Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"wollen, für alles unfaßliche, Worte und
"Zahlen erfinden, Systeme auf Systeme
"häufen, bis sie die Finsterniß auf Erden
"gezogen haben, wodurch nur die Zweifel
"wie Irrwische, die den Wandrer in Sumpf
"locken, blitzen. Nur dann werden sie hel-
"le zu sehen glauben, und da erwarte ich
"sie! Wenn sie die Religion weggeräumt
"haben, wie alten Schutt, und gezwungen
"sind, aus dem stinkenden Ueberbleibsel ein
"neues ungeheures Gemische von Menschen-
"weisheit und Aberglauben zusammenzugie-
"ßen, dann erwarte ich sie! Und dann ma-
"chet weit die Thore der Hölle, daß das
"Menschengeschlecht einziehe! Der erste
"Schritt ist geschehen, der zweite ist nah.
"Noch eine schreckliche Revolution auf dem
"Erdboden steht bevor. Ich berühre sie
"nur mit flüchtiger Eile. Bald werden
"die Bewohner der alten Welt ausziehen,
"um neue, ihnen bisher unbekannte Erd-
"striche zu entdecken. Dort werden sie Milli-
"onen in religiöser Wuth erwürgen, um sich

"des
C 3

„wollen, fuͤr alles unfaßliche, Worte und
„Zahlen erfinden, Syſteme auf Syſteme
„haͤufen, bis ſie die Finſterniß auf Erden
„gezogen haben, wodurch nur die Zweifel
„wie Irrwiſche, die den Wandrer in Sumpf
„locken, blitzen. Nur dann werden ſie hel-
„le zu ſehen glauben, und da erwarte ich
„ſie! Wenn ſie die Religion weggeraͤumt
„haben, wie alten Schutt, und gezwungen
„ſind, aus dem ſtinkenden Ueberbleibſel ein
„neues ungeheures Gemiſche von Menſchen-
„weisheit und Aberglauben zuſammenzugie-
„ßen, dann erwarte ich ſie! Und dann ma-
„chet weit die Thore der Hoͤlle, daß das
„Menſchengeſchlecht einziehe! Der erſte
„Schritt iſt geſchehen, der zweite iſt nah.
„Noch eine ſchreckliche Revolution auf dem
„Erdboden ſteht bevor. Ich beruͤhre ſie
„nur mit fluͤchtiger Eile. Bald werden
„die Bewohner der alten Welt ausziehen,
„um neue, ihnen bisher unbekannte Erd-
„ſtriche zu entdecken. Dort werden ſie Milli-
„onen in religioͤſer Wuth erwuͤrgen, um ſich

„des
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0048" n="37"/>
&#x201E;wollen, fu&#x0364;r alles unfaßliche, Worte und<lb/>
&#x201E;Zahlen erfinden, Sy&#x017F;teme auf Sy&#x017F;teme<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;ufen, bis &#x017F;ie die Fin&#x017F;terniß auf Erden<lb/>
&#x201E;gezogen haben, wodurch nur die Zweifel<lb/>
&#x201E;wie Irrwi&#x017F;che, die den Wandrer in Sumpf<lb/>
&#x201E;locken, blitzen. Nur dann werden &#x017F;ie hel-<lb/>
&#x201E;le zu &#x017F;ehen glauben, und da erwarte ich<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie! Wenn &#x017F;ie die Religion weggera&#x0364;umt<lb/>
&#x201E;haben, wie alten Schutt, und gezwungen<lb/>
&#x201E;&#x017F;ind, aus dem &#x017F;tinkenden Ueberbleib&#x017F;el ein<lb/>
&#x201E;neues ungeheures Gemi&#x017F;che von Men&#x017F;chen-<lb/>
&#x201E;weisheit und Aberglauben zu&#x017F;ammenzugie-<lb/>
&#x201E;ßen, dann erwarte ich &#x017F;ie! Und dann ma-<lb/>
&#x201E;chet weit die Thore der Ho&#x0364;lle, daß das<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht einziehe! Der er&#x017F;te<lb/>
&#x201E;Schritt i&#x017F;t ge&#x017F;chehen, der zweite i&#x017F;t nah.<lb/>
&#x201E;Noch eine &#x017F;chreckliche Revolution auf dem<lb/>
&#x201E;Erdboden &#x017F;teht bevor. Ich beru&#x0364;hre &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;nur mit flu&#x0364;chtiger Eile. Bald werden<lb/>
&#x201E;die Bewohner der alten Welt ausziehen,<lb/>
&#x201E;um neue, ihnen bisher unbekannte Erd-<lb/>
&#x201E;&#x017F;triche zu entdecken. Dort werden &#x017F;ie Milli-<lb/>
&#x201E;onen in religio&#x0364;&#x017F;er Wuth erwu&#x0364;rgen, um &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0048] „wollen, fuͤr alles unfaßliche, Worte und „Zahlen erfinden, Syſteme auf Syſteme „haͤufen, bis ſie die Finſterniß auf Erden „gezogen haben, wodurch nur die Zweifel „wie Irrwiſche, die den Wandrer in Sumpf „locken, blitzen. Nur dann werden ſie hel- „le zu ſehen glauben, und da erwarte ich „ſie! Wenn ſie die Religion weggeraͤumt „haben, wie alten Schutt, und gezwungen „ſind, aus dem ſtinkenden Ueberbleibſel ein „neues ungeheures Gemiſche von Menſchen- „weisheit und Aberglauben zuſammenzugie- „ßen, dann erwarte ich ſie! Und dann ma- „chet weit die Thore der Hoͤlle, daß das „Menſchengeſchlecht einziehe! Der erſte „Schritt iſt geſchehen, der zweite iſt nah. „Noch eine ſchreckliche Revolution auf dem „Erdboden ſteht bevor. Ich beruͤhre ſie „nur mit fluͤchtiger Eile. Bald werden „die Bewohner der alten Welt ausziehen, „um neue, ihnen bisher unbekannte Erd- „ſtriche zu entdecken. Dort werden ſie Milli- „onen in religioͤſer Wuth erwuͤrgen, um ſich „des C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/48
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/48>, abgerufen am 21.11.2024.