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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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er der Kunst und seinem verdorbenen Willen
allein verdankt? Hast du ihn in seinem na-
türlichen Zustand beobachtet, wo jede sei-
ner unverstellten Aeußerungen, das Geprä-
ge seiner innern Stimmung an sich trägt?
Du hast die Maske der Gesellschaft für sei-
ne natürliche Bildung genommen, und
nur den Menschen kennen gelernt, den sei-
ne Lage, sein Stand, Reichthum, seine
Macht und seine Wissenschaften, der Ver-
derbniß geweiht haben, der seine Natur an
eurem Götzen, dem Wahn, zerschlagen
hat.
An die Höfe, in die Palläste hast du
dich gedrängt, wo man der Menschen lacht,
indem man sie mißbraucht, wo man sie mit
Füßen tritt, während man das verpraßt,
was man ihnen geraubt hat. Die Herr-
scher der Welt, die Tyrannen mit ihren
Henkersknechten, wollüstige Weiber, Pfaf-
fen, die eure Religion als Werkzeug der Un-
terdrückung nutzen, die hast du gesehen,
und nicht den, der unter dem schweren Jo-
che seufzt, des Lebens Last geduldig trägt,

und

er der Kunſt und ſeinem verdorbenen Willen
allein verdankt? Haſt du ihn in ſeinem na-
tuͤrlichen Zuſtand beobachtet, wo jede ſei-
ner unverſtellten Aeußerungen, das Gepraͤ-
ge ſeiner innern Stimmung an ſich traͤgt?
Du haſt die Maske der Geſellſchaft fuͤr ſei-
ne natuͤrliche Bildung genommen, und
nur den Menſchen kennen gelernt, den ſei-
ne Lage, ſein Stand, Reichthum, ſeine
Macht und ſeine Wiſſenſchaften, der Ver-
derbniß geweiht haben, der ſeine Natur an
eurem Goͤtzen, dem Wahn, zerſchlagen
hat.
An die Hoͤfe, in die Pallaͤſte haſt du
dich gedraͤngt, wo man der Menſchen lacht,
indem man ſie mißbraucht, wo man ſie mit
Fuͤßen tritt, waͤhrend man das verpraßt,
was man ihnen geraubt hat. Die Herr-
ſcher der Welt, die Tyrannen mit ihren
Henkersknechten, wolluͤſtige Weiber, Pfaf-
fen, die eure Religion als Werkzeug der Un-
terdruͤckung nutzen, die haſt du geſehen,
und nicht den, der unter dem ſchweren Jo-
che ſeufzt, des Lebens Laſt geduldig traͤgt,

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[378/0389] er der Kunſt und ſeinem verdorbenen Willen allein verdankt? Haſt du ihn in ſeinem na- tuͤrlichen Zuſtand beobachtet, wo jede ſei- ner unverſtellten Aeußerungen, das Gepraͤ- ge ſeiner innern Stimmung an ſich traͤgt? Du haſt die Maske der Geſellſchaft fuͤr ſei- ne natuͤrliche Bildung genommen, und nur den Menſchen kennen gelernt, den ſei- ne Lage, ſein Stand, Reichthum, ſeine Macht und ſeine Wiſſenſchaften, der Ver- derbniß geweiht haben, der ſeine Natur an eurem Goͤtzen, dem Wahn, zerſchlagen hat. An die Hoͤfe, in die Pallaͤſte haſt du dich gedraͤngt, wo man der Menſchen lacht, indem man ſie mißbraucht, wo man ſie mit Fuͤßen tritt, waͤhrend man das verpraßt, was man ihnen geraubt hat. Die Herr- ſcher der Welt, die Tyrannen mit ihren Henkersknechten, wolluͤſtige Weiber, Pfaf- fen, die eure Religion als Werkzeug der Un- terdruͤckung nutzen, die haſt du geſehen, und nicht den, der unter dem ſchweren Jo- che ſeufzt, des Lebens Laſt geduldig traͤgt, und

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/389>, abgerufen am 22.11.2024.