"einförmigen Glanz des Himmels vergessen. "Ich gestehe, wir haben viel gelitten, und "leiden noch, da die Ausübung unsrer Kräf- "te von dem beschränkt ist, der uns mehr "zu fürchten scheint, als wir ihn; aber in "dem Gefühl der Rache, die wir an den "Söhnen des Staubs, seinen schwachen "Günstlingen nehmen, in der Betrachtung "ihres Wahnsinns und ihrer Laster, wodurch "sie unaufhörlich seine Zwecke zerrütten, "liegt Ersatz für dieses Leiden. Heil euch "allen, die dieser Gedanke hoch entflammt!
"Vernehmt nun die Veranlassung zu dem "Feste, das ich heute mit euch feyren will. "Faust, ein kühner Sterblicher, der gleich "uns mit dem Ewigen hadert, und durch "die Kraft seines Geistes würdig werden "kann, die Hölle einst mit uns zu bewohnen, "hat die Kunst erfunden, die Bücher, das "gefährliche Spielzeug der Menschen, die "Fortpflanzer des Wahnsinns, der Irr- "thümer, der Lügen und Greuel, die Quelle "des Stolzes, und die Mutter peinlicher
"Zwei-
„einfoͤrmigen Glanz des Himmels vergeſſen. „Ich geſtehe, wir haben viel gelitten, und „leiden noch, da die Ausuͤbung unſrer Kraͤf- „te von dem beſchraͤnkt iſt, der uns mehr „zu fuͤrchten ſcheint, als wir ihn; aber in „dem Gefuͤhl der Rache, die wir an den „Soͤhnen des Staubs, ſeinen ſchwachen „Guͤnſtlingen nehmen, in der Betrachtung „ihres Wahnſinns und ihrer Laſter, wodurch „ſie unaufhoͤrlich ſeine Zwecke zerruͤtten, „liegt Erſatz fuͤr dieſes Leiden. Heil euch „allen, die dieſer Gedanke hoch entflammt!
„Vernehmt nun die Veranlaſſung zu dem „Feſte, das ich heute mit euch feyren will. „Fauſt, ein kuͤhner Sterblicher, der gleich „uns mit dem Ewigen hadert, und durch „die Kraft ſeines Geiſtes wuͤrdig werden „kann, die Hoͤlle einſt mit uns zu bewohnen, „hat die Kunſt erfunden, die Buͤcher, das „gefaͤhrliche Spielzeug der Menſchen, die „Fortpflanzer des Wahnſinns, der Irr- „thuͤmer, der Luͤgen und Greuel, die Quelle „des Stolzes, und die Mutter peinlicher
„Zwei-
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„einfoͤrmigen Glanz des Himmels vergeſſen.
„Ich geſtehe, wir haben viel gelitten, und
„leiden noch, da die Ausuͤbung unſrer Kraͤf-
„te von dem beſchraͤnkt iſt, der uns mehr
„zu fuͤrchten ſcheint, als wir ihn; aber in
„dem Gefuͤhl der Rache, die wir an den
„Soͤhnen des Staubs, ſeinen ſchwachen
„Guͤnſtlingen nehmen, in der Betrachtung
„ihres Wahnſinns und ihrer Laſter, wodurch
„ſie unaufhoͤrlich ſeine Zwecke zerruͤtten,
„liegt Erſatz fuͤr dieſes Leiden. Heil euch
„allen, die dieſer Gedanke hoch entflammt!
„Vernehmt nun die Veranlaſſung zu dem
„Feſte, das ich heute mit euch feyren will.
„Fauſt, ein kuͤhner Sterblicher, der gleich
„uns mit dem Ewigen hadert, und durch
„die Kraft ſeines Geiſtes wuͤrdig werden
„kann, die Hoͤlle einſt mit uns zu bewohnen,
„hat die Kunſt erfunden, die Buͤcher, das
„gefaͤhrliche Spielzeug der Menſchen, die
„Fortpflanzer des Wahnſinns, der Irr-
„thuͤmer, der Luͤgen und Greuel, die Quelle
„des Stolzes, und die Mutter peinlicher
„Zwei-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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