Faust und der Teufel folgten ihnen. Fran- cisco trennte sich bald von dem Kardinal, nachdem er ihm vorher in das Ohr gelispelt, wohin er sich begäbe. Der Kardinal wünsch- te ihm lachend Glück, umarmte ihn, und nahm Abschied von ihm. Er eilte nach dem Vatican, endigte sein Geschäft, suchte die Meuchelmörder am bestimmten Orte auf, und ertheilte seine Befehle. Faust war bey der Schwester eines Principe abgestiegen, und der Teufel, der das schwarze Drama seiner Entwicklung nah sah, lenkte es so ein, daß er sich mit Fausten in dem Augen- blick an der Tiber befand, als Dom Mi- chellotto den Leichnam des ermordeten Her- zogs in den Fluß versenken ließ. Faust wollte auf die Mörder zusprengen, der Teu- fel hielt ihn zurück, und sagte:
"Nahe nicht, und halte dich still, daß "dich keiner entdecke, ihrer sind tausen- "de in Rom, und du bist in dem Vatican, "selbst an meiner Seite deines Lebens nicht "sicher, wenn sie gewahr werden, daß du
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Fauſt und der Teufel folgten ihnen. Fran- cisco trennte ſich bald von dem Kardinal, nachdem er ihm vorher in das Ohr geliſpelt, wohin er ſich begaͤbe. Der Kardinal wuͤnſch- te ihm lachend Gluͤck, umarmte ihn, und nahm Abſchied von ihm. Er eilte nach dem Vatican, endigte ſein Geſchaͤft, ſuchte die Meuchelmoͤrder am beſtimmten Orte auf, und ertheilte ſeine Befehle. Fauſt war bey der Schweſter eines Principe abgeſtiegen, und der Teufel, der das ſchwarze Drama ſeiner Entwicklung nah ſah, lenkte es ſo ein, daß er ſich mit Fauſten in dem Augen- blick an der Tiber befand, als Dom Mi- chellotto den Leichnam des ermordeten Her- zogs in den Fluß verſenken ließ. Fauſt wollte auf die Moͤrder zuſprengen, der Teu- fel hielt ihn zuruͤck, und ſagte:
„Nahe nicht, und halte dich ſtill, daß „dich keiner entdecke, ihrer ſind tauſen- „de in Rom, und du biſt in dem Vatican, „ſelbſt an meiner Seite deines Lebens nicht „ſicher, wenn ſie gewahr werden, daß du
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Fauſt und der Teufel folgten ihnen. Fran-
cisco trennte ſich bald von dem Kardinal,
nachdem er ihm vorher in das Ohr geliſpelt,
wohin er ſich begaͤbe. Der Kardinal wuͤnſch-
te ihm lachend Gluͤck, umarmte ihn, und
nahm Abſchied von ihm. Er eilte nach
dem Vatican, endigte ſein Geſchaͤft, ſuchte
die Meuchelmoͤrder am beſtimmten Orte
auf, und ertheilte ſeine Befehle. Fauſt war
bey der Schweſter eines Principe abgeſtiegen,
und der Teufel, der das ſchwarze Drama
ſeiner Entwicklung nah ſah, lenkte es ſo
ein, daß er ſich mit Fauſten in dem Augen-
blick an der Tiber befand, als Dom Mi-
chellotto den Leichnam des ermordeten Her-
zogs in den Fluß verſenken ließ. Fauſt
wollte auf die Moͤrder zuſprengen, der Teu-
fel hielt ihn zuruͤck, und ſagte:
„Nahe nicht, und halte dich ſtill, daß
„dich keiner entdecke, ihrer ſind tauſen-
„de in Rom, und du biſt in dem Vatican,
„ſelbſt an meiner Seite deines Lebens nicht
„ſicher, wenn ſie gewahr werden, daß du
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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