"fassen kann; aber noch habe ich Muth, "mit dir um mein Leben zu kämpfen, denn "ich will nicht sterben, wie der Sclave, der "unter der Gewalt seines Herrn, ohne Wi- "derstand hinsinkt. Erscheine mir, unter "welcher Gestalt du willst, ich ringe mit "dir. Um der Freyheit, der Unabhängig- "keit, zog ich dich aus der Hölle, am Ran- "de der Hölle will ich sie behaupten, am "Rande der furchtbaren Wohnung will ich "noch meine Kraft gebrauchen, und fühlen, "daß ich dich einst an meinem Zauberkreiße "gefesselt sah, und dich zu geisseln drohte. "Was du in meinen Augen siehst, sind "Thränen der Verstockung, Thränen grim- "migen Unwillens -- Teufel, nicht du, "mein eignes Herz siegt über mich!"
Teufel. Ekelhafter Prahler! mit diesem Fleische reiß ich dir die Maske ab, die mir Muth vorlügt, und stelle dich hin in deiner elenden, scheußlichen Nacktheit. Die Ra- che rauscht heran, und Ewigkeit ist ihr Name.
Er
Fausts Leben. C c
„faſſen kann; aber noch habe ich Muth, „mit dir um mein Leben zu kaͤmpfen, denn „ich will nicht ſterben, wie der Sclave, der „unter der Gewalt ſeines Herrn, ohne Wi- „derſtand hinſinkt. Erſcheine mir, unter „welcher Geſtalt du willſt, ich ringe mit „dir. Um der Freyheit, der Unabhaͤngig- „keit, zog ich dich aus der Hoͤlle, am Ran- „de der Hoͤlle will ich ſie behaupten, am „Rande der furchtbaren Wohnung will ich „noch meine Kraft gebrauchen, und fuͤhlen, „daß ich dich einſt an meinem Zauberkreiße „gefeſſelt ſah, und dich zu geiſſeln drohte. „Was du in meinen Augen ſiehſt, ſind „Thraͤnen der Verſtockung, Thraͤnen grim- „migen Unwillens — Teufel, nicht du, „mein eignes Herz ſiegt uͤber mich!“
Teufel. Ekelhafter Prahler! mit dieſem Fleiſche reiß ich dir die Maske ab, die mir Muth vorluͤgt, und ſtelle dich hin in deiner elenden, ſcheußlichen Nacktheit. Die Ra- che rauſcht heran, und Ewigkeit iſt ihr Name.
Er
Fauſts Leben. C c
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„faſſen kann; aber noch habe ich Muth,
„mit dir um mein Leben zu kaͤmpfen, denn
„ich will nicht ſterben, wie der Sclave, der
„unter der Gewalt ſeines Herrn, ohne Wi-
„derſtand hinſinkt. Erſcheine mir, unter
„welcher Geſtalt du willſt, ich ringe mit
„dir. Um der Freyheit, der Unabhaͤngig-
„keit, zog ich dich aus der Hoͤlle, am Ran-
„de der Hoͤlle will ich ſie behaupten, am
„Rande der furchtbaren Wohnung will ich
„noch meine Kraft gebrauchen, und fuͤhlen,
„daß ich dich einſt an meinem Zauberkreiße
„gefeſſelt ſah, und dich zu geiſſeln drohte.
„Was du in meinen Augen ſiehſt, ſind
„Thraͤnen der Verſtockung, Thraͤnen grim-
„migen Unwillens — Teufel, nicht du,
„mein eignes Herz ſiegt uͤber mich!“
Teufel. Ekelhafter Prahler! mit dieſem
Fleiſche reiß ich dir die Maske ab, die mir
Muth vorluͤgt, und ſtelle dich hin in deiner
elenden, ſcheußlichen Nacktheit. Die Ra-
che rauſcht heran, und Ewigkeit iſt ihr
Name.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/412>, abgerufen am 24.11.2024.
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