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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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auf den Ausgang. Ganz Rom eilte zum
Glückwunsch herbey. Die Bezeichneten
wurden im Vatican festgenommen, nach ver-
schiednen Gefängnissen gebracht, und heim-
lich hingerichtet, während die Trabanten
des Papsts, ihre Palläste plünderten. Der
Kardinal Orsini ward allein nach der En-
gelsburg gebracht, und ihm die ersten Tage
erlaubt, sich aus der Küche seiner Mutter
besorgen zu lassen; da aber der Papst hörte,
daß er seit seiner Gefangenschaft einen Wein-
berg für zweytausend Scudis verkauft hät-
te, und eine wegen ihrer außerordentlichen
Größe sehr kostbare Perle besäße, so entzog
er ihm diese Gunst. Die Mutter der einst
großen und blühenden Orsinis, hüllte sich
in Mannskleider, überbrachte dem Papst die
zweytausend Scudis und die Perle, er nahm
sie mit der Rechten, und gab mit der Lin-
ken das Zeichen zur Hinrichtung des Kar-
dinals. Dieser Zug machte Fausten so
wahnsinnig, daß der Teufel allen seinen Witz
brauchte, um ihn zu Verstand zu bringen.

Er
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auf den Ausgang. Ganz Rom eilte zum
Gluͤckwunſch herbey. Die Bezeichneten
wurden im Vatican feſtgenommen, nach ver-
ſchiednen Gefaͤngniſſen gebracht, und heim-
lich hingerichtet, waͤhrend die Trabanten
des Papſts, ihre Pallaͤſte pluͤnderten. Der
Kardinal Orſini ward allein nach der En-
gelsburg gebracht, und ihm die erſten Tage
erlaubt, ſich aus der Kuͤche ſeiner Mutter
beſorgen zu laſſen; da aber der Papſt hoͤrte,
daß er ſeit ſeiner Gefangenſchaft einen Wein-
berg fuͤr zweytauſend Scudis verkauft haͤt-
te, und eine wegen ihrer außerordentlichen
Groͤße ſehr koſtbare Perle beſaͤße, ſo entzog
er ihm dieſe Gunſt. Die Mutter der einſt
großen und bluͤhenden Orſinis, huͤllte ſich
in Mannskleider, uͤberbrachte dem Papſt die
zweytauſend Scudis und die Perle, er nahm
ſie mit der Rechten, und gab mit der Lin-
ken das Zeichen zur Hinrichtung des Kar-
dinals. Dieſer Zug machte Fauſten ſo
wahnſinnig, daß der Teufel allen ſeinen Witz
brauchte, um ihn zu Verſtand zu bringen.

Er
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[341/0352] auf den Ausgang. Ganz Rom eilte zum Gluͤckwunſch herbey. Die Bezeichneten wurden im Vatican feſtgenommen, nach ver- ſchiednen Gefaͤngniſſen gebracht, und heim- lich hingerichtet, waͤhrend die Trabanten des Papſts, ihre Pallaͤſte pluͤnderten. Der Kardinal Orſini ward allein nach der En- gelsburg gebracht, und ihm die erſten Tage erlaubt, ſich aus der Kuͤche ſeiner Mutter beſorgen zu laſſen; da aber der Papſt hoͤrte, daß er ſeit ſeiner Gefangenſchaft einen Wein- berg fuͤr zweytauſend Scudis verkauft haͤt- te, und eine wegen ihrer außerordentlichen Groͤße ſehr koſtbare Perle beſaͤße, ſo entzog er ihm dieſe Gunſt. Die Mutter der einſt großen und bluͤhenden Orſinis, huͤllte ſich in Mannskleider, uͤberbrachte dem Papſt die zweytauſend Scudis und die Perle, er nahm ſie mit der Rechten, und gab mit der Lin- ken das Zeichen zur Hinrichtung des Kar- dinals. Dieſer Zug machte Fauſten ſo wahnſinnig, daß der Teufel allen ſeinen Witz brauchte, um ihn zu Verſtand zu bringen. Er Y 3

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/352>, abgerufen am 22.11.2024.