kraftvolles Ansehen empfahlen, weihte ihn kurz darauf in die Geheimnisse der Wollust ein, und er fühlte in ihren Armen, daß der päpstliche Hof im Besitz von Geheimnis- sen sey, wovon die übrige blödsinnige christ- liche Welt nichts ahndete. Durch diese in- nige Verbindung entdeckte er ihr blutschän- drisches Verhältniß mit ihren beyden Brü- dern, dem Kardinal und dem Herzog, und da er sie eines Tags mit dem Papst ihrem Vater überraschte, zu dem er und der Teu- fel geheimen Zutritt hatten, so fand er, daß er sie nicht allein mit den Brüdern, sondern auch mit Seiner Heiligkeit theilte. Der einzige Mißhandelte war Alfonso, der die Ehre hatte sich ihren Gemahl zu nennen. Nun sah Faust die Ursache des bittern Has- ses des Kardinals, gegen seinen Bruder ein, dessen Grund Eifersucht über die Gunstbe- zeigungen der Schwester war. Er hatte ihn oft schwören hören, er würde sich noch an ihm auf die blutigste Art rächen.
Wenn
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kraftvolles Anſehen empfahlen, weihte ihn kurz darauf in die Geheimniſſe der Wolluſt ein, und er fuͤhlte in ihren Armen, daß der paͤpſtliche Hof im Beſitz von Geheimniſ- ſen ſey, wovon die uͤbrige bloͤdſinnige chriſt- liche Welt nichts ahndete. Durch dieſe in- nige Verbindung entdeckte er ihr blutſchaͤn- driſches Verhaͤltniß mit ihren beyden Bruͤ- dern, dem Kardinal und dem Herzog, und da er ſie eines Tags mit dem Papſt ihrem Vater uͤberraſchte, zu dem er und der Teu- fel geheimen Zutritt hatten, ſo fand er, daß er ſie nicht allein mit den Bruͤdern, ſondern auch mit Seiner Heiligkeit theilte. Der einzige Mißhandelte war Alfonſo, der die Ehre hatte ſich ihren Gemahl zu nennen. Nun ſah Fauſt die Urſache des bittern Haſ- ſes des Kardinals, gegen ſeinen Bruder ein, deſſen Grund Eiferſucht uͤber die Gunſtbe- zeigungen der Schweſter war. Er hatte ihn oft ſchwoͤren hoͤren, er wuͤrde ſich noch an ihm auf die blutigſte Art raͤchen.
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kraftvolles Anſehen empfahlen, weihte ihn
kurz darauf in die Geheimniſſe der Wolluſt
ein, und er fuͤhlte in ihren Armen, daß
der paͤpſtliche Hof im Beſitz von Geheimniſ-
ſen ſey, wovon die uͤbrige bloͤdſinnige chriſt-
liche Welt nichts ahndete. Durch dieſe in-
nige Verbindung entdeckte er ihr blutſchaͤn-
driſches Verhaͤltniß mit ihren beyden Bruͤ-
dern, dem Kardinal und dem Herzog, und
da er ſie eines Tags mit dem Papſt ihrem
Vater uͤberraſchte, zu dem er und der Teu-
fel geheimen Zutritt hatten, ſo fand er, daß
er ſie nicht allein mit den Bruͤdern, ſondern
auch mit Seiner Heiligkeit theilte. Der
einzige Mißhandelte war Alfonſo, der die
Ehre hatte ſich ihren Gemahl zu nennen.
Nun ſah Fauſt die Urſache des bittern Haſ-
ſes des Kardinals, gegen ſeinen Bruder ein,
deſſen Grund Eiferſucht uͤber die Gunſtbe-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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