bis zum Unsinn und zur Lästerung getrie- ben zu haben, die Quaal der Hölle erwartet dich dafür. Es ist Zeit zum Abfahren, dei- ne Rolle ist hier gespielt, du beginnest eine, die nie enden wird. Tritt aus deinen: Kreiße, und begrabe den Unglücklichen; dann will ich dich fassen, deinen bebenden, mürben Leib von deiner Seele streifen, wie man dem Aale die Haut abstreift, ihn zer- stückt auf das umherliegende Feld streuen, den Vorübergehenden zum Ekel und Abscheu.
7.
Faust stieg den Galgen hinauf, und löste den Strick von dem Halse seines Sohns; trug ihn auf das nahe Feld, das der Pflug frisch aufgerissen, grub mit seinen Händen, unter Schluchzen und Thränen ein Grab, und legte den Unglücklichen hinein. Hier- auf trat er vor den Teufel, und sprach mit wildem Tone:
"Das Maas meines Jammers ist voll, zer- "schlage das Gefäß, das ihn nicht mehr
"fassen
bis zum Unſinn und zur Laͤſterung getrie- ben zu haben, die Quaal der Hoͤlle erwartet dich dafuͤr. Es iſt Zeit zum Abfahren, dei- ne Rolle iſt hier geſpielt, du beginneſt eine, die nie enden wird. Tritt aus deinen: Kreiße, und begrabe den Ungluͤcklichen; dann will ich dich faſſen, deinen bebenden, muͤrben Leib von deiner Seele ſtreifen, wie man dem Aale die Haut abſtreift, ihn zer- ſtuͤckt auf das umherliegende Feld ſtreuen, den Voruͤbergehenden zum Ekel und Abſcheu.
7.
Fauſt ſtieg den Galgen hinauf, und loͤſte den Strick von dem Halſe ſeines Sohns; trug ihn auf das nahe Feld, das der Pflug friſch aufgeriſſen, grub mit ſeinen Haͤnden, unter Schluchzen und Thraͤnen ein Grab, und legte den Ungluͤcklichen hinein. Hier- auf trat er vor den Teufel, und ſprach mit wildem Tone:
„Das Maas meines Jammers iſt voll, zer- „ſchlage das Gefaͤß, das ihn nicht mehr
„faſſen
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bis zum Unſinn und zur Laͤſterung getrie-
ben zu haben, die Quaal der Hoͤlle erwartet
dich dafuͤr. Es iſt Zeit zum Abfahren, dei-
ne Rolle iſt hier geſpielt, du beginneſt eine,
die nie enden wird. Tritt aus deinen:
Kreiße, und begrabe den Ungluͤcklichen;
dann will ich dich faſſen, deinen bebenden,
muͤrben Leib von deiner Seele ſtreifen, wie
man dem Aale die Haut abſtreift, ihn zer-
ſtuͤckt auf das umherliegende Feld ſtreuen,
den Voruͤbergehenden zum Ekel und Abſcheu.
7.
Fauſt ſtieg den Galgen hinauf, und loͤſte
den Strick von dem Halſe ſeines Sohns;
trug ihn auf das nahe Feld, das der Pflug
friſch aufgeriſſen, grub mit ſeinen Haͤnden,
unter Schluchzen und Thraͤnen ein Grab,
und legte den Ungluͤcklichen hinein. Hier-
auf trat er vor den Teufel, und ſprach mit
wildem Tone:
„Das Maas meines Jammers iſt voll, zer-
„ſchlage das Gefaͤß, das ihn nicht mehr
„faſſen
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/411>, abgerufen am 21.11.2024.
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