gias zu Herren von Italien machen. Ist dies nicht dein Wunsch? Hast du nur für Francisco gemordet und vergiftet? Würden diese Verbrechen uns nützen, wenn Cäsar Kardinal bliebe, und der ermordete Schwäch- ling einst euren Raub vertheidigen sollte? Nur von ihm kann ich Schutz erwarten, wenn du nicht mehr bist, er achtete seiner Mutter, während dieser Kalte mich ver- nachläßigte, und dem Vater allein schmei- chelte, von dem er seine Größe hoffte. Cä- sar fühlt, daß ein Weib wie ich, die einen Helden gebähren konnte, ihm auch den Weg zu unsterblichen Thaten vorzuzeichnen weiß. Heitere dich auf, Roderico, und sey weise; denn wisse nur immer, die Hand des Mör- ders deines Lieblings, wird von einem sol- chen kühnen Geist geleitet, die auch des Va- ters nicht schonen würde, wenn er es wa- gen sollte, den Schleier aufzuheben, der die- se nöthige That verbirgt.
Papst. Dein großer Sinn, Vanosa, er- hebt mich, ob er gleich mein Herz durch-
schaudert.
gias zu Herren von Italien machen. Iſt dies nicht dein Wunſch? Haſt du nur fuͤr Francisco gemordet und vergiftet? Wuͤrden dieſe Verbrechen uns nuͤtzen, wenn Caͤſar Kardinal bliebe, und der ermordete Schwaͤch- ling einſt euren Raub vertheidigen ſollte? Nur von ihm kann ich Schutz erwarten, wenn du nicht mehr biſt, er achtete ſeiner Mutter, waͤhrend dieſer Kalte mich ver- nachlaͤßigte, und dem Vater allein ſchmei- chelte, von dem er ſeine Groͤße hoffte. Caͤ- ſar fuͤhlt, daß ein Weib wie ich, die einen Helden gebaͤhren konnte, ihm auch den Weg zu unſterblichen Thaten vorzuzeichnen weiß. Heitere dich auf, Roderico, und ſey weiſe; denn wiſſe nur immer, die Hand des Moͤr- ders deines Lieblings, wird von einem ſol- chen kuͤhnen Geiſt geleitet, die auch des Va- ters nicht ſchonen wuͤrde, wenn er es wa- gen ſollte, den Schleier aufzuheben, der die- ſe noͤthige That verbirgt.
Papſt. Dein großer Sinn, Vanoſa, er- hebt mich, ob er gleich mein Herz durch-
ſchaudert.
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gias zu Herren von Italien machen. Iſt
dies nicht dein Wunſch? Haſt du nur fuͤr
Francisco gemordet und vergiftet? Wuͤrden
dieſe Verbrechen uns nuͤtzen, wenn Caͤſar
Kardinal bliebe, und der ermordete Schwaͤch-
ling einſt euren Raub vertheidigen ſollte?
Nur von ihm kann ich Schutz erwarten,
wenn du nicht mehr biſt, er achtete ſeiner
Mutter, waͤhrend dieſer Kalte mich ver-
nachlaͤßigte, und dem Vater allein ſchmei-
chelte, von dem er ſeine Groͤße hoffte. Caͤ-
ſar fuͤhlt, daß ein Weib wie ich, die einen
Helden gebaͤhren konnte, ihm auch den Weg
zu unſterblichen Thaten vorzuzeichnen weiß.
Heitere dich auf, Roderico, und ſey weiſe;
denn wiſſe nur immer, die Hand des Moͤr-
ders deines Lieblings, wird von einem ſol-
chen kuͤhnen Geiſt geleitet, die auch des Va-
ters nicht ſchonen wuͤrde, wenn er es wa-
gen ſollte, den Schleier aufzuheben, der die-
ſe noͤthige That verbirgt.
Papſt. Dein großer Sinn, Vanoſa, er-
hebt mich, ob er gleich mein Herz durch-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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