Faust, sprang auf: Verflucht seyst du! Verflucht ich! die Stunde meiner Ge- burt! der, der mich gezeugt, die Brust die ich gesogen!
Teufel. Ha des herrlichen Augenblicks! des köstlichen Lohns meiner Mühe! Die Höl- le freut sich deiner Flüche, und erwartet ei- nen noch schrecklichern von dir. Thor, warst du nicht frey geschaffen? Trugst, em- pfandest du nicht, wie alle, die im Fleische leben, den Trieb zum Guten, wie zum Bö- sen, in deiner Brust? Warum tratst du ver- wegen aus dem Gleise, das dir so bestimmt vorgezeichnet war? Warum wagtest du dei- ne Kräfte an dem und gegen den zu versu- chen, der nicht zu erreichen ist? Warum wolltest du mit dem richten und rechten, den du nicht fassen und denken kannst? Warum trieb Stolz die Pflanze aufwärts, die nur an der Erde hinkriechen soll? Hat er dich nicht so geschaffen, daß du über den Teu- fel, wie über die Thiere der Erde erhaben stundest? Dir verlieh er den unterschei-
den-
Fauſt, ſprang auf: Verflucht ſeyſt du! Verflucht ich! die Stunde meiner Ge- burt! der, der mich gezeugt, die Bruſt die ich geſogen!
Teufel. Ha des herrlichen Augenblicks! des koͤſtlichen Lohns meiner Muͤhe! Die Hoͤl- le freut ſich deiner Fluͤche, und erwartet ei- nen noch ſchrecklichern von dir. Thor, warſt du nicht frey geſchaffen? Trugſt, em- pfandeſt du nicht, wie alle, die im Fleiſche leben, den Trieb zum Guten, wie zum Boͤ- ſen, in deiner Bruſt? Warum tratſt du ver- wegen aus dem Gleiſe, das dir ſo beſtimmt vorgezeichnet war? Warum wagteſt du dei- ne Kraͤfte an dem und gegen den zu verſu- chen, der nicht zu erreichen iſt? Warum wollteſt du mit dem richten und rechten, den du nicht faſſen und denken kannſt? Warum trieb Stolz die Pflanze aufwaͤrts, die nur an der Erde hinkriechen ſoll? Hat er dich nicht ſo geſchaffen, daß du uͤber den Teu- fel, wie uͤber die Thiere der Erde erhaben ſtundeſt? Dir verlieh er den unterſchei-
den-
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Fauſt, ſprang auf: Verflucht ſeyſt
du! Verflucht ich! die Stunde meiner Ge-
burt! der, der mich gezeugt, die Bruſt die
ich geſogen!
Teufel. Ha des herrlichen Augenblicks!
des koͤſtlichen Lohns meiner Muͤhe! Die Hoͤl-
le freut ſich deiner Fluͤche, und erwartet ei-
nen noch ſchrecklichern von dir. Thor,
warſt du nicht frey geſchaffen? Trugſt, em-
pfandeſt du nicht, wie alle, die im Fleiſche
leben, den Trieb zum Guten, wie zum Boͤ-
ſen, in deiner Bruſt? Warum tratſt du ver-
wegen aus dem Gleiſe, das dir ſo beſtimmt
vorgezeichnet war? Warum wagteſt du dei-
ne Kraͤfte an dem und gegen den zu verſu-
chen, der nicht zu erreichen iſt? Warum
wollteſt du mit dem richten und rechten, den
du nicht faſſen und denken kannſt? Warum
trieb Stolz die Pflanze aufwaͤrts, die nur
an der Erde hinkriechen ſoll? Hat er dich
nicht ſo geſchaffen, daß du uͤber den Teu-
fel, wie uͤber die Thiere der Erde erhaben
ſtundeſt? Dir verlieh er den unterſchei-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/403>, abgerufen am 21.11.2024.
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