liebkosen und danken, gleichwohl ist der Au- tor davon der bayerische Hofpoet, der erst kürzlich Hungers, folglich in Verzweif- lung, gestorben und so zur Hölle gefahren war. Er verfertigte dieses Ballet auf des Fürsten Leviathans Befehl, der den Sinn hatte, Talente auszuspähen, nach dem neu- sten Geschmack seines Hofes, und legte ver- muthlich die giftige Anspielung auf die Wis- senschaften darum hinein, weil sie ihn so schlecht genährt hatten. Vielleicht auch, daß Leviathan, der so gut wußte, was dem Satan gefiel, ihm den Wink dazu gegeben hat. Es sey wie ihm wolle, dieser erndtete den Lohn ein, und der dünne Schatten des bayerischen Hofpoets saß kauernd hinter ei- nem Felsen des Theaters, und sah mit tiefem Schmerz, wie der Satan den Levia- than für seine Arbeit liebkoste.
7.
Die frohen, berauschten Teufel lärmten hierauf, daß sie das Geheul der Verdamm-
ten
Fausts Leben. D
liebkoſen und danken, gleichwohl iſt der Au- tor davon der bayeriſche Hofpoet, der erſt kuͤrzlich Hungers, folglich in Verzweif- lung, geſtorben und ſo zur Hoͤlle gefahren war. Er verfertigte dieſes Ballet auf des Fuͤrſten Leviathans Befehl, der den Sinn hatte, Talente auszuſpaͤhen, nach dem neu- ſten Geſchmack ſeines Hofes, und legte ver- muthlich die giftige Anſpielung auf die Wiſ- ſenſchaften darum hinein, weil ſie ihn ſo ſchlecht genaͤhrt hatten. Vielleicht auch, daß Leviathan, der ſo gut wußte, was dem Satan gefiel, ihm den Wink dazu gegeben hat. Es ſey wie ihm wolle, dieſer erndtete den Lohn ein, und der duͤnne Schatten des bayeriſchen Hofpoets ſaß kauernd hinter ei- nem Felſen des Theaters, und ſah mit tiefem Schmerz, wie der Satan den Levia- than fuͤr ſeine Arbeit liebkoſte.
7.
Die frohen, berauſchten Teufel laͤrmten hierauf, daß ſie das Geheul der Verdamm-
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Fauſts Leben. D
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liebkoſen und danken, gleichwohl iſt der Au-
tor davon der bayeriſche Hofpoet, der erſt
kuͤrzlich Hungers, folglich in Verzweif-
lung, geſtorben und ſo zur Hoͤlle gefahren
war. Er verfertigte dieſes Ballet auf des
Fuͤrſten Leviathans Befehl, der den Sinn
hatte, Talente auszuſpaͤhen, nach dem neu-
ſten Geſchmack ſeines Hofes, und legte ver-
muthlich die giftige Anſpielung auf die Wiſ-
ſenſchaften darum hinein, weil ſie ihn ſo
ſchlecht genaͤhrt hatten. Vielleicht auch,
daß Leviathan, der ſo gut wußte, was dem
Satan gefiel, ihm den Wink dazu gegeben
hat. Es ſey wie ihm wolle, dieſer erndtete
den Lohn ein, und der duͤnne Schatten des
bayeriſchen Hofpoets ſaß kauernd hinter ei-
nem Felſen des Theaters, und ſah mit
tiefem Schmerz, wie der Satan den Levia-
than fuͤr ſeine Arbeit liebkoſte.
7.
Die frohen, berauſchten Teufel laͤrmten
hierauf, daß ſie das Geheul der Verdamm-
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Fauſts Leben. D
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/60>, abgerufen am 21.11.2024.
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