Dummkopf, und er sah bald die Fürsten, wie den Pöbel, zu seinen Füßen. Um die- sen außerordentlichen Mann, hatte Ludwig den König von Sicilien gebethen, und hoff- te seine Genesung von ihm. Er war nun eben auf dem Wege, und da er zugleich dem König die Erlaubniß von dem Papst mit- brachte, seinen ganzen Leib mit dem heili- gen Oele von Rheims schmieren zu dürfen, so glaubte er bald alle Schrecken des Todes zu besiegen. Der glückliche Tag erschien, der kalabrische Bauer nahte dem Schlosse, der König gieng ihm bis an das Thor ent- gegen, fiel ihm zu Füßen, küßte seine Hände, und bath ihn um Leben und Gesundheit. Der Kalabrer spielte seine Rolle so, daß Faust sich nicht enthalten konnte, bey der Farce in ein lautes Gelächter auszubrechen. Schon wollte ihn Tristan mit seinen Hel- fern ergreifen, es war um sein Leben gesche- hen, der Teufel entriß ihn ihren Klauen, und flog mit ihm davon. Als sie in Paris an- gekommen waren, sagte Faust zu dem Teufel:
"Die-
Dummkopf, und er ſah bald die Fuͤrſten, wie den Poͤbel, zu ſeinen Fuͤßen. Um die- ſen außerordentlichen Mann, hatte Ludwig den Koͤnig von Sicilien gebethen, und hoff- te ſeine Geneſung von ihm. Er war nun eben auf dem Wege, und da er zugleich dem Koͤnig die Erlaubniß von dem Papſt mit- brachte, ſeinen ganzen Leib mit dem heili- gen Oele von Rheims ſchmieren zu duͤrfen, ſo glaubte er bald alle Schrecken des Todes zu beſiegen. Der gluͤckliche Tag erſchien, der kalabriſche Bauer nahte dem Schloſſe, der Koͤnig gieng ihm bis an das Thor ent- gegen, fiel ihm zu Fuͤßen, kuͤßte ſeine Haͤnde, und bath ihn um Leben und Geſundheit. Der Kalabrer ſpielte ſeine Rolle ſo, daß Fauſt ſich nicht enthalten konnte, bey der Farce in ein lautes Gelaͤchter auszubrechen. Schon wollte ihn Triſtan mit ſeinen Hel- fern ergreifen, es war um ſein Leben geſche- hen, der Teufel entriß ihn ihren Klauen, und flog mit ihm davon. Als ſie in Paris an- gekommen waren, ſagte Fauſt zu dem Teufel:
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Dummkopf, und er ſah bald die Fuͤrſten,
wie den Poͤbel, zu ſeinen Fuͤßen. Um die-
ſen außerordentlichen Mann, hatte Ludwig
den Koͤnig von Sicilien gebethen, und hoff-
te ſeine Geneſung von ihm. Er war nun
eben auf dem Wege, und da er zugleich dem
Koͤnig die Erlaubniß von dem Papſt mit-
brachte, ſeinen ganzen Leib mit dem heili-
gen Oele von Rheims ſchmieren zu duͤrfen,
ſo glaubte er bald alle Schrecken des Todes
zu beſiegen. Der gluͤckliche Tag erſchien,
der kalabriſche Bauer nahte dem Schloſſe,
der Koͤnig gieng ihm bis an das Thor ent-
gegen, fiel ihm zu Fuͤßen, kuͤßte ſeine Haͤnde,
und bath ihn um Leben und Geſundheit.
Der Kalabrer ſpielte ſeine Rolle ſo, daß
Fauſt ſich nicht enthalten konnte, bey der
Farce in ein lautes Gelaͤchter auszubrechen.
Schon wollte ihn Triſtan mit ſeinen Hel-
fern ergreifen, es war um ſein Leben geſche-
hen, der Teufel entriß ihn ihren Klauen,
und flog mit ihm davon. Als ſie in Paris an-
gekommen waren, ſagte Fauſt zu dem Teufel:
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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