo gut beſtellt ſeyn, die Weine ſo
wacker fließen, und die Gaͤſte, ſeine Gehuͤl-
fen dich zu rupfen, ſo zahlreich um den
Tiſch dieſes Geizigen ſitzen, wenn dein Gold
nicht dieſe Wunder wuͤrkte? Fauſt, in die-
ſem Hauſe aß man ſich vor unſerm Hierſeyn
nie ſatt. — Ich ſehe an deiner Verwunde-
rung, daß du dein Lebenlang ein Verſchwen-
der warſt, und von dieſem Durſt nach Gold,
der alle Wuͤnſche des Herzens, ſelbſt die
noͤthigen Beduͤrfniſſe der Natur beſiegt, kei-
ne Ahndung haſt. Folge mir leiſe!

Sie giengen die Treppe hinunter, durch-
ſchlichen einige unterirdiſche Gaͤnge, und
kamen endlich an eine eiſerne Thuͤre, wo der
Teufel zu Fauſten ſagte: „Sieh durch das
„Schluͤſſelloch!“ In dieſem Gewoͤlbe, das
der ſchwache Schein einer Lampe erleuchte-
te, entdeckte Fauſt den Edelmann vor einem

eiſernen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0273" n="262"/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Wie anders? Wu&#x0364;rde er, der nie<lb/>
ge&#x017F;pielt hat, &#x017F;on&#x017F;t mit dir &#x017F;pielen? Er &#x017F;ah,<lb/>
was dir das Geld i&#x017F;t, und machte &#x017F;einen<lb/>
&#x017F;ichern Plan darauf. Glaub&#x017F;t du, die Ta-<lb/>
fel wu&#x0364;rde &#x017F;o gut be&#x017F;tellt &#x017F;eyn, die Weine &#x017F;o<lb/>
wacker fließen, und die Ga&#x0364;&#x017F;te, &#x017F;eine Gehu&#x0364;l-<lb/>
fen dich zu rupfen, &#x017F;o zahlreich um den<lb/>
Ti&#x017F;ch die&#x017F;es Geizigen &#x017F;itzen, wenn dein Gold<lb/>
nicht die&#x017F;e Wunder wu&#x0364;rkte? Fau&#x017F;t, in die-<lb/>
&#x017F;em Hau&#x017F;e aß man &#x017F;ich vor un&#x017F;erm Hier&#x017F;eyn<lb/>
nie &#x017F;att. &#x2014; Ich &#x017F;ehe an deiner Verwunde-<lb/>
rung, daß du dein Lebenlang ein Ver&#x017F;chwen-<lb/>
der war&#x017F;t, und von die&#x017F;em Dur&#x017F;t nach Gold,<lb/>
der alle Wu&#x0364;n&#x017F;che des Herzens, &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
no&#x0364;thigen Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e der Natur be&#x017F;iegt, kei-<lb/>
ne Ahndung ha&#x017F;t. Folge mir lei&#x017F;e!</p><lb/>
          <p>Sie giengen die Treppe hinunter, durch-<lb/>
&#x017F;chlichen einige unterirdi&#x017F;che Ga&#x0364;nge, und<lb/>
kamen endlich an eine ei&#x017F;erne Thu&#x0364;re, wo der<lb/>
Teufel zu Fau&#x017F;ten &#x017F;agte: &#x201E;Sieh durch das<lb/>
&#x201E;Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elloch!&#x201C; In die&#x017F;em Gewo&#x0364;lbe, das<lb/>
der &#x017F;chwache Schein einer Lampe erleuchte-<lb/>
te, entdeckte Fau&#x017F;t den Edelmann vor einem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ei&#x017F;ernen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0273] Teufel. Wie anders? Wuͤrde er, der nie geſpielt hat, ſonſt mit dir ſpielen? Er ſah, was dir das Geld iſt, und machte ſeinen ſichern Plan darauf. Glaubſt du, die Ta- fel wuͤrde ſo gut beſtellt ſeyn, die Weine ſo wacker fließen, und die Gaͤſte, ſeine Gehuͤl- fen dich zu rupfen, ſo zahlreich um den Tiſch dieſes Geizigen ſitzen, wenn dein Gold nicht dieſe Wunder wuͤrkte? Fauſt, in die- ſem Hauſe aß man ſich vor unſerm Hierſeyn nie ſatt. — Ich ſehe an deiner Verwunde- rung, daß du dein Lebenlang ein Verſchwen- der warſt, und von dieſem Durſt nach Gold, der alle Wuͤnſche des Herzens, ſelbſt die noͤthigen Beduͤrfniſſe der Natur beſiegt, kei- ne Ahndung haſt. Folge mir leiſe! Sie giengen die Treppe hinunter, durch- ſchlichen einige unterirdiſche Gaͤnge, und kamen endlich an eine eiſerne Thuͤre, wo der Teufel zu Fauſten ſagte: „Sieh durch das „Schluͤſſelloch!“ In dieſem Gewoͤlbe, das der ſchwache Schein einer Lampe erleuchte- te, entdeckte Fauſt den Edelmann vor einem eiſernen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/273
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/273>, abgerufen am 20.05.2024.