dieser i[m] ein wildes Lachen ausschüttete; da aber der Papst immer heftiger in ihn drang, und er merkte, daß er in Gefahr sey, seine hohe unsterbliche Person von ei- nem verächtlichen Menschen und gar von einem Papst, besudelt zu sehen, so erwachte der schwarze Groll der Hölle in seinem Geist, und er stund in dem entscheidenden Augen- blick, in einer Gestalt vor ihm, die nie ein lebendes Auge gesehen, noch zu sehen wa- gen darf. Der Papst, der ihn gleich erkann- te, erhub ein Freudengeschrey:
"Ah ben venuto, Signor diavolo! "Wahrlich, du kannst mir zu keiner geleg- "nern Zeit erscheinen, als jezt, und schon "lange habe ich deine Gegenwart gewünscht, "denn ich weiß, wozu man einen so mäch- "tigen Geist, wie du bist, brauchen kann. "Ha! ha! ha! du gefällst mir weit besser "so, als vorher. Du Schäcker du! Komm, "und sey mein Freund, nimm deine vorige "Gestalt an, und ich will dich zum Kardinal "machen, denn nur du allein kannst mich
"schnell
dieſer i[m] ein wildes Lachen ausſchuͤttete; da aber der Papſt immer heftiger in ihn drang, und er merkte, daß er in Gefahr ſey, ſeine hohe unſterbliche Perſon von ei- nem veraͤchtlichen Menſchen und gar von einem Papſt, beſudelt zu ſehen, ſo erwachte der ſchwarze Groll der Hoͤlle in ſeinem Geiſt, und er ſtund in dem entſcheidenden Augen- blick, in einer Geſtalt vor ihm, die nie ein lebendes Auge geſehen, noch zu ſehen wa- gen darf. Der Papſt, der ihn gleich erkann- te, erhub ein Freudengeſchrey:
„Ah ben venuto, Signor diavolo! „Wahrlich, du kannſt mir zu keiner geleg- „nern Zeit erſcheinen, als jezt, und ſchon „lange habe ich deine Gegenwart gewuͤnſcht, „denn ich weiß, wozu man einen ſo maͤch- „tigen Geiſt, wie du biſt, brauchen kann. „Ha! ha! ha! du gefaͤllſt mir weit beſſer „ſo, als vorher. Du Schaͤcker du! Komm, „und ſey mein Freund, nimm deine vorige „Geſtalt an, und ich will dich zum Kardinal „machen, denn nur du allein kannſt mich
„ſchnell
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0358"n="347"/>
dieſer i<supplied>m</supplied> ein wildes Lachen ausſchuͤttete;<lb/>
da aber der Papſt immer heftiger in ihn<lb/>
drang, und er merkte, daß er in Gefahr<lb/>ſey, ſeine hohe unſterbliche Perſon von ei-<lb/>
nem veraͤchtlichen Menſchen und gar von<lb/>
einem Papſt, beſudelt zu ſehen, ſo erwachte<lb/>
der ſchwarze Groll der Hoͤlle in ſeinem Geiſt,<lb/>
und er ſtund in dem entſcheidenden Augen-<lb/>
blick, in einer Geſtalt vor ihm, die nie ein<lb/>
lebendes Auge geſehen, noch zu ſehen wa-<lb/>
gen darf. Der Papſt, der ihn gleich erkann-<lb/>
te, erhub ein Freudengeſchrey:</p><lb/><p>„<hirendition="#aq">Ah ben venuto, Signor diavolo!</hi><lb/>„Wahrlich, du kannſt mir zu keiner geleg-<lb/>„nern Zeit erſcheinen, als jezt, und ſchon<lb/>„lange habe ich deine Gegenwart gewuͤnſcht,<lb/>„denn ich weiß, wozu man einen ſo maͤch-<lb/>„tigen Geiſt, wie du biſt, brauchen kann.<lb/>„Ha! ha! ha! du gefaͤllſt mir weit beſſer<lb/>„ſo, als vorher. Du Schaͤcker du! Komm,<lb/>„und ſey mein Freund, nimm deine vorige<lb/>„Geſtalt an, und ich will dich zum Kardinal<lb/>„machen, denn nur du allein kannſt mich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„ſchnell</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[347/0358]
dieſer im ein wildes Lachen ausſchuͤttete;
da aber der Papſt immer heftiger in ihn
drang, und er merkte, daß er in Gefahr
ſey, ſeine hohe unſterbliche Perſon von ei-
nem veraͤchtlichen Menſchen und gar von
einem Papſt, beſudelt zu ſehen, ſo erwachte
der ſchwarze Groll der Hoͤlle in ſeinem Geiſt,
und er ſtund in dem entſcheidenden Augen-
blick, in einer Geſtalt vor ihm, die nie ein
lebendes Auge geſehen, noch zu ſehen wa-
gen darf. Der Papſt, der ihn gleich erkann-
te, erhub ein Freudengeſchrey:
„Ah ben venuto, Signor diavolo!
„Wahrlich, du kannſt mir zu keiner geleg-
„nern Zeit erſcheinen, als jezt, und ſchon
„lange habe ich deine Gegenwart gewuͤnſcht,
„denn ich weiß, wozu man einen ſo maͤch-
„tigen Geiſt, wie du biſt, brauchen kann.
„Ha! ha! ha! du gefaͤllſt mir weit beſſer
„ſo, als vorher. Du Schaͤcker du! Komm,
„und ſey mein Freund, nimm deine vorige
„Geſtalt an, und ich will dich zum Kardinal
„machen, denn nur du allein kannſt mich
„ſchnell
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/358>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.