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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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melten sich auf den mächtigen Ruf. Selbst
seine Abgesandten beym päbstlichen Stuhl
und den Herrschern Europas, verließen ih-
re Posten, denn die Einladung ließ etwas gro-
ßes und wichtiges vermuthen. Schon ertönte
das ungeheure Gewölbe der Hölle, von dem
wilden Geschrey des Pöbels der Geister. My-
riaden lagerten sich, auf den verbrannten,
unfruchtbaren Boden. Nun traten die
Fürsten hervor, und gebothen Schweigen der
Menge, damit Satan die Berichte seiner
Abgesandten der Oberwelt, vernehmen könn-
te. Die Teufel gehorchten, und eine schau-
dervolle Stille herrschte durch die dicke,
düstre Finsterniß, die nur das Gewinsel der
Verdammten unterbrach. Die Sclaven der
Teufel, Schatten, die weder der Seeligkeit
noch der Verdammniß werth sind, bereite-
ten die unzählichen Tische zum Schmauß,
und sie verdienen dies Loos der schändlich-
sten Knechtschaft. Als sie noch in Fleisch
und Bein, die Früchte der Erde aßen, wa-
ren sie von jener zweydeutigen Art, die al-

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melten ſich auf den maͤchtigen Ruf. Selbſt
ſeine Abgeſandten beym paͤbſtlichen Stuhl
und den Herrſchern Europas, verließen ih-
re Poſten, denn die Einladung ließ etwas gro-
ßes und wichtiges vermuthen. Schon ertoͤnte
das ungeheure Gewoͤlbe der Hoͤlle, von dem
wilden Geſchrey des Poͤbels der Geiſter. My-
riaden lagerten ſich, auf den verbrannten,
unfruchtbaren Boden. Nun traten die
Fuͤrſten hervor, und gebothen Schweigen der
Menge, damit Satan die Berichte ſeiner
Abgeſandten der Oberwelt, vernehmen koͤnn-
te. Die Teufel gehorchten, und eine ſchau-
dervolle Stille herrſchte durch die dicke,
duͤſtre Finſterniß, die nur das Gewinſel der
Verdammten unterbrach. Die Sclaven der
Teufel, Schatten, die weder der Seeligkeit
noch der Verdammniß werth ſind, bereite-
ten die unzaͤhlichen Tiſche zum Schmauß,
und ſie verdienen dies Loos der ſchaͤndlich-
ſten Knechtſchaft. Als ſie noch in Fleiſch
und Bein, die Fruͤchte der Erde aßen, wa-
ren ſie von jener zweydeutigen Art, die al-

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[23/0034] melten ſich auf den maͤchtigen Ruf. Selbſt ſeine Abgeſandten beym paͤbſtlichen Stuhl und den Herrſchern Europas, verließen ih- re Poſten, denn die Einladung ließ etwas gro- ßes und wichtiges vermuthen. Schon ertoͤnte das ungeheure Gewoͤlbe der Hoͤlle, von dem wilden Geſchrey des Poͤbels der Geiſter. My- riaden lagerten ſich, auf den verbrannten, unfruchtbaren Boden. Nun traten die Fuͤrſten hervor, und gebothen Schweigen der Menge, damit Satan die Berichte ſeiner Abgeſandten der Oberwelt, vernehmen koͤnn- te. Die Teufel gehorchten, und eine ſchau- dervolle Stille herrſchte durch die dicke, duͤſtre Finſterniß, die nur das Gewinſel der Verdammten unterbrach. Die Sclaven der Teufel, Schatten, die weder der Seeligkeit noch der Verdammniß werth ſind, bereite- ten die unzaͤhlichen Tiſche zum Schmauß, und ſie verdienen dies Loos der ſchaͤndlich- ſten Knechtſchaft. Als ſie noch in Fleiſch und Bein, die Fruͤchte der Erde aßen, wa- ren ſie von jener zweydeutigen Art, die al- ler B 4

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/34>, abgerufen am 21.11.2024.