"wollen, für alles unfaßliche, Worte und "Zahlen erfinden, Systeme auf Systeme "häufen, bis sie die Finsterniß auf Erden "gezogen haben, wodurch nur die Zweifel "wie Irrwische, die den Wandrer in Sumpf "locken, blitzen. Nur dann werden sie hel- "le zu sehen glauben, und da erwarte ich "sie! Wenn sie die Religion weggeräumt "haben, wie alten Schutt, und gezwungen "sind, aus dem stinkenden Ueberbleibsel ein "neues ungeheures Gemische von Menschen- "weisheit und Aberglauben zusammenzugie- "ßen, dann erwarte ich sie! Und dann ma- "chet weit die Thore der Hölle, daß das "Menschengeschlecht einziehe! Der erste "Schritt ist geschehen, der zweite ist nah. "Noch eine schreckliche Revolution auf dem "Erdboden steht bevor. Ich berühre sie "nur mit flüchtiger Eile. Bald werden "die Bewohner der alten Welt ausziehen, "um neue, ihnen bisher unbekannte Erd- "striche zu entdecken. Dort werden sie Milli- "onen in religiöser Wuth erwürgen, um sich
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„wollen, fuͤr alles unfaßliche, Worte und „Zahlen erfinden, Syſteme auf Syſteme „haͤufen, bis ſie die Finſterniß auf Erden „gezogen haben, wodurch nur die Zweifel „wie Irrwiſche, die den Wandrer in Sumpf „locken, blitzen. Nur dann werden ſie hel- „le zu ſehen glauben, und da erwarte ich „ſie! Wenn ſie die Religion weggeraͤumt „haben, wie alten Schutt, und gezwungen „ſind, aus dem ſtinkenden Ueberbleibſel ein „neues ungeheures Gemiſche von Menſchen- „weisheit und Aberglauben zuſammenzugie- „ßen, dann erwarte ich ſie! Und dann ma- „chet weit die Thore der Hoͤlle, daß das „Menſchengeſchlecht einziehe! Der erſte „Schritt iſt geſchehen, der zweite iſt nah. „Noch eine ſchreckliche Revolution auf dem „Erdboden ſteht bevor. Ich beruͤhre ſie „nur mit fluͤchtiger Eile. Bald werden „die Bewohner der alten Welt ausziehen, „um neue, ihnen bisher unbekannte Erd- „ſtriche zu entdecken. Dort werden ſie Milli- „onen in religioͤſer Wuth erwuͤrgen, um ſich
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„wollen, fuͤr alles unfaßliche, Worte und
„Zahlen erfinden, Syſteme auf Syſteme
„haͤufen, bis ſie die Finſterniß auf Erden
„gezogen haben, wodurch nur die Zweifel
„wie Irrwiſche, die den Wandrer in Sumpf
„locken, blitzen. Nur dann werden ſie hel-
„le zu ſehen glauben, und da erwarte ich
„ſie! Wenn ſie die Religion weggeraͤumt
„haben, wie alten Schutt, und gezwungen
„ſind, aus dem ſtinkenden Ueberbleibſel ein
„neues ungeheures Gemiſche von Menſchen-
„weisheit und Aberglauben zuſammenzugie-
„ßen, dann erwarte ich ſie! Und dann ma-
„chet weit die Thore der Hoͤlle, daß das
„Menſchengeſchlecht einziehe! Der erſte
„Schritt iſt geſchehen, der zweite iſt nah.
„Noch eine ſchreckliche Revolution auf dem
„Erdboden ſteht bevor. Ich beruͤhre ſie
„nur mit fluͤchtiger Eile. Bald werden
„die Bewohner der alten Welt ausziehen,
„um neue, ihnen bisher unbekannte Erd-
„ſtriche zu entdecken. Dort werden ſie Milli-
„onen in religioͤſer Wuth erwuͤrgen, um ſich
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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