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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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beth, stirbt jeden Seigerschlag, und vermehrt
bey jedem seiner Gedanken die Schrecken
des Todes, dessen Namen auszusprechen,
bey Strafe des Hochverraths verbothen ist.

So zeigte der Teufel Fausten den gefürch-
teten Ludwig, und Fausts Herz ergözte sich
an der Blässe seiner Wangen, an den Fur-
chen, die die Angst auf seine Stirne gegra-
ben. Er weidete sich an seinem Todes-
schweiß, an seinem beklommnen Athem, und
sättigte sich an seiner Quaal. Schon woll-
te er dem ekelhaften Aufenthalt entfliehen,
als ihm der Teufel in's Ohr raunte, den
kommenden Tag abzuwarten, eine besondre
Scene anzusehen. Der König hatte ver-
nommen, daß in Kalabrien ein Eremit
Martorillo lebte, den man in ganz Sicilien
als einen Heiligen verehrte. Dieser Thor
hatte von seinem vierzehenden bis zu seinem
vierzigsten Jahr auf einem spitzen Felsen ge-
lebt, seinen Körper durch Fasten gemartert,
und seinem Geiste alle Nahrung versagt;
aber der Schein des Heiligen bedeckte den

Dumm-

beth, ſtirbt jeden Seigerſchlag, und vermehrt
bey jedem ſeiner Gedanken die Schrecken
des Todes, deſſen Namen auszuſprechen,
bey Strafe des Hochverraths verbothen iſt.

So zeigte der Teufel Fauſten den gefuͤrch-
teten Ludwig, und Fauſts Herz ergoͤzte ſich
an der Blaͤſſe ſeiner Wangen, an den Fur-
chen, die die Angſt auf ſeine Stirne gegra-
ben. Er weidete ſich an ſeinem Todes-
ſchweiß, an ſeinem beklommnen Athem, und
ſaͤttigte ſich an ſeiner Quaal. Schon woll-
te er dem ekelhaften Aufenthalt entfliehen,
als ihm der Teufel in’s Ohr raunte, den
kommenden Tag abzuwarten, eine beſondre
Scene anzuſehen. Der Koͤnig hatte ver-
nommen, daß in Kalabrien ein Eremit
Martorillo lebte, den man in ganz Sicilien
als einen Heiligen verehrte. Dieſer Thor
hatte von ſeinem vierzehenden bis zu ſeinem
vierzigſten Jahr auf einem ſpitzen Felſen ge-
lebt, ſeinen Koͤrper durch Faſten gemartert,
und ſeinem Geiſte alle Nahrung verſagt;
aber der Schein des Heiligen bedeckte den

Dumm-
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[286/0297] beth, ſtirbt jeden Seigerſchlag, und vermehrt bey jedem ſeiner Gedanken die Schrecken des Todes, deſſen Namen auszuſprechen, bey Strafe des Hochverraths verbothen iſt. So zeigte der Teufel Fauſten den gefuͤrch- teten Ludwig, und Fauſts Herz ergoͤzte ſich an der Blaͤſſe ſeiner Wangen, an den Fur- chen, die die Angſt auf ſeine Stirne gegra- ben. Er weidete ſich an ſeinem Todes- ſchweiß, an ſeinem beklommnen Athem, und ſaͤttigte ſich an ſeiner Quaal. Schon woll- te er dem ekelhaften Aufenthalt entfliehen, als ihm der Teufel in’s Ohr raunte, den kommenden Tag abzuwarten, eine beſondre Scene anzuſehen. Der Koͤnig hatte ver- nommen, daß in Kalabrien ein Eremit Martorillo lebte, den man in ganz Sicilien als einen Heiligen verehrte. Dieſer Thor hatte von ſeinem vierzehenden bis zu ſeinem vierzigſten Jahr auf einem ſpitzen Felſen ge- lebt, ſeinen Koͤrper durch Faſten gemartert, und ſeinem Geiſte alle Nahrung verſagt; aber der Schein des Heiligen bedeckte den Dumm-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/297>, abgerufen am 22.11.2024.