ler Menschen Freund sind, ohne es von ei- nem zu seyn. Deren Zungen von den herr- lichen Lehren der Tugend plappern, ohne daß ihr Herz sie fühlt. Die das Böse nur darum unterlassen, weil es Gefahr mit sich führt, und das Gute, weil es Muth und Verleugnung erfordert. Die mit der Reli- gion wuchern, und sie wie der filzigte Ju- de sein Kapital, auf Zinsen legen, in der Meinung, ihren elenden Seelen ein gutes Behältniß zu sichern. Die Gott aus Furcht anbethen, und vor ihm wie Sclaven zittern. Die Teufel, die wahrlich keine beßre Herren sind, als die pohlnischen, ungarischen und liefländischen Edelleute, reiten sie dafür in der Hölle wacker herum. Indessen schwitz- ten ihre Brüder in den höllischen Küchen, das Mahl für ihre strengen Herren zuzurü- sten; ein schreckliches Geschäft für eine See- le, die einst einen menschlichen Körper, durch Fraß, Soff und Ueppigkeit aufgerieben hat. Denn obgleich die Teufel weder essen noch trinken, so haben sie den Menschen
doch
ler Menſchen Freund ſind, ohne es von ei- nem zu ſeyn. Deren Zungen von den herr- lichen Lehren der Tugend plappern, ohne daß ihr Herz ſie fuͤhlt. Die das Boͤſe nur darum unterlaſſen, weil es Gefahr mit ſich fuͤhrt, und das Gute, weil es Muth und Verleugnung erfordert. Die mit der Reli- gion wuchern, und ſie wie der filzigte Ju- de ſein Kapital, auf Zinſen legen, in der Meinung, ihren elenden Seelen ein gutes Behaͤltniß zu ſichern. Die Gott aus Furcht anbethen, und vor ihm wie Sclaven zittern. Die Teufel, die wahrlich keine beßre Herren ſind, als die pohlniſchen, ungariſchen und lieflaͤndiſchen Edelleute, reiten ſie dafuͤr in der Hoͤlle wacker herum. Indeſſen ſchwitz- ten ihre Bruͤder in den hoͤlliſchen Kuͤchen, das Mahl fuͤr ihre ſtrengen Herren zuzuruͤ- ſten; ein ſchreckliches Geſchaͤft fuͤr eine See- le, die einſt einen menſchlichen Koͤrper, durch Fraß, Soff und Ueppigkeit aufgerieben hat. Denn obgleich die Teufel weder eſſen noch trinken, ſo haben ſie den Menſchen
doch
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[24/0035]
ler Menſchen Freund ſind, ohne es von ei-
nem zu ſeyn. Deren Zungen von den herr-
lichen Lehren der Tugend plappern, ohne
daß ihr Herz ſie fuͤhlt. Die das Boͤſe nur
darum unterlaſſen, weil es Gefahr mit ſich
fuͤhrt, und das Gute, weil es Muth und
Verleugnung erfordert. Die mit der Reli-
gion wuchern, und ſie wie der filzigte Ju-
de ſein Kapital, auf Zinſen legen, in der
Meinung, ihren elenden Seelen ein gutes
Behaͤltniß zu ſichern. Die Gott aus Furcht
anbethen, und vor ihm wie Sclaven zittern.
Die Teufel, die wahrlich keine beßre Herren
ſind, als die pohlniſchen, ungariſchen und
lieflaͤndiſchen Edelleute, reiten ſie dafuͤr in
der Hoͤlle wacker herum. Indeſſen ſchwitz-
ten ihre Bruͤder in den hoͤlliſchen Kuͤchen,
das Mahl fuͤr ihre ſtrengen Herren zuzuruͤ-
ſten; ein ſchreckliches Geſchaͤft fuͤr eine See-
le, die einſt einen menſchlichen Koͤrper, durch
Fraß, Soff und Ueppigkeit aufgerieben
hat. Denn obgleich die Teufel weder eſſen
noch trinken, ſo haben ſie den Menſchen
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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