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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"sie beobachtest. Der Ermordete, den sie
"nun versenken, ist Francisco Borgia, sein
"Mörder ist sein Bruder, und das was du
"nun siehest, ist das Vorspiel von Thaten,
"die einst der Hölle selbst Erstaunen abzwin-
"gen werden."

Hierauf enthüllte er ihm das ganze fin-
stre Gewebe, und wiederholte ihm die
Rede des Kardinals an Michellotto. Faust
antwortete kälter, als der Teufel es er-
wartete:

"Ich fasse denn ihre Thaten leichter als
"die Hölle, und was kann man wohl von
"einer Familie anders erwarten, wo der
"Vater und die Brüder blutschänderisch mit
"der Tochter und der Schwester leben?
"Der Papst nennt sich den Statthalter Got-
"tes, die Menschen erkennen ihn dafür, und
"der, der ihn an seine Stelle gesezt hat,
"scheint mit seinem Regimente zufrieden,
"was soll Faust dazu sagen, von dem die
"Kirche fordert, daß er ihn anbete; aber,
"Teufel, wer mir einer noch etwas Gutes

"von

„ſie beobachteſt. Der Ermordete, den ſie
„nun verſenken, iſt Francisco Borgia, ſein
„Moͤrder iſt ſein Bruder, und das was du
„nun ſieheſt, iſt das Vorſpiel von Thaten,
„die einſt der Hoͤlle ſelbſt Erſtaunen abzwin-
„gen werden.“

Hierauf enthuͤllte er ihm das ganze fin-
ſtre Gewebe, und wiederholte ihm die
Rede des Kardinals an Michellotto. Fauſt
antwortete kaͤlter, als der Teufel es er-
wartete:

„Ich faſſe denn ihre Thaten leichter als
„die Hoͤlle, und was kann man wohl von
„einer Familie anders erwarten, wo der
„Vater und die Bruͤder blutſchaͤnderiſch mit
„der Tochter und der Schweſter leben?
„Der Papſt nennt ſich den Statthalter Got-
„tes, die Menſchen erkennen ihn dafuͤr, und
„der, der ihn an ſeine Stelle geſezt hat,
„ſcheint mit ſeinem Regimente zufrieden,
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„Kirche fordert, daß er ihn anbete; aber,
„Teufel, wer mir einer noch etwas Gutes

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[316/0327] „ſie beobachteſt. Der Ermordete, den ſie „nun verſenken, iſt Francisco Borgia, ſein „Moͤrder iſt ſein Bruder, und das was du „nun ſieheſt, iſt das Vorſpiel von Thaten, „die einſt der Hoͤlle ſelbſt Erſtaunen abzwin- „gen werden.“ Hierauf enthuͤllte er ihm das ganze fin- ſtre Gewebe, und wiederholte ihm die Rede des Kardinals an Michellotto. Fauſt antwortete kaͤlter, als der Teufel es er- wartete: „Ich faſſe denn ihre Thaten leichter als „die Hoͤlle, und was kann man wohl von „einer Familie anders erwarten, wo der „Vater und die Bruͤder blutſchaͤnderiſch mit „der Tochter und der Schweſter leben? „Der Papſt nennt ſich den Statthalter Got- „tes, die Menſchen erkennen ihn dafuͤr, und „der, der ihn an ſeine Stelle geſezt hat, „ſcheint mit ſeinem Regimente zufrieden, „was ſoll Fauſt dazu ſagen, von dem die „Kirche fordert, daß er ihn anbete; aber, „Teufel, wer mir einer noch etwas Gutes „von

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/327>, abgerufen am 22.11.2024.